FraunhoferIPA_Studie_DatengestuetzteProduktentstehung

Laut der Studie „Datengestützte Produktentstehung“ kommen die meisten Produktdaten aus dem Vertrieb und von Wartungseinsätzen. (Bild: Fraunhofer IPA)

Wo stehen Unternehmen, wenn es darum geht, Daten aus Produkten zu erfassen und für die Entwicklung neuer Produkte zu nutzen? Das haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in einer Studie untersucht. Ziel waren Erkenntnisse über die Fähigkeiten und Kompetenzen von Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Der Fokus lag dabei auf produzierenden Unternehmen.

Welche Funktionen des Produkts werden überhaupt genutzt und welche können weggelassen werden? Bislang ist es für viele Unternehmen eine Herausforderung, Ansprüche dieser Art zu identifizieren und Produkte daran anzupassen. Der Kundenbedarf wird also nicht ausreichend an die Hersteller zurückgespiegelt. Hier knüpft die datengestützte Produktentstehung an: Werden Daten von Produkten erfasst, die bereits im Einsatz sind, lassen sich neue Produkte zielgerichteter am Bedarf ausrichten.

Die meisten Daten kommen aus dem Vertrieb

Inwiefern das bereits umgesetzt ist, untersucht die Studie „Datengestützte Produktentstehung“ und wertet dafür die Herangehensweise von Unternehmen in den Bereichen Datenmanagement, -analyse und -nutzung aus. Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage unter 58 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, ergänzt durch fünf Experteninterviews mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern.

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Produktdaten bislang über klassische Wege und nicht über das Internet of Things (IoT) erfasst werden, zum Beispiel aus Feedback des Vertriebs (20,4 %) oder von Wartungseinsätzen vor Ort (18,5 %). Erst danach folgen Rohdaten über IoT (8,1 %) und vorverarbeitete Produktdaten über IoT (7,1 %). Für die datengestützte Produktentstehung ist also ein vollständig digitalisiertes Umfeld nicht zwingend notwendig. Doch smarte Produkte können in kurzer Zeit eine viel größere Datenbasis bereitstellen und diese Daten helfen dann wiederum bei der Entwicklung neuer, verbesserter smarter Produkte.

Smarte Produkte treffen auf fehlende Methodik

Smarte Produkte sind allerdings noch eine Seltenheit. Ein Großteil der Befragten (43 %) gibt an, dass sich in der Produktpalette lediglich knapp zehn Prozent (9,9 %) mehr oder weniger smarte Produkte befinden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre erwarten die Unternehmen allerdings einen spürbaren Anstieg smarter Produkte.

Diese Entwicklung wird für einen Anstieg der Datengrundlage sorgen, trifft aber bisher noch auf eine fehlende methodische Vorgehensweise bei der Datenanalyse. Über zwei Drittel (68,4 %) geben an, dass im Unternehmen keine systematische Vorgehensweise zur Analyse etabliert sei. Ohne systematische Analyse und Verifizierung der Produktdaten können datengestützte Entwicklungen indes scheitern.

Wo die Potenziale liegen

Neben Herausforderungen gibt es auch Potenziale. So ist mehr als die Hälfte (56,6 %) grundsätzlich bereit, ihre erhobenen Produktdaten mit anderen zu teilen, etwa mit anderen Herstellern. Gleichzeitig geben 42,6 Prozent an, dass sie derzeit nur bei wenigen Kunden Daten erfassen dürfen.

Positiv fällt auf, dass die technischen Bedingungen zum Erfassen von Produktdaten meistens fortschrittlich ausgebildet sind. Bereits die Hälfte der Unternehmen nutzt digitale Abbilder, um Produktdaten zu erfassen. Damit lassen sich bereits Produktnutzung, Störungsmeldungen und Betriebsdaten erfassen – die technischen Möglichkeiten sind also kein limitierender Faktor. Stattdessen geben die Befragten an, dass in der Produktentstehung vor allem eine höhere Verlässlichkeit (32,6 %) und erhöhte Zweckdienlichkeit (30,3 %) der Daten hilfreich wären.

Entstanden ist die Studie im Rahmen des Forschungsprojekts „Future Work Lab“, einem Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik am Standort Stuttgart, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

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