Auf Platz 1 steht bei den deutschen Unternehmen eine beschleunigte Automatisierung mit 47 %, weltweit sind es 36 % (Platz 3). Auf Platz 2 in Deutschland folgen mit 38 % Anpassungen bei der Belegschaft, weltweit 39 % (ebenfalls Platz 2). Mit 36 % an dritter Stelle wollen die deutschen Unternehmen ihre Lieferketten optimieren, weltweit gesehen sind es 52 % (Platz 1). Den vierten Platz in Deutschland belegt die digitale Transformation mit 34 %, weltweit gesehen sind es 31 % (Platz 4).
„Etliche Unternehmen haben schon vor der Corona-Krise einen harten Sparkurs gefahren – der wird jetzt noch deutlich an Intensität gewinnen“, sagt Constantin M. Gall, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
„Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Krise wird die Erkenntnis sein, dass die digitale Transformation noch viel zügiger umgesetzt werden muss. Ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell wird es zukünftig nicht mehr gehen. Schonungslos wurden in den vergangenen Wochen auch die Schwachstellen in den Lieferketten aufgedeckt. Auch hier werden viele Unternehmen schnell nachbessern.“
Die Auswirkungen auf die Beschäftigung würden sich aller Voraussicht nach zumindest bei den deutschen Konzernen in Grenzen halten, meint Gall. Denn: „Beim Personal haben die Unternehmen ebenfalls aus der Finanzkrise gelernt: Die Unternehmen, die damals an ihren Mitarbeitern festgehalten haben, konnten vom anschließenden Aufschwung profitieren und sind verhältnismäßig gut aus der Krise gekommen. Die umsichtige Nutzung des Kurzarbeitergeldes half damals bei der Planung der Unternehmen und könnte auch jetzt vielen von ihnen helfen.“
Autoindustrie und Maschinenbau am stärksten betroffen
Allerdings sind die Branchen nach Einschätzung der Unternehmen derzeit unterschiedlich betroffen. 27 % der Befragten weltweit erwarten, dass die Autoindustrie besonders schwer betroffen sein wird. 23 % prognostizieren starke Auswirkungen auf den Maschinenbau. Auch der Handel wird aus Sicht von 15 % der Befragten im Zentrum der Corona-Krise stehen.
Gall fasst zusammen: „Die Menschen verlassen kaum das Haus und konsumieren weniger. Firmen und Mitarbeiter wissen nicht, wie es weitergeht und halten sich mit Investitionen zurück. In vielen Bereichen stockt die Produktion – auch weil infolge unterbrochener Lieferketten Teile fehlen. Das führt gerade in der Autoindustrie, aber auch im Maschinenbau zu Umsatzeinbußen. Der Handel bietet dagegen ein geteiltes Bild: Während Unternehmen mit Produkten des täglichen Bedarfes und einem guten Onlinehandel ausgelastet sind, ist der Absatz bei anderen praktisch zum Erliegen gekommen.“
Krise bietet Chancen für Firmenübernahmen
Obwohl die heimischen Unternehmen mit 64 % erheblich mehr um ihre Profitabilität fürchten als der weltweite Durchschnitt (39 %), erkennen die deutschen Unternehmen derzeit aber auch Chancen für günstige Zukäufe – offenbar ein Lerneffekt aus der Finanzkrise 2009, bei der sich viele Unternehmen aus Vorsicht nicht trauten, aktiv zu werden: Jetzt sehen 26 % der deutschen Unternehmen die Gelegenheit, ihren Marktanteil durch Fusionen und Übernahmen auszubauen, 40 % hoffen auf sinkende Bewertungen möglicher Übernahmekandidaten. Weltweit beträgt der Anteil 23 beziehungsweise 39 %.
(dw)