Als klassischer EMS-Dienstleister mit drei Bestückungslinien bedient Placetec aus dem aus schweizerischen Liestal bei Basel ganz unterschiedliche Branchen und Kunden: Von Prototypen bis 10.000er-Serien und Longboards ist alles dabei. Nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Materialbeschaffung und -lagerung deckt das Schweizer Unternehmen die ganze Bandbreite ab: „Wir haben Kunden, die lassen uns das komplette Material einkaufen, teilweise auch mehrere Jahre im Voraus. Andere stellen die Komponenten bei“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Renato Papini.
„Es gibt nichts Ärgerlicheres wie einen Linienstillstand, nur weil ein Bauteil ausgegangen ist“, sagt Papini. Um solchen Linienstopps vorzubeugen, sei es sinnvoll, das Material zu zählen: Ist überhaupt die nötige Anzahl an Bauteilen beigestellt worden? Hinzu kam, dass man in den letzten Jahren bei der Beschaffung teilweise auf Brokerware zurückgreifen musste: Bei angebrochenen Rollen ist die Komponentenzahl oft ungewiss.
Röntgen statt zählen ist schneller
„Wir haben mit einem mechanischen Zählgerät gearbeitet, aber das ist natürlich erstens fehleranfällig und dauert zweitens sehr lange“, erzählt Papini. Deshalb schaute sich der SMD-Leiter um und entdeckte die Zählmethode via Röntgenbild-Analyse: „Ein Zählgerät, das innerhalb von wenigen Sekunden die Stückzahlen auf der Rolle ermittelt, ist natürlich eine große Hilfe.“ Innerhalb der Belegschaft gab es allerdings gewisse Vorbehalte gegen die Röntgentechnologie und auch die staatlichen Auflagen brachten eine Menge bürokratischen Aufwand mit sich: „Bei einem Großteil der Mitarbeiter war der Bauteilzähler ein willkommenes Hilfsmittel. Beim anderen Teil mussten wir etwas Aufklärungsarbeit leisten, was die Röntgenstrahlung betrifft. Beispielsweise half der Vergleich, dass auch Betonbaustoffe eine niedrige natürliche Radioaktivität aufweisen oder Nahrungsmittel natürliche Radionuklide enthalten“, erinnert sich der stellvertretende Geschäftsführer.
Da es sich beim Röntgen-Bauteilzähler Hawkeye2000 des Herstellers Techvalley um eine geschlossene und komplett eingehauste Röntgenröhre mit der niedrigen Leistung von 55kV handelt, ist die Strahlenexposition äußerst gering. Vor Inbetriebnahme verlangt die schweizerische Strahlenschutz-Aufsicht durch die SUVA zudem eine Dosimeter-Messung eines externen Prüfers. Außerdem muss ein Strahlenschutzbeauftragter bestellt werden: „Der deutschsprachige Distributor des asiatischen Röntgenherstellers Techvalley, Smartrep, unterstützte uns umfassend bei der Umsetzung dieser Auflagen: Sie informierten uns, wie das Verfahren abläuft, welche Dokumente und Qualifikationen man benötigt und stellten den Kontakt zu einem anderen Schweizer Elektronikfertiger her, mit dem wir uns über das Prozedere austauschen konnten.“
Kinderleichte Handhabung
Bisher kommt der Röntgenbauteilzähler bei Placetec nicht für „Rappenware“ (Anm. der Redaktion: Ware für wenige Euro-Cent), gemeint ist die Zählung von günstigen Standardkomponenten, zum Einsatz, weil sich der Aufwand nicht lohne. „Die Zählung macht für uns bei kritischen Bauteilen Sinn, die in der aktuellen Knappheit schwer zu bekommen sind. Da müssen wir wissen, wie viel wir auf Lager haben.“ Es werden nicht nur die Wareneingänge, dabei besonders Brokerware, sondern auch die Linienrückläufer gezählt, weil Bauteile beim Rüsten und Bestücken abfallen können. Momentan sind dies zwischen 50 und 100 Rollen in der Woche. „Es war die Software, die uns überzeugt hat, also die Bedienung des Gerätes. Ich würde fast sagen, dass die Handhabung kinderleicht ist. Innerhalb von 5 bis 10 Minuten ist das Gerät erklärt und funktioniert zuverlässig“, sagt Paipini.