Die Siemens-Geschäftsführer bei der Pressekonferenz im Vorfeld der Hannover Messe: (v.l.) Ralf Christian, CEO Energy Management; Dr. Jürgen Brandes, CEO Process Industries and Drives; Anton S. Huber, CEO Digital Factory

Siemens-Geschäftsführer bei der Pressekonferenz im Vorfeld der Hannover Messe: (v.l.) Ralf Christian, CEO Energy Management; Dr. Jürgen Brandes, CEO Process Industries and Drives; Anton S. Huber, CEO Digital Factory (Bild: Redaktion IEE)

Für die digitale Transformation unerlässlich sieht Siemens durchgängige Software-Tools und -Systeme, industrietaugliche Kommunikations- und Sicherheitslösungen sowie datenbasierte Services. „Wir müssen alle schneller werden“, so das Credo von Anton S. Huber, CEO der Division Digital Factory bei Siemens, speziell mit Blick auf die weltweit fortschreitende Automatisierung. Die Effizienz lässt sich laut des Experten zwar durch eine verbesserte Produktion steigern, eine verkürzte Time-to-market, erhöhte Flexibilität und mehr Qualität lassen sich aber nicht allein dadurch erzielen, indem „man einfach mehr Roboter in die Produktion stellt“, so Huber. Stattdessen gelte es, die gesamte Wertschöpfungskette zu verbessern – eben mithilfe einer durchgängigen Software-Welt und aktuellen Daten.

Das Digital Enterprise ist bei Siemens natürlich schon seit längerem in der Mache: In den vergangenen 15 Jahren hat der Konzern 18 Unternehmen aus dem Bereich Industriesoftware akquiriert und dadurch das Angebot an Software-Tools ausgebaut. Auf der Hannover Messe zeigt Siemens Ergebnisse sowie Applikationen der daraus entstandenen ‚Digital Enterprise Software Suite‘. Im Zentrum der Software-Suite befindet sich Teamcenter als Kollaborationsplattform. Diese soll zukünftig verstärkt PLM (Product Lifecycle Management), MES/MOM (Manufacturing Execution System/Manufacturing Operations Management) und TIA (Totally Integrated Automation) verbinden. Auch das TIA-Portal V14 und ein neuartiges Servicekonzept auf Basis der Cloud-Plattform ‚Mind Sphere ‘, stehen im Fokus.

Weitere Schritte zur Angebotserweiterung für das Digital Enterprise hat Siemens bereits eingeleitet: Das Unternehmen plant, das US-Unternehmen CD-Adapco zu übernehmen, das Software für die Strömungssimulation entwickelt. „Durch die Erweiterung unseres Portfolios von industriellen Simulations-Tools um das am Markt führende Softwarewerkzeug zur Strömungssimulation und der Integration von Experten auf diesem Gebiet, bauen wir unsere Kompetenz auf dem Gebiet der modellbasierten Produktentwicklung erheblich aus“, so Huber. Die Vorteile von Simulationen: Die Time-to-market kann verkürzt werden, Werkzeuge brauchen im Vorfeld beispielsweise nicht hergestellt werden, Messungen werden überflüssig.

Der digitale Zwilling

Das Digital Enterprise stellt auch für Antriebstechnik und Prozessindustrie Lösungen bereit, die auf deren Anforderungen abgestimmt sind. Denn „Daten, zum Beispiel für die Automobilindustrie und die Prozessindustrie, müssen unterschiedlich abgebildet werden“, erläutert Dr. Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives bei Siemens. Mithilfe durchgängiger Engineering-Lösungen lassen sich Anlagenkonfigurationen virtuell simulieren und somit die Anlage testen, weiterentwickeln und vervielfältigen. Planungs- und Betriebswelt werden für ein ganzheitliches Anlagenmanagement über den gesamten Lebenszyklus einer Industrieanlage vereint.

Die Grundlage dafür bilden integrierte Software-Produkte und -Lösungen, die Erfassung, Austausch und Dokumentation von Daten und somit die Digitalisierung der gesamten Anlage ermöglichen (Integrated Engineering). Alle Daten stehen dabei zentral und in Echtzeit zur Verfügung. Anwender können das beim Engineering erzeugte virtuelle, identische Abbild einer Anlage – den digitalen Zwilling – nutzen, um die Inbetriebnahme, Betrieb und Instandhaltung zu simulieren und zu optimieren. „Der Übergang von ‚Integrated Engineering‘ zu ‚Integrated Operations‘ ist für unsere Kunden in der Prozessindustrie ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Industrie 4.0 und ermöglicht Steigerungen bei Geschwindigkeit, Flexibilität und Effizienz“, resümiert Brandes. Zusammen mit dem OEM Voith hat Siemens auf diesem Weg beispielsweise eine Anlage für Taschentücher für die Papierfabrik Albert Friedrich entwickelt und umgesetzt. Für das Chemiewerk Solvay erneuert Siemens alle Prozessleitsysteme bis 2023.

Für Motion-Control-Anwendungen bringt Siemens ein Paket aus Simatic Advanced Controller und dem Servoantriebssystem Sinamics auf den Markt. Außerdem können Besucher der Hannover Messe die neue Version 8.2 von Simatic PCS 7 mit zusätzlichen Komfortfunktionen sehen sowie das Simotics-Reluktanzantriebssystem mit erweitertem Leistungsbereich oder die aktive Magnetlagertechnologie Simotics AMB-Technology.

Energiedatenerfassung eingebunden in Automatisierungsebene

Auch das Thema Stromversorgung spielt in den Augen von Ralf Christian, CEO der Division Energy Management bei Siemens, eine zunehmend wichtige Rolle und „ist Teil des Digital Enterprise.“ Stimmt die Netzqualität nicht, leiden Anlagen darunter, etwa durch Überlast oder Kurzschlüsse. Unter dem Stichwort ‚Totally Integrated Power‘ (TIP) bietet Siemens eine Lösung zur Stromversorgung für industrielle Anlagen und Gebäude, mit denen sich Energiesysteme wirtschaftlich planen, steuern, schützen und optimieren lassen. Beispiel Microgrids: In industriellen Liegenschaften vernetzten diese Energieverbraucher und -erzeuger und produzieren eine Vielzahl an Daten, die es zu messen, steuern, überwachen und regeln gilt.

„Um dies zu realisieren braucht man mehr Intelligenz auf der Komponentenebene. Mit ‚dummen‘ Schaltgeräten, die Strom nicht messbar machen, ist nicht viel zu gewinnen“, so Christian. Siemens hat daher nun unter anderem Kompaktleistungsschalter 3VA2 mit Buskommunikation im Angebot. Die Einbindung von Anlagen in Energie-Managementsysteme erfolgt über Pofibus oder andere Bussysteme. „So können wir auch auf der Energieseite ein Konzept bis in die Automatisierungsebene anbieten“, sagt Christian. Ein digitales Abbild der Stromverteilung ist bereits in den Planungs- und Engineering-Phasen möglich: Verfügbare CAx-Daten ermöglichen zum Beispiel ein fehlerfreies Schaltschrank-Engineering ohne viel Aufwand. Außerdem sind ausgewählte Leistungsschalter und Messgeräte neben gängigen Planungs- und Projektierungstools nun auch im TIA-Portal abrufbar. Im Betrieb können Anlagen und Maschinen in Energiemanagementsysteme eingebunden werden.

Im Bereich Energy Management stellt Siemens zwei Baureihen des Kompaktleistungsschalters 3VA aus dem Sentron-Portfolio mit UL-Zulassung und das modulare Mehrkanal- Strommesssystem vom Typ 7KT PAC1200 vor. Auch hier veranschaulichen Praxisbeispiele, wie Unternehmen von der Verschmelzung der realen mit der virtuellen Welt profitieren können: Für den spanischen Automobilzulieferer Gestamp implementierte Siemens ein Energieüberwachungssystem. Der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung erhielt eine Energieüberwachungslösung für Mittel- und Niederspannungsverbraucher mit mehreren hundert Verbrauchsstellen.

Hannover Messe 2016 – Halle 9, Stand D35

(mns)

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