In Echtzeit erfasste Rückmeldedaten ermöglichen ein effizientes Produktionscontrolling – nur wird diese Möglichkeit bei weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen genutzt obwohl sie es könnten.

In Echtzeit erfasste Rückmeldedaten ermöglichen ein effizientes Produktionscontrolling – nur wird diese Möglichkeit bei weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen genutzt, obwohl sie es könnten. (Bild: WGP/Helge Bauer)

Als Grund dafür werden teilweise Mängel in der Software-Funktionalität genannt, vor allem aber mangelndes Fachwissen bei den verantwortlichen Mitarbeitern.

Die nunmehr 4. Studie ‚PPS-Report 2019‘ über den praktischen Einsatz von Systemen zur Produktionsplanung und -Steuerung (PPS) stammt von drei Instituten der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) – dem Institut für Produktionsmanagement und -technik (IPMT) aus Hamburg, dem Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) in Hannover sowie dem Werkzeugmaschinenlabor (WZL) aus Aachen – sowie dem Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik (IGCV) aus Augsburg. Die Studie zeigt: Nahezu alle Unternehmen befassen sich mittlerweile mit der Digitalisierung ihrer Produktionsplanung und -steuerung. So sind zum Beispiel die Fortschritte in der automatisierten Datenerfassung unverkennbar. Drei von vier Unternehmen erfassen mittlerweile ihre Rückmeldedaten minuten- oder sogar sekundengenau. Welche weiteren Möglichkeiten in der Auswertung der Daten liegen, bleibt jedoch häufig unklar, und oft korreliert der Nutzen nicht mit dem Aufwand für die Erfassung. „Es kommt also darauf an, einen klaren Plan zu haben, welche Daten Nutzen stiften und wie dieser Nutzen erzielt werden kann“, erklärte Tammo Heuer vom IFA und Mitautor der Studie.

Defizite in der Nutzung der Prozessdaten

Für die Speicherung der Prozessdaten nutzen über 90 % der Studienteilnehmer ein Enterprise Ressource Planning (ERP)-System. Danach folgt mit großem Abstand die Betriebsdatenerfassung (59 %) und die Data Warehouse Software (32 %). Die erfassten Daten werden jedoch nicht intensiv genug genutzt. Weniger als die Hälfte der Befragten nutzt sie zum Beispiel im Rahmen eines Produktionscontrollings, um die Bestände, Durchlaufzeiten und Auslastung zu überwachen, nur etwa ein Drittel, um Stammdaten zu aktualisieren, die als wichtige Planungsgrundlage dienen. Dabei sind innovative Themen, wie Digitaler Zwilling oder betriebsbegleitende Simulationen mit knapp 10 % nur schwach vertreten.

Gute Erfolge nur bei guter Datenqualität

Voraussetzung für eine gut funktionierende Produktionsplanung und -steuerung ist zudem eine hohe Datenqualität. Nur dann können sie nutzbringend ausgewertet werden. Erfasst werden die Daten laut Studie mittels verschiedener Tracking-Techniken, größtenteils 1D- beziehungsweise 2D- Codierung wie QR- und Barcodes. Nur ein Drittel setzt auf RFID-Techniken, die im Gegensatz zu optischen Systemen eine gleichzeitige Erfassung mehrerer Objekte ermöglichen, aber teurer sind.

Die PPS-Studie macht auch deutlich, dass 84 % der Unternehmen die Daten zumindest in Teilen noch immer manuell erfassen – was per se eine Fehlerquelle darstellt. „Daher sollte man auf jeden Fall versuchen, langfristig eine durchgängig automatisierte Betriebsdatenerfassung anzustreben“, rät Heuer.

Noch kaum genutzt werden neue Techniken wie Global Positioning System (GPS), Mobilfunk (4G) oder Ultra-Wide Band (UWB). Diese Technologien werden vor allem in Großunternehmen eingesetzt, derzeit noch hauptsächlich für die Datenerfassung bei hallenübergreifendem Warentransport oder für die Nachverfolgbarkeit von Warenströmen eingesetzt. Zugenommen hat auch die Bereitschaft, mit externen Unternehmen zu kooperieren und sich mit den unterschiedlichen Akteuren der Wertschöpfungskette zu vernetzen.

(dw)

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