Der Tarifabschluss zwischen dem Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (Metall NRW) und der IG Metall sieht vor, dass die rund 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW eine Corona-Beihilfe im Juni 2021 in Höhe von 500 Euro erhalten sowie eine jährliche Sonderzahlung von 18,4 % eines Monatsentgelts im Februar 2022 sowie von 27,6 % ab Februar 2023. Dieses sogenannte Transformationsgeld bleibt dauerhaft als jährliche Sonderzahlung bestehen und wird monatlich mit 2,3 % des Monatsentgelts sozusagen angespart. So ergeben 8 x 2,3 % schließlich 18,4 % für das Jahr 2021 und 12 x 2,3 % schließlich 27,6 % für 2022. Der Tarifvertrag gilt rückwirkend zum 1. Januar 2021 und hat eine Gesamtlaufzeit von 21 Monaten; er endet also am 30. September 2022. In den anderen Tarifgebieten werden IG Metall und Arbeitgeber in den kommenden Tagen über die Übernahme des Pilotabschlusses aus Nordrhein-Westfalen verhandeln.
Der neue Tarifvertrag ermöglicht auch, dass Betriebe zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Krisen das Transformationsgeld in Freizeit umwandeln können. Dadurch kann die Arbeitszeit bis zu drei Jahre verkürzt werden, mit stabilen Monatsentgelten durch Teilentgeltausgleich. Für diese drei Jahre sind dann auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. In Verbindung mit anderen Tarifelementen wie den freien Tagen aus dem 2019 eingeführten tariflichen Zusatzgeld (T-ZUG) ist auch eine 4-Tage-Woche möglich.
Erstmals sind auch dual Studierende (Mitarbeiter, die eine Ausbildung im Betrieb und gleichzeitig ein Studium absolvieren) in die Tarifverträge einbezogen worden. Für sie gilt nun auch die Übernahme nach der Ausbildung.
Der Tarifvertrag sieht außerdem eine automatische Entlastung für krisenbetroffene Betriebe vor und enthält optionale tarifliche Regelungen zur Beschäftigungssicherung und zur Begleitung betrieblicher Transformationsprozesse.
Die Tarifeinigung aus Sicht der Arbeitgeber
Der Präsident von Metall NRW, Arndt G. Kirchhoff, bezeichnete den Tarif-Kompromiss als „ein von Fairness, Vernunft und Weitsicht geprägtes Ergebnis in einer außergewöhnlich schwierigen Wirtschaftslage“. Es sei gelungen, der enorm heterogenen wirtschaftlichen Situation Rechnung zu tragen. „Für uns ist es ganz wichtig, dass unsere Unternehmen wie schon im Jahr 2020 auch im Jahr 2021 keine Erhöhung der Tabellenentgelte verkraften müssen“, betonte Kirchhoff. Zudem sei mit der IG Metall für das laufende Jahr erstmals ein automatisch wirksamer Entlastungsmechanismus für krisenbetroffene Betriebe vereinbart worden. Die neuen jährlichen Sonderzahlungen seien für die Unternehmen „schmerzhaft und nur schwer verdaulich, aber mit einem verhalten optimistischen Blick auf verbesserte konjunkturelle Aussichten im kommenden Jahr so gerade noch vertretbar“. Der Tarifabschluss biete den Firmen überdies „einen unbürokratischen und einfach umsetzbaren“ tariflichen Rahmen für betriebliche Regelungen zur Beschäftigungssicherung und die Begleitung von Transformationsprozessen. Die entsprechenden Regelungen seien bewusst an bereits bestehende Tarifvereinbarungen angekoppelt worden. „Das vermeidet zusätzliche Komplexität und vereinfacht den betrieblichen Umsetzungsprozess“, sagte Kirchhoff.
Die Tarifeinigung aus Sicht der Gewerkschaft
Die IG Metall schreibt dazu wörtlich in ihrer Presseerklärung: „Mit dem Tarifabschluss konnte die IG Metall in all ihren Forderungspunkten neue oder verbesserte Tarifregelungen für die Beschäftigten durchsetzen – und damit Beschäftigung, Zukunft und Einkommen sichern. Fast eine Million Beschäftigte haben dafür in den vergangenen vier Wochen mit Warnstreiks Druck gemacht.“
Nach den Worten von Jörg Hofmann, erster Vorsitzender der IG Metall, bietet dieser Tarifabschluss „tragfähige Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit: auf die akuten Probleme infolge der Coronapandemie ebenso wie auf die strukturellen Herausforderungen, die die Transformation für unsere Branchen mit sich bringt“. Hofmann weiter: „Inmitten einer der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik haben wir erreicht, dass die Krisenfolgen fair verteilt und nicht einseitig bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern abgeladen werden. Es ist uns gelungen, die Einkommen der Beschäftigten zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu sichern. Das ist zunächst eine Frage der Gerechtigkeit. Wir stärken damit aber auch die Nachfrage und stützen somit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.“
Kommentar des VDMA zum Tarifabschluss
Der VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann erklärte zur Einigung in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie: „Die Einigung in der Metall- und Elektroindustrie geht von der optimistischen Annahme aus, dass sich die Unternehmen von der Corona-Krise rasch erholen. Dafür gibt es bislang vorsichtige Anzeichen. Insofern ist zu hoffen, dass die vorgesehenen Differenzierungsmöglichkeiten ausreichen, um Unternehmen in schwieriger Lage zu entlasten. Viele Unternehmen werden aller Voraussicht nach erst Ende 2022 wieder das Umsatzniveau erreichen, das sie vor der Krise hatten. Von daher ist die Tarifeinigung eine Anleihe auf die Zukunft. Eine längere Laufzeit bis Ende 2022 hätte den Unternehmen Planungssicherheit für das volle Geschäftsjahr gegeben.“
Die detaillierteren Regelungen zum Tarifvertrag können Sie auf den Internetseiten von Metall NRW und der IG Metall lesen.