Mit dem Vector-Awards zeichnet Igus, ein Hersteller von Energieketten und Gleitlagern, alle zwei Jahre technisch besonders anspruchsvolle und kreative Energieketten aus. In diesem Jahr gingen 266 Bewerbungen aus 32 Ländern ein. Die Jury besteht aus Vertretern von Fachmedien, Wirtschaft und Forschung.
Bei der Mehrspindel-Drehmaschine von Gildemeister Italiana sorgen acht fertig konfektionierte Energieketten für eine sichere Führung der Leitungen und Schläuche auf engstem Bauraum. Doch es geht um mehr: Die Energieketten vermindern die Durchlauf- und Rüstzeiten der Maschine, haben den Aufwand für Prozessentwicklung und -integration verringert und sind dabei dem zunehmenden Komplexitätsgrad gerecht geworden. Das Herzstück der Maschine ist die Spindeltrommel mit sechs Spindeln zur gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Werkstücke. Die Trommel bewegt die Werkstücke hochpräzise und schnell zu den Werkzeugen. Eine Fahrt für eine der sechs Spindeln in die nächste Position dauert nur 0,65 s. Um nach der Bearbeitung in den sechs Stationen wieder in die Ausgangsposition zu gelangen, ist eine Rückdrehung der Trommel um einen Winkel von 300° notwendig. Dafür benötigt die über drei Tonnen schwere Einheit nur 1 s. Die große Herausforderung war, eine sichere Energieführung für alle sechs Spindeln zu konstruieren. Die Lösung: ein Energieführungssystem, das die Rotation der Trommel mitmacht und die Linearbewegungen der Spindeltrommeln ermöglicht. Insgesamt 8 Igus-Energieketten, 64 Leitungen und 73 Schläuche kommen in der Drehmaschine zum Einsatz. Für diese Anwendung erhielt Gildemeister Italiana den goldenen Vector-award und 5.000 Euro Preisgeld.
Silber und Bronze für AlpinaTec und Grenzebach
Der silberne Vector-Award geht an Alpina Tec aus Österreich für deren Arbeit am Fraunhofer-Projekt Gestra, ein radar-basiertes System zum Suchen und Kartografieren von Weltraumschrott. Um das Radarsystem zu bewegen und auszurichten verfügt es über zwei Drei-Achs-Positioniersysteme mit elektrisch verspannten und spielfreien Antrieben. Dafür mussten entsprechende Leitungs- und Versorgungswege konstruiert wurden. Durch das vorgegebene enge Bauvolumen, die Komplexität und Freiheitsgrade der Achsanordnung, sowie durch die Vielzahl der zu leitenden Medien und Signale – die zu sehr vielen Schläuchen und Kabeln führte – war die kompakte Energieführung eine große Herausforderung in diesem Projekt. Für die Elevationsachse wurde ein beidseitiges Doppelkettensystem konstruiert. Für die Azimut-Achse wurde eine komplexe Drehenergieführung einschließlich ‚schwimmender Insel‘ entwickelt und realisiert.
Den Preis in Bronze gewinnt Grenzebach Maschinenbau mit seiner Rührreib-Schweißanlage. Der Schweißkopf muss Drehbewegungen von ± 720° realisieren. Die gleichen Anforderungen gelten auch für die eingesetzten Leitungen und Schläuche, die innerhalb des Schweißkopfes sicher geführt werden müssen. Für den kompakten Bauraum zeigte sich die Kopplung eines Twisterbandes mit den Energieführungsketten R4 als kreative und ausfallsichere Lösung.
Grüner Vector-Award für nachhaltige Projekte
Seit Ende 2019 nimmt Igus zum Beispiel gebrauchte Energieketten zurück und recycelt sie. Daher war es auch ein Anliegen der Jury, einen Preis für besonders nachhaltige Energieketten-Projekte zu verleihen. Der grüne Vector-Award geht an die Maschinenhersteller Drop Water in den USA und deutschen Anlagenbauer Huber. DropWater erhielt den Preis für einen Automaten, der Getränke auf Knopfdruck in kompostierbare Behälter abfüllt. Dabei muss das Wasser für das Getränk nicht transportiert werden, weil der Automat über einen Wasseranschluss verfügt. Für die sichere Leitungsführung des eingesetzten Linearroboters sorgt eine konfektionierte Readychain. Huber setzt in einer Wasseraufbereitungsanlage in Ägypten auf eine Klärschlammtrocknung mit Sonnenenergie. Mit der Anlage wird das Trinkwasser aus dem verschmutzten Bahr-El-Baqar-Kanalsystem für 500.000 Menschen wiederaufbereitet. Für eine ausfallsichere Strom- und Energieversorgung der automatischen Anlage kommen in 128 Einheiten Igus-Energieketten mit Chainflex-Leitungen auf einem Verfahrweg von 100 m zum Einsatz.
(dw)