„Wir sind derzeit dabei, Deutschland mit einem kompletten Funknetzwerk zu überziehen“, berichtete Aurelius Wosylus von der deutschen Sigfox-Niederlassung in Grasbrunn (bei München) am Messestand auf der Hannover-Messe. Derzeit sind etwa 50 % der Fläche Deutschlands mit diesem Netzwerk abgedeckt; bis zum Jahresende 2017 sollen es etwa 80 % sein. Das Netzwerk ist bereits in 33 Ländern im Rollout beziehungsweise voll verfügbar – darunter Frankreich, Spanien, Benelux, Dänemark und Tschechien – und soll bis 2018 auf 60 Länder ausgeweitet werden.
Der große Unterschied zu den Mobilfunknetzen (GSM, Lte, 5G) liegt in der Technik, der Datenmenge und den damit verbundenen Kosten. „Unsere Funktechnik ist ausgesprochen kostengünstig“, sagte Wosylus. „Die Übertragungskosten für die Daten belaufen sich zwischen 1 bis 8 Euro im Jahr pro IoT-Funkmodul, einschließlich der Kosten für die Datenspeicherung in der Cloud. Kosten für ein IoT-Funkmodul selbst starten ab etwa 2 US-Dollar.“
Sigfox benutzt für sein Funksystem ein Langstrecken-Signal im ISM-Band (UHF, 868 MHz in Europa), das auch massive Objekte durchdringen kann. „Es handelt sich dabei um ein freies ISM-Band. Somit fallen für die Nutzung dieser Frequenz keine Lizenz-Kosten an“, versicherte Wosylus. „Die Funkmasten, also unsere Basisstationen, haben zudem eine vergleichsweise hohe Reichweite von bis zu 70 km und sind somit sehr effizient und sehr kostengünstig.“ Für eine vollständige Abdeckung Deutschlands benötigt das Unternehmen etwa 1.200 Funkmasten. Die Signalübertragung ist praktisch in Echtzeit, sehr zuverlässig und ausgesprochen sicher vor Störsendern (Jammern). „Jammer für unsere Funkfrequenz sind nicht frei käuflich, und selbst wenn man sie kaufen könnte, dann kosten sie etwa 500 000 Euro“, merkte Wosylus an.
Übertragbare Datenmengen
Was die Sensoren beziehungsweise die übertragbare Datenmenge pro Funkmodul betrifft – da liegt der große Unterschied zum Mobilfunk (GSM, Lte, 5G): Das IoT-Funkmodul von Sigfox, das am Sensor hängt, sendet höchstens 12 Byte pro Nachricht und maximal sechs Nachrichten pro Stunde, wobei die Sende-Zeitpunkte nicht vorgegeben sind, jedoch festgelegt werden können. Wenn der Sensor also größere Datenmengen produziert, ist vorab eine Datenauswertung am Sensor/Gerät erforderlich, um die Datenmenge zu vermindern. Die Funkmodule können zusätzlich auch geortet werden. Dies ist interessant, wenn die Sensoren an beweglichen Gütern angebracht werden. Die Funkmodule verbrauchen zudem sehr wenig Energie: mit zwei AA-Batterien kommen sie, abhängig von einigen Faktoren, bis zu 15 Jahre aus.
Anwendungsbereiche
Das Unternehmen zielt mit seiner IoT-Lösung vor allem auf Anwendungen in der Maschinen- und Anlagenüberwachung (beispielsweise Füllstandsmessungen von Tanks, Energieverbrauchsdaten, Alarmierung bei Grenzwert-Überschreitung, …), der Instandhaltung von Maschinen- und Anlagen (Trend-Analysen, Alarmierungen, …) und der Logistik (Ortung/Tracking von beweglichen Gütern). Zu den Sigfox-Kunden zählen große deutsche Unternehmen wie Bosch beziehungsweise dessen französische Tochtergesellschaft e.l.m Leblanc. Der Heizkessel-Hersteller hat zusammen mit Sigfox ein System zur präventiven Erkennung von Fehlverhalten der Heizkessel sowie zur Fernwartung entwickelt. Auch Airbus nutzt die Sigfox-Technik: Das Unternehmen verfolgt damit europaweit seine Ersatzteil-Container.
(dw)