Diese deutsche Technik steckt in der Sphere in Las Vegas

Las Vegas, bekannt als die Stadt, die niemals schläft, hat vor kurzem ein neues architektonisches Highlight erhalten, das bereits jetzt die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zieht. Perfekt gelegen zwischen dem berühmten Strip und dem Convention and EXPO Centre des Venetian Resort, präsentiert sich 'The Sphere' als beeindruckendes neues Wahrzeichen. Als größte Leinwand der Welt bietet sie nicht nur Platz für Markenkampagnen und künstlerische Darbietungen, sondern auch für alltägliche Schönheiten wie Sonnenauf- und -untergänge.

Im Inneren ist die Sphere jedoch noch beeindruckender. Sie dient als moderne Eventlocation, die bis zu 17.600 Sitzplätze und 20.000 Stehplätze bietet. Die Zuschauer können sich auf ein einzigartiges Klangerlebnis freuen, denn über 167.000 Lautsprecher sorgen für optimalen Sound, egal wo man sitzt. Inspiriert vom klassischen Amphitheater nimmt die Bühne etwa ein Drittel des Innenraums ein und bietet sowohl Sitz- als auch Stehplätze für verschiedene Veranstaltungen.

Faszinierend ist auch die Konstruktion der Sphäre. Sie besteht aus einer inneren Kuppel, die von einem 3.000 Tonnen schweren Stahlskelett und einer 25 Zentimeter dicken Betonschicht getragen wird. Die Außenhülle, in der sich die LEDs befinden, wurde während des Innenausbaus hinzugefügt. Das Bauwerk beherbergt nicht nur eine Arena, sondern auch einen VIP-Club, Privaträume, ein Museum und verschiedene Restaurants.

Soundsystem der Sphere aus Deutschland

Im Innern der Sphäre gewährt ein zwei Fußballfelder großes LED-Display den Besuchern auch auf den hinteren Sitzplätzen den Blick auf die Bühne. Die gebogene LED-Leinwand ist etwa 195 Meter breit und 76 Meter hoch, schmiegt sich hinter der Bühne an die innere Hülle der Kuppel und löst laut Betreiber Bilder mit 16K auf. Dahinter verbirgt sich das Soundsystem der Sphere, das aus rund 1.600 fest installierten und 300 mobilen Lautsprechermodulen besteht und insgesamt 167.000 individuell verstärkte Lautsprechertreiber umfasst. Entwickelt hat das System Holoplot aus Berlin. Das Unternehmen arbeitet seit Anfang 2011 arbeiten daran, die Audiotechnologie radikal zu verändern, indem sie die zugrunde liegende Physik der Klangwiedergabe überdenken. Ihre Grundfrage: Was wäre, wenn sich Klang wirklich so steuern ließe, wie wir das Licht steuern können? Was wäre, wenn wir Klanglandschaften schaffen könnten, die sich realer anfühlen als die Wirklichkeit? Was wäre, wenn jeder Platz in einem Veranstaltungsort zum besten Platz gemacht werden könnte?

Die Antworten darauf in Form der Holoplot X1 Matrix Arrays wurde erstmals 2022 im Beacon Theatre in New York vorgestellt. Das System in der Sphere verwendet Holoplots 3D-Audio-Beamforming- und Wellenfeldsynthese-Technologie, um die Audioübertragung in großen Veranstaltungsorten zu revolutionieren. Mit dieser Technik ist es möglich, kontrollierten und klaren Klang für bis zu 20.000 Personen zu liefern, wobei jedem Zuhörer ein individuelles Hörerlebnis geboten wird. Trotz der immensen Größe des Soundsystems bleibt es vollständig hinter der riesigen LED-Innenanzeige der Sphere verborgen. Holoplots Technologie kann Verluste in der Audioübertragung kompensieren, was zu einem klaren Klang ohne Verfärbungen führt und eine durchgängige visuelle LED-Erfahrung bietet.

Die Holoplot X1 Serie umfasst zwei Audiomodule, das Modul 96 und das Modul 80-S. Beide Module sind mit einem DSP (Digital Signal Processor) ausgestattet, der eine spezifische Signalverarbeitung für jeden einzelnen Lautsprechertreiber ermöglicht. Diese Kombination aus fortschrittlichen DSP-Algorithmen und Klangwiedergabetechnologien ermöglicht eine Vielzahl von Klangsteuerungsoptionen. Diese reichen von der gleichmäßigen Beschallung großer Zuhörerbereiche bis hin zur Schaffung immersiver Klangumgebungen. Das X1-System ist auch IoT-fähig, was erweiterte Fernsteuerungs- und Überwachungsfunktionen ermöglicht.

Neben dem Sphere Immersive Sound und der LED-Innenanzeige verfügt Sphere auch über 4D-Technologien wie haptische Infraschall-Sitze und verschiedene atmosphärische und Umgebungseffekte wie warme Brisen, Windstöße von bis zu 225 km/h, suggestive Düfte und wechselnde Temperaturen, um multisensorische Erlebnisse zu schaffen.

Aura, ein hochentwickelter humanoider Roboter, wird zukünftig im Atrium des Sphere in Las Vegas stationiert sein. Die Roboter werden in der Sphere-Einrichtung als Informationsquelle und Bindeglied zwischen den Gästen und den technologischen Errungenschaften des Veranstaltungsortes dienen. Sie wird die Besucher über die technologische Entwicklungsgeschichte, einschließlich der des Sphere, informieren und dabei helfen, das Erlebnis der Gäste  zu verbessern. Zusätzlich zu ihrer Präsenz vor Ort wird Aura auch digital aktiv sein, insbesondere in sozialen Medien, und hat bereits in einem Werbespot für Sphere mitgewirkt. David Dibble, CEO von MSG Ventures, betonte die Innovationskraft von Aura im Rahmen der Sphere-Erfahrung und ihre Fähigkeit, die Gästeerfahrung zu verbessern.

Welchen Anteil Deutschland an der Hülle der Sphere hat

Nicht nur elektronisches Know-How steckt in der Sphere, auch bei den Aluminiumprofiltafeln der Außenhülle war mit Kalzip ein deutsches Unternehmen maßgeblich beteiligt.  Insgesamt wurden 170 Tonnen dieser Tafeln verwendet. Jede Tafel wiegt 35 kg und hat eine Größe von etwa 8 m². Diese Tafeln wurden vor Ort in Las Vegas zugeschnitten, bearbeitet und für die Installation auf der kugelförmigen Struktur vorbereitet. Für die Montage der Aluminiumtafeln wurden spezielle Kräne verwendet. Die gesamte Installation der Aluminiumprofile dauerte von Juni 2020 bis Januar 2021.

Das Gebäude selbst hat eine Grundkonstruktion aus Stahl, isolierten Metallpaneelen und Stehfalzpaneelen, wobei ein LED-Netz an der Außenseite befestigt ist. Dieses Netz umfasst insgesamt 57,6 Millionen LEDs. Dabei sind je 48 LEDs in einen Puck eingebettet, der ungefähr den Durchmesser eines Eishockeypucks hat. Insgesamt gibt es auf der Exosphere 1,2 Millionen solcher Pucks.Jeder dieser Pucks kann aufgrund der Kombination aus roten, grünen und blauen Dioden 256 Millionen Farben darstellen. Trotz der geringen Pixeldichte von 0,12 dpi, was im Vergleich zu modernen Monitoren gering erscheint, wird die Kuppel typischerweise aus großer Entfernung betrachtet, was die Auflösung relativiert.

Wie hoch ist der Stromverbrauch der Sphere?

Die Frage nach dem Stromverbrauch der Sphere ist bisher nicht eindeutig zu beantworten, da es unterschiedliche Angaben gibt. Laut Watson könnte der Stromverbrauch bei 20 MW bzw. 96 GWh pro Jahr liegen – je nach Auslastung.  Allerdings gibt es auch Quellen, die einen deutlich höheren Stromverbrauch von 150 TWh pro Jahr angeben, was über dem gesamten (geschätzten) Stromverbrauch für das Mining von Bitcoins 2022 liegt. Ein User auf Reddit hat nachgerechnet und die 150 TWh widerlegt. Bei 10 W pro LED kommt er auf einen Verbrauch von etwa 105 GWh. Laut Betreiberfirma sollen 70 Prozent des benötigten Stroms durch Solarstrom gedeckt werden.