Maria Anhalt, Elektrobit: „Nachhaltigkeit ist eine strategische Priorität“

Maria Anhalt, Elektrobit: „Nachhaltigkeit ist eine strategische Priorität“ (Bild: Matthias Baumgartner)

Von der ECU-orientierten Software ist es ein weiter Weg zu den komplexen Umgebungen und der permanenten Updatefähigkeit des Software-definierten Fahrzeugs (SDV). Letzteres ist eng verzahnt mit Backend- und Cloud-Umgebungen – sowohl in der Entwicklungsphase als auch während seines Lebens auf der Straße. Mehrere Präsentationen auf dem 27. Automobil-Elektronik Kongress (AEK 23) zeigten den Weg dorthin.

Natürlich hat die Automobilbranche schon ausgiebig über Software und ihre Bedeutung für das Auto der Zukunft diskutiert. Doch Maria Anhalt, CEO des Softwarehauses Elektrobit, fasste die teils ungeordnet auseinanderstrebenden Diskussionsstränge zusammen. Gleichzeitig stellte sie die Verbindung zwischen Software als "Bauelement“ und einem zunehmend wichtigeren Entwicklungsziel bei deren Konzeption auf: Nachhaltigkeit. Sie wies darauf hin, dass Software nicht nur einfach ein funktionaler Bestandteil eines Fahrzeugs ist, sondern ein Effizienztreiber.

Noch ein wichtiger Punkt: Beim Nachdenken über mehr Nachhaltigkeit für ihre Autos kreisten die Ideen der Entwickler bisher nahezu ausschließlich über Materialien, Emissionen und Infrastruktur – Software blieb meist außen vor. Dabei sei Software ein Game Changer, denn ihr Potential ist unbegrenzt, sagte Anhalt. Schon deren Entwicklung sei nachhaltig, ihr Einsatz ermögliche es, den Lebenszyklus der Fahrzeuge ebenso zu optimieren wie das Flottenmanagement.

Save the date: 28. Automobil-Elektronik Kongress

Am 18. und 19. Juni 2024 findet zum 28. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) in Ludwigsburg statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

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Im Channel zum Automobil-Elektronik Kongress finden Sie Rück- und Vorberichterstattungen sowie relevanten Themen rund um die Veranstaltung.

Einen Überblick über das Erreichte und das noch zu Erreichende in Sachen Fahrzeug-Software gab Christoph Grote, der bei BMW als Senior Vice President für die Softwareentwicklung verantwortlich ist. Danach ist das digitalisierte Auto nicht nur connected und Upgrade-fähig, sondern muss auch die Integration von zugekauften Softwarebestandteilen zulassen. Und bei alledem muss dieses Fahrzeug eine perfekt auf das Markenimage abgestimmte Nutzererfahrung ermöglichen. Damit rückte Grote den Fokus auf die Frage, welche Softwareelemente sein Unternehmen zukauft und wo es die Hände lieber selbst am Steuer behält – nämlich dort, wo die Software direkt mit dem User interagiert und wo die Software eine Differenzierung erlaubt. „Wir entwickeln nicht alles selbst. Es wäre komplett illusorisch, alle Software selbst zu schreiben“, sagte Grote mit Verweis auf die rund 500 Millionen Codezeilen, die etwa in BMWs neuem Flaggschiff, der Siebener-Serie, ihren Dienst tun.

Christoph Grote, BMW: „Wir entwickeln nicht alles selbst. Es wäre komplett illusorisch, alle Software selbst zu schreiben.“
Christoph Grote, BMW: „Wir entwickeln nicht alles selbst. Es wäre komplett illusorisch, alle Software selbst zu schreiben.“ (Bild: Matthias Baumgartner)

Besonders im Bereich der Onboard-Platform steht vielfach die Integration von zugekaufter Software und In-House-Entwicklungen im Vordergrund – und damit werden die Programmschnittstellen (APIs) ein zentrales Thema für die Entwickler von Fahrzeugsoftware. „Wir brauchen gut gemanagte, rückwärtskompatible APIs,“ sagte Grote. „Die Handhabung und Steuerung der APIs erfolgt vielfach noch auf eine nicht standardisierte Weise,“ konstatierte Grote. Berücksichtigt man die lange Lebensdauer von Fahrzeugen, während derer die Möglichkeit bestehen muss, die installierte Software zu aktualisieren, so wird hier eine nicht zu unterschätzende Herausforderung sichtbar.

Die Möglichkeiten und Chancen cloudbasierter Softwareentwicklung stellte Wendy Bauer in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Bauer ist General Manager Automotive & Manufacturing bei Amazon Web Services (AWS). „Es besteht eindeutig eine Diskrepanz zwischen den Wünschen der Industrie und der Realität hinsichtlich Entwicklungszeit, Aufwand und Kosten bei der Softwareentwicklung“, konstatierte Bauer. Dafür gebe es zwei Gründe: Zunehmend komplexere Fahrzeugrechner und der ebenfalls stark zunehmende Umfang der Software im Auto. Und mit den vorhandenen Prozessen und Methoden werde sich die Lage verschlimmern.

Wendy Bauer, AWS: „Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ermöglichen.“
Wendy Bauer, AWS: „Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ermöglichen.“ (Bild: Matthias Baumgartner)

Auch der von vielen Teilnehmern der Wertschöpfungskette gewählte Ansatz zur Problemlösung führe in eine Sackgasse, prophezeite die AWS-Managerin. Die Lösung, wenig überraschend, liege in der Nutzung von Cloud-Plattformen und -Diensten. Amazon biete die Möglichkeit, mit seinem Cloud-First-Ansatz die genannten Probleme zu lösen. Das Entwicklungs-Ökosystem Amazons stellt für die in den Autos verbauten Prozessoren passende virtuelle Umgebungen einschließlich Unterstützung für weltweit verteilte Teams, für das Software-Lifecycle-Management und das Fahrzeugdaten-Management bereit. Auch verbreitete Entwicklungstools wie Simulink von Mathworks, VEOS von dSPACE oder Corbos von Elektrobit stehen in dieser Cloud-Umgebung zur Verfügung. Unter dem Strich, so Bauers Versprechen, können Anwender so ihre Software nicht nur schneller und zu geringeren Kosten auf den Markt bringen, sondern auch eine höhere Softwarequalität erzielen.

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