Die Sortier- und Verteilanlage besteht aus einer einfachen statischen, sensor- und antriebslosen Fahrschiene sowie den intelligenten Fahrzeugen.

Die Sortier- und Verteilanlage besteht aus einer einfachen statischen, sensor- und antriebslosen Fahrschiene sowie den intelligenten Fahrzeugen.Beumer

Der Flughafen Danzig wurde innerhalb von zwei Jahren für rund 60 Millionen Euro modernisiert und ausgebaut. Für eine schnelle und zuverlässige Gepäckabfertigung vom Check-in bis zur Gepäckverladung sorgt seitdem das Gepäck-Transportsystem Beumer Autover. Dafür wurde ein 506 m langes Schienensystem mit 44 Fahrzeugen für die Koffer sowie 20 Einschleusbänder und zwölf Endstellen im neuen Terminalgebäude installiert.

Umwerfbänder übergeben das Gepäck nun nach dem Check-in an die Fahrzeuge. Danach durchläuft es in der Gepäckhalle eine fünfstufige Röntgenkontrolle und gelangt schließlich automatisch in die Zielendstellen, aus denen die Gepäckstücke verladen und zum Flugzeug transportiert werden. Die mit eigenem Antrieb und On-Board-Controller ausgestatteten Fahrzeuge bewegen sich dabei selbstständig und unabhängig voneinander mit einer Geschwindigkeit von bis zu 5 m/s durch das Schienensystem. Energie und Daten werden an die Fahrzeuge berührungslos übertragen.

Die Transportanlage mit rund 3.000 unterschiedlichen Messwerten, Schalt­zuständen und Meldungen sowie etwa 10.000 Alarmen, die verarbeitet und dargestellt werden müssen, kommt nicht ohne Visualisierungslösung aus. Diese muss nicht nur leistungsfähig, sondern auch übersichtlich sowie komfortabel und einfach zu bedienen sein. Nur dann können die Mitarbeiter bei eventuellen Fehlern frühzeitig in das Logistik-System eingreifen. Verzögerungen im Betrieb oder gar ein Stillstand lassen sich so verhindern.

Steuern, Bedienen und Überwachen – aber komfortabel

Beumer setzt aus diesen Gründen auf die Prozessvisualisierungs-Software Webfactory 2010 aus dem Hause Webfactory. Die auf allen Microsoft-Plattformen einsetzbare Scada/HMI-Software zum webbasierten Visualisieren, Steuern und Überwachen von Maschinen und Anlagen lässt sich durch seine modulare Struktur und den durchgängigen Einsatz von Standardkomponenten einfach für unterschiedliche Projekte konfigurieren. „Mit Webfactory arbeiten wir schon seit Längerem erfolgreich zusammen“, erklärt Martin Schulenberg, Fachbereichsleiter Logistik-Software bei Beumer. „Auch bei der Gepäckabfertigung am Danziger Flughafen konnte die Prozessvisualisierungs- und Bedienungs-Software ihre Leistungsfähigkeit und vor allem ihre Anpassungsfähigkeit beweisen.“ Schließlich ging es bei dieser Aufgabe darum, auch Abläufe darzustellen, die über die klassischen Aufgaben einer Prozessvisualisierung hinausgehen, zum Beispiel Fahrzeuge in Bewegung.

Martin Schulenberg, Fachbereichsleiter Logistik Software bei Beumer

Martin Schulenberg, Fachbereichsleiter Logistik Software bei BeumerBeumer

„Durch die offenen Standards und der gut handhabbaren Grafik-Tools konnten wir die Visualisierung an das Beumer-Auto­ver-System anpassen. Zusätzliche Bedienelemente selbst zu programmieren und einzubinden war vergleichsweise einfach“, betont Schulenberg. Klickt der Anwender jetzt beispielsweise ein bestimmtes Fahrzeug an, kann er dessen Weg durch die gesamte Anlage verfolgen. Das ist von drei PC-Terminals aus möglich, die im Technikraum der Gepäckabfertigung und in zwei Kontrollräumen stehen. Außerdem können die Wartungstechniker übers Internet jederzeit auf die Anlage zugreifen. „Für diesen Service verbinden wir uns über VPN mit der Anlage“, ergänzt Schulenberg. Durch die vektorbasierten Grafiken auf Basis von Microsoft Silverlight lässt sich die Visualisierung verlustfrei an jede Bildschirmgröße anpassen. „Die Verwendung solcher offenen Standards in Kombination mit modernen und gängigen Programmiersprachen in der Entwicklungsumgebung leistet einen großen Beitrag, um das Engineering so effi­zient wie möglich zu gestalten“, fährt Schulenberg fort.

Von der Stand-alone-Lösung zum Clustersystem

Alle genannten Funktionen kombiniert mit einer skalierbaren Architektur ermöglichen es, die Visualisierungs-Software an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Spätere Erweiterungen sind einfach umzusetzen und auch heterogene Anlagenlandschaften lassen sich so auf einer gemeinsamen Plattform abbilden. Schulenberg erläutert die Relevanz dieser Vielseitigkeit: „Wir können die Software somit bei ganz unterschiedlichen Projekten durchgängig einsetzen. Durch die
Skalierbarkeit lässt sich eine kleine Stand-alone-Lösung ebenso realisieren wie komplexe Anlagen, bei denen viele tausend Messwerte verarbeitet, dargestellt und protokolliert werden müssen. Auch bei den einzelnen Features von der Protokollierung bis zum Alarmmanagement gibt es zahlreiche Möglichkeiten.“

Eine übersichtliche Darstellung erleichtert es, bei Fehlern frühzeitig in die Transportlogistik einzugreifen und so Stillstandszeiten zu vermeiden.

Eine übersichtliche Darstellung erleichtert es, bei Fehlern frühzeitig in die Transportlogistik einzugreifen und so Stillstandszeiten zu vermeiden.Webfactory

Beim Alarmmanagement beispielsweise steht dem Anwender eine ganze Palette an Varianten zur Verfügung: angefangen beim optischen oder akustischen Alarm, zum Beispiel an der Leitwarte, Pager-Meldungen über SMS- oder E-Mail-Versand an die jeweils Verantwortlichen bis hin zu einer synthetischen Sprachgenerierung. Zudem lassen sich in Bereitschaftsplänen die Zuständigkeiten definieren. Bei Bedarf arbeitet die Software dann die entsprechenden Alarm-Eskalationstabellen automatisch ab. Ist ein redundantes Visualisierungssystem gefordert, lässt sich die Software zu einem sogenannten Clustersystem ausgebauen: Ein Cluster besteht dabei aus bis zu acht Einzelrechnern, sogenannten Knoten, mit gemeinsamen Speicherplatten und einem verbindenden Netzwerk. Im Fehlerfall wandern einzelne Dienste von einem Knoten zum anderen, ein sogenannter Failover. Nachdem der Fehler beseitigt ist, geht das System wieder in den Urzustand zurück, was der Fachmann ‚Failback‘ nennt.

Auf der zukunftssicheren Seite

Am Flughafen Danzig hat sich die Gepäckabfertigung und damit auch die Visualisierungs-Software bewährt. „Der Einsatz von Webfactory hat das Projekt erheblich erleichtert“, fasst Schulenberg zusammen. „Ich bin deshalb sicher, dass wir auch in Zukunft mit dem Unternehmen zusammenarbeiten.“ Dazu trägt auch die kontinuierliche Weiterentwicklung bei: Seit Kurzem gibt es zum Beispiel ein HTML5-Modul, um von unterwegs aus auf Daten zugreifen zu können. Denn während die Microsoft-Silverlight-Technologie für komplexe Business-Anwendungen auch künftig für den Hersteller das Mittel der Wahl bleibt, bietet sich für den mobilen Schnellzugriff per Smartphone heute das betriebssystemunabhängige HTML5 an, das viele neue Funktionen auf allen gängigen Smartphones unterstützt.

Bernhard Böhrer

ist Geschäftsführer der Webfactory GmbH aus Buchen.

Ellen-Christine Reiff

ist Mitarbeiterin des Redaktionsbüro Stutensee.

(dl)

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