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(Bild: Messe München)

Falk Senger, Geschäftsführer der Messe München, strahlt ob der Rekordergebnisse: „Mit 8 Prozent mehr Aussteller, 10 Prozent höherem Besucherwachstum und einer Flächenvergrößerung von über 20 Prozent ist die electronica der wichtigste Treffpunkt der Elektronikbranche. Uns freut besonders, dass Aussteller und Besucher von einer weiter zunehmenden Bedeutung der electronica ausgehen.“ Neben Deutschland zählten China, Taiwan, die USA und Großbritannien zu den ausstellerstärksten Ländern (in dieser Reihenfolge). Immerhin reflektierten die Aussteller die hohe Innovationskraft ihrer Branche im relevanten Kontext aller Komponenten, Systeme, Anwendungen und Technologien der Elektronik. Die Ausstellungsschwerpunkte reichten von der Leiterplatte über Halbleiter, Sensoren, Verbindungstechnik, Displays bis hin zu komplexen elektronischen Systemen und Electronic Manufacturing Services.

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Falk Senger, Geschäftsführer Messe München Messe München

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Die nächste electronica findet von 10. bis 13. November 2020 in München statt. Marisa Robles

80.000 Fachbesucher aus über 80 Ländern kamen nach München. Gerechnet worden war mit etwa 93.000 Besuchern, da dieses Jahr 17 Hallen als Ausstellungsfläche belegt wurden. Die Zufriedenheit unter den Besuchern erreichte erneut einen Spitzenwert, wie die Umfrage zeigt: 99 Prozent bewerteten die Veranstaltung mit ausgezeichnet bis gut. Zu den Top-Besucherländern zählten neben Deutschland – in dieser Reihenfolge – Italien, Österreich, Großbritannien und Nordirland, Frankreich, Schweiz, USA, Russische Föderation, China und Polen.

 

Highlight Künstliche Intelligenz

Im Hinblick auf den wachsenden Einfluss von Künstlicher Intelligenz im alltäglichen Leben hebt Kurt Sievers, President NXP & CEO NXP Semiconductors Germany, das diesjährige electronica-Motto „Connecting everything – smart, safe & secure“ hervor: „Zum einen benötigt Künstliche Intelligenz eine funktionierende Infrastruktur für die Kommunikation. Auf der anderen Seite werden sich Verbraucher nur auf Künstliche Intelligenz einlassen, wenn sie an das Thema mit dem Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens herangehen können.“

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Mit etwas über 4 m Durchmesser war die von Zollner Elektronik eigens für die Messe konzipierte LED-Kugel ein Eyecatcher. Marisa Robles

Der erste Messetag wartete mit der Eröffnungsrede und dem CEO-Roundtable auf, die beide Künstliche Intelligenz zum Thema hatten. In seiner Eröffnungsrede am ersten Messetag, stellte der US-Ökonom Jeremy Rifkin klare Forderungen an den Umgang mit Künstlicher Intelligenz: „Wir müssen verstehen, wofür man KI nutzen kann und wofür nicht. Big Data spielt eine große Rolle bei der Kommunikation, in der Energie und im Transport. In diesen Bereichen macht KI Sinn, um effizienter zu werden und Kosten zu senken.“

 

Am ersten Messetag diskutierten namhafte Branchenvertreter über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für die Elektronik. Zu den Teilnehmern der Talkrunde zählten Jean-Marc Chery (STMicroelectronics), Dean Ding (Alibaba), Alexander Kocher (Elektrobit), Reinhard Ploss (Infineon), Walden Rhines (Mentor Graphics) sowie Kurt Sievers (NXP). Im Rahmen des CEO-Roundtable betonte Reinhard Ploss die Notwendigkeit einer nachhaltigen Herangehensweise beim Thema Künstliche Intelligenz: „Wir haben eine ganze Reihe starker Industrien in Deutschland. Überall dort wird Künstliche Intelligenz einziehen und bestehende Dinge sowohl ergänzen als auch ersetzen. Daher ist es wichtig, eine KI-Strategie zu entwickeln, um eine digitale Industrie in Deutschland und Europa zu etablieren.“ Interessant dabei war, dass Dr. Dean Ding, CTO der IoT Unit von Alibaba, Europa eine führende Rolle auf diesem Gebiet zusprach. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Europa auf akademischer Ebene und mit Größen wie Siemens und Bosch führend auf dem Gebiet der KI seien. Allerdings fehle es seiner Ansicht nach an Venture-Capital, um KI weiter voranzutreiben. Die Experten machten überdies darauf aufmerksam, dass es auch darum gehe, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen der traditionellen, regelbasierten Steuerung und der neuen KI-Methode, die auf der Analyse großer Datenmengen beruht. Vor allem taugt KI dazu, IoT umzusetzen. Der CEO-Roundtable wurde moderiert von Prof. Dr. Michael Dowling (Uni Regensburg).

 

Automobilbranche weiterhin Triebfeder

„Marktforscher erwarten einen Anstieg der „Smart Connected Devices“ von rund 15 Mrd. Stück im Jahr 2015 auf 78 Mrd. im Jahr 2025“, erläuterte Kurt Sievers, President NXP & CEO NXP Semiconductors Germany, während der Hauptpressekonferenz zur Messeeröffnung. Wesentliche Voraussetzung für diese „IoT-Explosion“ ist seiner Ansicht nach die Verlagerung vom Cloud-Computing zum Edge-Computing mit integrierter Machine-Learning-Funktion. Ebenfalls hohe Wachstumsraten erwartet Sievers für den Automotive-Bereich. So seien etwa für Fahrzeuge mit dem Autonomie-Level 4 und 5 zusätzliche Halbleiterbausteine im Wert von durchschnittlich 1200 Dollar erforderlich und für elektrifizierte seien Halbleiter im Wert von 400 Dollar für Hybride und 450 Dollar für Elektroautos nötig.

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Wo überall steckt Infineon im Elektrobulli von VW? Das wollten viele wissen, weshalb sich bei Vorführungen Trauben bildeten. Messe München

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Ajit Manocha ist der Präsident und CEO von SEMI Messe München

Ajit Manocha, CEO SEMI, bestätigt die wachsende Bedeutung des Automotive-Bereichs: „Früher haben die Halbleiterhersteller nicht über Automotive geredet und die Autohersteller nicht über Halbleiter.“ Zwischenzeitlich habe sich das komplett geändert. Diese Einschätzung spiegelte sich auch auf der Messe wider: So einige Aussteller schmückten sich mit interessanten Fahrzeugen wie etwa Model 3 von Tesla oder der Elektrobulli von VW, der auf dem Messestand von Infineon zu sehen war.

 

Zwei Premieren: electronica Experience und Medical Electronics Conference

Die boomende Elektronikbranche füllt aber nicht nur immer mehr Messehallen, das anhaltende Wachstum hat auch seine Schattenseiten. So benötigt die Branche laut Senger in den nächsten Jahren bis zu 100.000 neue Fachkräfte, doch entsprechend qualifizierter Nachwuchs ist rar. Mit dem neuen Format „electronica Experience“ in der Halle C6 hat die Messe München ein neues Format aufgesetzt, um entsprechend gegenzusteuern und Aussteller, Studenten und Schüler miteinander zu vernetzen. An allen vier Messetagen ermöglichten Applikationen, Live-Demos sowie eine Jobbörse Einblicke in die Welt der Elektronik und ihre Berufsbilder. Auch der ZVEI sieht hier Handlungsbedarf: „Der positive Trend im Elektronikmarkt setzt sich auch auf der electronica 2018 fort. Dennoch darf der Fachkräftemangel nicht aus den Augen verloren werden. Der electronica ist mit „electronica Experience“ ein erfolgreiches Format geglückt, um Schüler und Studenten für die Elektronik zu begeistern“, ist sich Christoph Stoppok, Leiter Bereich Components, Mobility & Systems vom ZVEI sicher.

Medizin trifft Elektronik: Auf der electronica Medical Electronics Conference (eMEC) diskutierten Ärzte und Elektroniker erstmals über die Medizin der Zukunft unter der Fragestellung “The Connected Human: Healthier thanks to electronics and data?“ Oliver Hayden, Leiter Lehrstuhl für Biomedizinische Elektronik an der Technischen Universität München, zieht eine positive Bilanz: „Das eMEC-Format mit mehreren Bühnen in unmittelbarer Nähe war erfrischend und eine elegante Möglichkeit, den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, zu lernen, sich zu treffen und zu unterhalten. Ich freue mich auf die nächste Medical Electronic Conference.“ Die electronica Automotive Conference (eAC), die electronica Embedded Platforms Conference (eEPC), der Wireless Congress und weitere 16 Foren rundeten das umfangreiche Rahmenprogramm der electronica ab.

 

Semicon Europa erstmals im Rahmen der electronica

In Halle A4 zeigten zusätzlich mehr als 300 Aussteller der Semicon Europa Lösungen und Produkte aus dem Bereich der Halbleiterfertigung. Ajit Manocha, CEO und Präsident des Branchenverbandes SEMI, meinte: „Unsere Aussteller sind sehr zufrieden mit der neuen Zusammenarbeit von Semicon Europa und der electronica. Hiervon profitiert die gesamte Lieferkette der Elektronikfertigung.“ Im nächsten Jahr findet die Semicon Europa im Rahmen der productronica statt.

 

ZVEI: Positive Entwicklung der Bauelemente-Märkte

Philip Harting, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Electronic Components and Systems, zeigte sich während der electronica 2018 zuversichtlich: „Der deutsche Markt für elektronische Bauelemente wird zum Jahresende 2018 einen Anstieg um knapp 6 Prozent auf einen neuen Rekordwert von fast 22 Mrd. Euro aufweisen.“ Gründe für die positive Entwicklung lieferte Johann Weber, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands PCB and Electronic Systems: „Die positive Marktentwicklung in Deutschland wird im Wesentlichen von der starken Nachfrage aus den Bereichen Automobil- und Industrieelektronik getragen.“

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Auf Messen nicht mehr wegzudenken sind Roboter, mal als Zierde, mal tatsächlich mit Funktionen ausgestattet. Messe München

Der europäische Markt lege 2018 um gut 5 Prozent auf knapp 60 Mrd. Euro zu, so die Erwartung der Fachverbandsvorsitzenden. Der Weltmarkt werde wohl um 14 Prozent auf circa 666 Mrd. US-Dollar wachsen, was auf die globale Nachfrage nach elektronischen Bauelementen zurückzuführen sei. Am stärksten werde 2018 der Markt in China mit einem Plus von gut 19 Prozent auf 232 Mrd. Dollar wachsen. Damit erziele der chinesische Markt für elektronische Bauelemente ein Drittel des Weltumsatzes. Es folgen die Märkte in Nordamerika (plus 13 Prozent), Europa (plus 12 Prozent) und Japan mit plus 10 Prozent – jeweils in Dollar. Harting und Weber waren sich einig, dass der von den USA ausgelöste Handelskonflikt mit China und Europa, der bevorstehende Brexit und die hohe Staatsverschuldung einer großen Anzahl von Ländern weiterhin hohe Risiken bergen.

Electronica 2020

Die nächste electronica findet von 10. bis 13. November 2020 in München statt.

Johann Weber betonte überdies die Wichtigkeit der Messe für die ZVEI-Mitgliedsfirmen: „Die electronica 2018 kann von unseren Mitgliedsfirmen als Marktplatz für Technologie-Impulse erfolgreich genutzt werden. Auch bietet die Messe die Möglichkeit, sich als Technologieführer darzustellen und ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen. Dies wird sich auch in der Schlagkraft unseres Verbandes und seiner Mitglieder widerspiegeln.“ Aus den ZVEI-Fachverbänden PCB and Electronic Systems und ECS waren 125 Mitgliedsfirmen (das entspricht fast 40 Prozent aller ECS/PCB-ES Mitglieder) vertreten. Auf dem PCB & Components Marketplace (Halle A1) präsentierten Mitgliedsunternehmen Highlights aus den ZVEI-Arbeitskreisen Bauteilsauberkeit, Design Chain, Integrierte Schichtschaltungen, Services in EMS Initiative, Supply Chain Management und Repair/Rework. Insgesamt stellten etwa 170 ZVEI-Mitgliedsfirmen und damit mehr als 10 Prozent aller ZVEI-Mitglieder auf der Messe aus.

Marisa Robles

Marisa Robles
Chefredakteurin Productronic

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Messe München GmbH

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