Wolfgang Seel, Vipa: „Die Entwicklung des Engineering-Frameworks ist von ebenso strategischer Bedeutung wie die Mehrheitsbeteiligung von Yaskawa an meinem Unternehmen.“

Wolfgang Seel, Vipa: „Die Entwicklung des Engineering-Frameworks ist von ebenso strategischer Bedeutung wie die Mehrheitsbeteiligung von Yaskawa an meinem Unternehmen.“Redaktion IEE

Mit der Mehrheitsbeteiligung setzt Yaskawa den Plan um, ihr Produktportfolio zu komplettieren: Die Kombination von Vipas Steuerungen, I/O-Modulen und den HMI-Panels mit den Frequenzumrichtern, Servoantrieben und Roboter-Baureihen ermöglicht umfassende Automatisierungslösungen. In der Vergangenheit war dem nicht so: Es gab zwar eine Kooperation mit einem japanischen SPS-Anbieter, die aber nie wirklich funktionierte. „Deshalb hat Yaskawa auf einer Mehrheitsbeteiligung bestanden“, erklärte Vipa-Chef Wolfgang Seel auf der SPS IPC Drives. Dazu hat er einen Teil seiner Anteile verkauft, die zusammen mit dem Paket des bisherigen Minderheits-Teilhabers klare Verhältnisse schaffen. „Ich habe einen Arbeitsvertrag bis 65“, unterstreicht Seel den beiderseitigen Willen, Vipa als eigenständiges Unternehmen unter Seels Leitung fortzuführen. Ziel ist eine gemeinsame Plattform für Motion, Steuerung und HMI, integriert in die Konfigurations- und Programmieroberfläche Speed7 Studio, die Vipa auf der SPS IPC Drives vorstellte.

Siemens macht beim TIA-Portal
die Schotten dicht

Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr: Siemens hat bei ihrem Engineering-Framework TIA-Portal und den neuen SPS-Generationen, nach der S7-1200 aktuell die S7-1500, den Zugang für Drittanbieter durch zahlreiche Patente geschützt. Dies macht es Seel und seinen Entwicklern schwer, die bisherige Firmenphilosophie fortzusetzen: die Entwicklung und Vermarktung S7-kompatibler Komponenten und CPUs, die sich auch mit den Tools von Siemens projektieren lassen. Folglich braucht Vipa ein Engineering-Tool für die eigene Hardware:

Das Entwicklungswerkzeug Speed7 Studio bildet den kompletten Automatisierungsprozess durchgängig von der Hardwarekonfiguration über Kommunikation und Programmierung bis hin zur Visualisierung ab. „Unter besonderer Berücksichtigung der Anwenderfreundlichkeit und Effizienz“, betont Seel bei der Vorstellung auf der Messe. Intuitive Bedieneroberflächen erlauben ohne Umwege den sofortigen Einstieg in die verschiedenen Projektierungsmodule – zusätzliche Tools von Fremdanbietern für die Hardwarekonfiguration, die Vernetzung über verschiedene Feldbusse, die Programmierung oder für die Anlagenvisualisierung werden damit überflüssig.

Vipa-Geschäftsführer Wolfgang Seel: „Mit den CPUs erfüllen wir einen Kundenwunsch und erweitern unser IO-System zu einer vollwertigen Steuerung.“

Vipa-Geschäftsführer Wolfgang Seel: „Mit den CPUs erfüllen wir einen Kundenwunsch und erweitern unser IO-System zu einer vollwertigen Steuerung.“

Per Drag and Drop ist es möglich, Steuerungen, die zum Beispiel Vipas Speed-Bus, Ethercat oder Profinet nutzen, sowie alle Speed7-CPUs, CPs oder Slio-I/Os mit sämtlichen Vipa-spezifischen Parametern ohne Umwege zu konfigurieren. Dabei erstellt das Tools automatisch die zugehörigen Variablen in der CPU. Da das Tool verschiedene Gerätevorlagen für die grafische Konfiguration zur Verfügung stellt, sind keine feldbusspezifischen Kenntnisse über Profibus, Profinet, Ethercat oder Standard-Ethernet notwendig.

Modulares Remote-I/O: Upgrade zur Steuerung

Vor drei Jahren hat Vipa mit SLIO ein eigenes I/O-System auf den Markt gebracht. Jetzt folgt die ­logische Weiterentwicklung: zwei CPU-Module im gleichen Formfaktor. Die neuen SPS erweitern das Slio-System des fränkischen Automatisierungsanbieters zu einer modularen Kompaktsteuerung. Die Slio-SPS basieren auf der Speed7-Technologie, deren aktueller Chip die Zugriffszeiten im Vergleich zum Vorgänger nochmals steigert. In Kombination mit dem leistungsfähigen Rückwandbus des Remote-I/Os (48 MBit/s) und den speziellen ETS-Modulen können Ausgänge auf ±1-µs-genau geschaltet beziehungsweise Eingänge gelesen werden. Auch die Slio-CPUs sind über Step7-Code programmierbar wie auch über das Speed7-­Studio. Ein intelligentes Speichermanagement ermöglicht es, im laufenden Betrieb den Speicher der CPU auf bis zu 512 kB (je nach Version) zu erweitern. Die Steuerungen sind standardmäßig mit einem Ethernet-Interface für die PG/OP-­Kommunikation ausgestattet. Zusätzlich stehen eine Peer-to-Peer-Schnittstelle für serielle Protokolle sowie ein Profibus-DP-Slave zur Verfügung.

Web-Visu embedded

Weiterer Bestandteil der Engineering-Umgebung ist eine webbasierte Visualisierung. Sie stellt einen SVG-Grafikeditor zur Verfügung, mit dem sich die einzelnen Seiten der Bedienoberfläche aus vorgefertigten Elementen einer Bibliothek zusammenstellen lassen. Die zentrale Datenhaltung erlaubt ebenso den Zugriff auf alle Variablen der Steuerung.

Das Engineering-Framework nutzt die neuesten Technologien und Werkzeuge wie Microsoft .net 4.0 und Windows Presentation Foundation für die vektorbasierte Visualisierung. Hardwarekonfiguration, Vernetzung, Programmierung und Visualisierung bilden ihre Informationen in einer zentralen SQL-Datenbank ab, die ebenso Multiuser-Projekte und eine Versionsverwaltung unterstützt. Beides ist in der Release-Pipeline, ebenso wie die Integration von Yaskawas Motion-Control-Software. Dazu Seel: „Die genaue Roadmap für die Integration der Motion-Control-Controller und -Software in die Vipa-Welt, wird derzeit definiert.“

(sk)

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