Elektromobilität 2025 erwartet Strategy Analytics 27 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge.

Für 2025 erwartet Strategy Analytics 27 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge. (Bild: Strategy Analytics)

Wie lautet die Marktprognose für Elektromobilität 2025? Im Bereich der Elektrofahrzeuge gab es schon des Öfteren einen trügerischen Hoffnungsschimmer. Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die ersten sechs Fahrzeuge, die den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge errangen, elektrisch betrieben, und etwa 100 Jahre später versprach der EV1 von GM den Beginn einer neuen Generation elektrisch betriebener Fahrzeuge für den Massenmarkt. Dennoch machen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge im Jahr 2018 nur einen Anteil von etwa 1 % an den weltweit produzierten leichten Kraftfahrzeugen aus, werden aber erneut als die leuchtende Zukunft für den Antrieb von Kraftfahrzeugen gesehen. Diesmal aber ist die Situation wirklich anders, denn diesmal haben wir es nicht mit einer weiteren trügerischen Hoffnung zu tun.

Was ist diesmal anders?

Als die Entwicklung der Automobilindustrie noch ganz am Anfang stand, waren elektrisch betriebene Fahrzeuge in vielen Fällen einfach besser, leistungsfähiger, zuverlässiger und einfacher zu bedienen als solche mit Verbrennungsmotor. Rapide Fortschritte in der Motorentechnik, verbunden mit der deutlich größeren Reichweite und der Tatsache, dass die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge wesentlich schneller aufgetankt werden konnten als das Laden der Elektroautos dauerte, hatten jedoch zur Folge, dass der Elektrofahrzeugmarkt bis zu den 1920er Jahren praktisch zum Erliegen kam.

1995 dann hatte es für viele den Anschein, als würden die Elektrofahrzeuge erneut in den Mainstream zurückkehren. In einem Report aus jenem Jahr nannte Strategy Analytics ungefähr 30 Elektrofahrzeuge (EVs), die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befanden. Tatsächlich nahm 1996 GM die Kleinserien-Produktion des EV1 auf, und dem Elektrofahrzeug schien eine rosige Zukunft bevorzustehen.

Schon 1999 allerdings war klar, dass sich die Aussichten wieder eingetrübt hatten. Die Produktion des EV1 der zweiten Generation war eingestellt worden, und bis 2002 benachrichtigte GM die Fahrer des EV1, dass keine neuen Leasingverträge abgeschlossen und bestehende nicht verlängert würden, sondern dass die Fahrzeuge stattdessen aus dem Verkehr gezogen würden. Dies kam für viele einem Todesstoß für das Elektrofahrzeug gleich. Für andere war das Elektroauto dagegen eines natürlichen Todes gestorben – bedingt durch hohe Preise, eine unausgereifte Technik und geänderte Marktbedingungen. Wer hätte damals gedacht, dass die Prognose für Elektromobilität 2025 da doch erheblich besser aussieht?

CARB und der Klimawandel

Neuen Schub brachte an dieser Stelle der Wunsch des Californian Air Resources Board (CARB) nach sauberer Luft und Eliminierung des Smogs, der seinerzeit viele kalifornische Städte plagte. Die Vorgaben waren allerdings so streng, dass sie sich mit nichts anderem als mit Elektrofahrzeugen einhalten ließen. Nach einigem juristischem Hickhack führte dies dazu, dass die ZEV-Anordnungen (Zero Emission Vehicle) des CARB so weit verwässert wurden, dass auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor die neuen Zielvorgaben erfüllen konnten.

Seit dieser Zeit haben sich die Herausforderungen für das Automobil gewandelt – von sauberer Luft über den CO2-Ausstoß bis zum Klimawandel. Der Zwang zur Senkung der CO2-Emissionen ist deutlich breiter gefasst als das Streben nach sauberer Luft in den 1990er Jahren. Aufgehalten werden könnten die Bestrebungen zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen nur durch eine vollständige Widerlegung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erwärmung des Weltklimas – und dies erscheint höchst unwahrscheinlich.

Eckdaten

Der Markt für E-Fahrzeuge und Hybride wächst beständig, und diesmal soll es ein kontinuierliches Wachstum sein. Allerdings wird es keine Standardlösung, sondern diverse Ausprägungen geben. In diesem Beitrag geht Strategy Analytics auch auf die Rolle von Tesla ein und liefert eine detailliertere Marktprognose bis 2025 – abgerundet von einer Aussicht auf die langfristigere Situation.

Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren auch der Wunsch nach sauberer Luft wieder laut geworden ist. Der Ende 2015 begonnene „Dieselgate“-Skandal machte deutlich, dass die konventionell betriebenen Dieselfahrzeuge vielleicht doch nicht so umweltfreundlich waren, wie man es uns glauben machen wollte.

Die Automobilindustrie dürfte es deshalb weltweit mit noch strengeren gesetzlichen Vorgaben bezüglich des Kraftstoffverbrauchs und der Abgasemissionen zu tun bekommen, und sie wird die gesetzten Ziele nur dann erfüllen können, wenn sie ihre Fahrzeugflotte zu einem großen Teil elektrifiziert. Die Chance, dass die treibende gesetzgeberische Kraft wieder verschwindet, wie es in den 1990er Jahren und zu Beginn der 2000er Jahre der Fall war, ist somit verschwindend gering. Dieses Mal ist die Situation wirklich gänzlich anders.

Eine Standardlösung gibt es nicht

Neben den völlig andersartigen Rahmenbedingungen steht uns heute eine ganz andere Palette an technischen Lösungen zur Verfügung. Ein Jahr nach der Einführung des GM EV1 brachte Toyota im Jahr 1997 die erste Generation seines Hybridfahrzeugs Prius heraus. Heute, also mehr als 20 Jahre später, haben die Konsumenten die Auswahl unter verschiedenen Hybridfahrzeugen, batterieelektrischen Fahrzeugen und sogar Modellen mit Brennstoffzellen.

Diese Auswahl ist wiederum eine entscheidende Voraussetzung für das Entstehen eines Massenmarkts. Zwar hat sich die Batterietechnologie maßgeblich weiterentwickelt, aber dennoch sind die Reichweiten-Bedenken für die Konsumenten immer noch sehr real. Die Automobilhersteller werden eine Palette unterschiedlicher Angebote brauchen, um den vielschichtigen Forderungen ihrer Kunden in Bezug auf Reichweite, Leistungsfähigkeit und Kosten gerecht zu werden.

  • Mildhybride werden ein Bereich mit starkem Wachstum sein, wobei dem 48-V-Bordnetz eine entscheidende Rolle zukommt. Im Mai 2017 wird Herbert Diess von VW wie folgt zitiert: „Bei Stadt- und Kleinstautos ist es wahrscheinlich, dass 48-V-Hybridsysteme den Dieselmotor ersetzen und für weniger Geld die gleiche Effizienz bieten werden. Auch wenn es den Verbrennungsmotor noch lange geben wird, kommen wir doch an die Grenzen der thermodynamischen Möglichkeiten, sodass die Kosten für die Umstellung auf Hybridantrieb niedriger sein werden als die Aufwendungen dafür, Verbesserungen ohne Hybridtechnik zu erzielen.“ Strategy Analytics definiert diese Gruppe der Mildhybride als Fahrzeuge, die zur Drehmomentsteigerung einen Elektromotor mit weniger als 15 kW besitzen.
  • Vollhybride wie der marktführende Toyota Prius werden einen eher moderaten Nachfragezuwachs verzeichnen und vielleicht in wenigen Jahren ihren Zenit überschreiten. Nach Ansicht von Strategy Analytics konzentrieren sich die meisten Automobilhersteller stattdessen auf kostengünstige 48-V-Mildhybride und Plug-in-Hybride.
  • Plug-in-Hybride, die im reinen Elektrobetrieb gefahren und an öffentlichen Ladestationen oder in der heimischen Garage aufgeladen werden können, werden in den kommenden Jahren ebenfalls stark wachsen, denn sie bieten den Konsumenten momentan die optimale Kombination: große Reichweite, wenn diese benötigt wird, reinen Elektrobetrieb für den kostengünstigen Alltagsbetrieb und Zugang zu allen Innenstädten, in denen Beschränkungen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bestehen.
  • Batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge (BEVs) werden ähnliche Zuwachsraten aufweisen wie die Plug-in-Modelle. Auch wenn sie noch nicht den Wünschen aller Anwender gerecht werden, sorgen die steigende Reichweite dieser Modelle und die immer besser werdende Ladeinfrastruktur dafür, dass hierin eine realistische Transport-Alternative für immer mehr Konsumenten zu sehen ist.
  • Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCEV) gibt es mittlerweile auch auf dem Markt. Nach Ansicht von Strategy Analytics sind Brennstoffzellen-Antriebsstränge derzeit eine hochpreisige Nische des Automobilmarkts – speziell auf dem Leichtfahrzeug-Sektor. Sollten aber die Herausforderungen bezüglich der Kosten und der Infrastruktur bewältigt werden und künftige Vorschriften vollkommen emissionsfreie Antriebssträngen verlangen, könnten Brennstoffzellen langfristig die richtige Ergänzung zu batterieelektrischen Antriebssträngen werden, mit der Möglichkeit zur Entwicklung eines nennenswerten Leichtfahrzeug-Markts ab 2025.

Was ist mit Tesla?

Während die bestens publizierte Kehrtwende von VW vom Diesel- zum Elektroantrieb entscheidend zu den positiveren Perspektiven für EVs beigetragen hat, war Tesla zweifellos die andere treibende Kraft. Der wichtigste Erfolg von Tesla ist, dass das Unternehmen das Elektrofahrzeug begehrenswert gemacht hat. Auch wenn der elektrische Antriebsstrang eines Tesla ganz klar ein entscheidendes Verkaufsargument ist, handelt es sich hier bei weitem nicht um den einzigen Grund, einen Tesla zu wählen. Tesla hat nämlich auch in anderen Bereichen wie Infotainment, Automatisierung und Software-Updates Innovationen eingeführt, die abgesehen vom Antriebsstrang für viele Kunden den Ausschlag geben, sich für ein Fahrzeug dieses Herstellers zu entscheiden.

Wie allerdings allen Lesern bekannt sein dürfte, hat Tesla in den letzten Monaten nicht nur positive Schlagzeilen gemacht. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Texts hatte Elon Musk, CEO und Chairman von Tesla, die Zustimmung zu einem Vergleich bezüglich der Anklage der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission wegen Wertpapierbetrugs gegeben. Diese Nachricht beruhigte den Markt zwar und ließ den Aktienkurs von Tesla wieder steigen, aber dennoch sind Finanz-Analysten weiter uneins, was die Aussichten für Tesla betrifft, und viele halten hier Short-Positionen von erheblichem Umfang.

Wäre es einige Jahre früher, also noch vor dem Dieselgate-Skandal und bevor die Emissionen des Verbrennungsmotors erneut ins Blickfeld rückten, zu dieser Volatilität gekommen, hätte dies das erneute Aus für das Elektrofahrzeug bedeuten können. Obwohl aber Tesla viel dafür getan hat, diesen Markt zu fördern und zu entwickeln, hält Strategy Analytics das Elektrofahrzeug inzwischen für so ausgereift, dass sein Überleben nicht von einem seiner wichtigsten Förderer abhängt.

Welches Potenzial hat der Markt?

Strategy Analytics erwartet nunmehr also einen signifikanten Anstieg der Nachfrage nach elektrifizierten Fahrzeugen. Es kommen immer mehr und immer erschwinglichere Fahrzeuge auf den Markt, und nichts deutet darauf hin, dass der gesetzgeberische Druck, den Kraftstoffverbrauch und den Schadstoffausstoß zu senken, nachlassen könnte.

Die Prognose von Strategy Analytics lautet, dass im Jahr 2025 etwa 27 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge produziert werden, was etwa einem Viertel der gesamten Fahrzeugproduktion entspricht und wahrscheinlich noch eine konservative Schätzung ist. China ist es in der Vergangenheit nicht gelungen, seine ehrgeizigen Ziele bezüglich der elektrifizierten Modelle zu erreichen, aber wenn das Land in den kommenden Jahren aufholt, könnte die Nachfrage deutlich über diesen prognostizierten Werten liegen. Batterieelektrische Modelle werden mit einem erwarteten Output von 7 Millionen Fahrzeugen einen beträchtlichen Anteil an diesen 27 Millionen Fahrzeugen ausmachen, und mehr als die Hälfte davon wird in China produziert werden.

Kosteneffektive Mildhybride, die nahezu alle auf 48-V-Technik basieren werden, werden mit einer produzierten Stückzahl von 8 Millionen im Jahr 2025 das größte Segment bilden. Diese Zahl könnte sogar noch erheblich höher ausfallen – besonders wenn sich die Abkehr vom Dieselmotor in Europa beschleunigt und die Hersteller gefordert sind, mehr kostengünstige 48-V-Hybride mit Benzinmotor einzuführen, um ihre Zielvorgaben in punkto Kraftstoffverbrauch zu erfüllen. Auch Indien und China werden wichtige Mildhybrid-Märkte sein.

Elektromobilität 2025 und danach

Einige werden vielleicht überrascht sein, dass Strategy Analytics für das Jahr 2025 den elektrifizierten Fahrzeugen einen Anteil von „nur“ 25 % an den insgesamt produzierten Fahrzeugen prognostiziert. Wir halten dies für eine realistische, eher an der Untergrenze angesiedelte Schätzung des Marktpotenzials. Für die Zeit nach 2025 erwarten wir jedoch, dass der Markt in eine zweite Wachstumsphase eintritt. Viele Regierungen von der kommunalen bis zur gesamtstaatlichen Ebene erwägen inzwischen, für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor Fahrverbote zu erlassen, von denen viele in der Zeit zwischen 2030 und 2040 in Kraft treten sollen. Insofern erscheint ein Marktwachstum zum Erreichen dieser Ziele ab 2025 plausibel.

Der Zeitraum von 2030 bis 2040 deckt sich auch mit den Erwartungen von Strategy Analytics hinsichtlich der weltweiten Einführung des automatisierten Fahrens der Stufe 4 und höher. Immerhin sind zwischen dem automatisierten und dem elektrifizierten Fahren starke Synergien auszumachen – und wenn es nur die Tatsache wäre, dass das kabellose Laden für ein autonomes Fahrzeug wesentlich einfacher zu bewältigen ist als das selbstständige Nachtanken an einer Tankstelle.

Strategy Analytics glaubt deshalb fest daran, dass das Elektrofahrzeug dieses Mal nicht wieder in der Versenkung verschwinden wird.

Ian Riches

Executive Director der Global Automotive Practice bei Strategy Analytics

(av)

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