Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), Stuttgart, für die 1.500 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Beschäftigten in Deutschland in diesem Frühjahr befragt wurden. Demzufolge sagen nur noch 6 % der Unternehmen, dass digitale Technologien für sie gar keine Rolle spielen – im Vorjahr war der Anteil mehr als doppelt so hoch.
Spitzenreiter bei der Digitalisierung sind die Mittelständler in der Branche Elektrotechnik, gefolgt von Finanzdienstleistung und Maschinenbau. Für 62 % der befragten Elektrotechnik-Unternehmen spielt die Digitalisierung eine sehr große Rolle. Die Entwicklung wird unter anderem getrieben durch die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse, aber auch durch die verstärkte Kundennachfrage im Bereich Smart Products – also etwa die Steuerung von Jalousien und Heizung per App oder Sprache, aber auch intelligente Kühlschränke oder Sicherheitssysteme. Bei den Finanz- und anderen Dienstleistungen spielt bei 46 % der Unternehmen die Digitalisierung eine sehr große Rolle; beim Maschinenbau sind es 39 %. Schlusslichter sind die Unternehmen in der Branche Ernährung (14 %) und Bau (10 %).
Als Einsatzgebiete der Digitaltechniken nannten die mittelständischen Unternehmen vor allem die Kundenbeziehungen (69 %) und die Nutzung von mobilen Endgeräten (58 %). Auf Platz 3 rangiert mit 51 % die Automatisierung der Produktion (Industrie 4.0), gefolgt auf Platz 4 mit 49 % die Integration von Lieferketten mit Partnern und schließlich mit 46 % die Produktentwicklung.
Neben den Unterschieden in den verschiedenen Branchen kommt es auch auf die Größe der mittelständischen Unternehmen an: Vor allem bei den großen Mittelständlern (Umsatz größer als 100 Millionen Euro) nehmen digitale Technologien bei 77 % der Unternehmen eine mittelgroße bis sehr große Rolle ein. Bei kleineren Unternehmen mit einem Umsatz von unter 30 Millionen Euro beträgt der Anteil dagegen nur 54 %.
Deutliche regionale Unterschiede
Allerdings stoßen die deutschen Mittelständler bei den Bemühungen, ihre Geschäftsmodelle stärker zu digitalisieren, offenbar von Bundesland zu Bundesland auf sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen: In den ostdeutschen Bundesländern bewerten gerade einmal 53 % der Unternehmen die Bedingungen vor Ort als positiv. In den westdeutschen Bundesländern liegt der Anteil hingegen bei 67 % – am höchsten in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Michael Marbler, Partner bei EY und verantwortlich für den Bereich Mittelstand, kommentierte: „Die Digitalisierung steht ganz oben auf der Agenda des deutschen Mittelstandes. Es gibt fast kein Unternehmen mehr, bei dem digitale Technologien für das eigene Geschäftsmodell bedeutungslos sind. Dennoch beobachten wir weiterhin zwei Geschwindigkeiten: Während vor allem die großen und wachstumsstarken Mittelständler auf die Digitalisierung setzen, gehen andere langsamer vor, wobei sie teils auch von den nicht immer optimalen Rahmenbedingungen vor Ort ausgebremst werden.“ Daher könne der flächendeckende Netzausbau für einige Mittelständler – insbesondere auf dem Land – zur Schicksalsfrage werden.
(dw)