Die Prognose für das erste Halbjahr 2023 zeigt, dass nur noch wenige Halbleiter (27 %) steigende Preise verzeichnen werden. Im ersten Halbjahr 2022 lag dieser Anteil noch bei 76 Prozent. Auf den Rest von 2023 gesehen, dürfte der Großteil der Halbleiterpreise (über 75%) bis Ende Q3 stabil bleiben und nur 20 Prozent der Halbleiterpreise steigen. Darüber hinaus werden laut Commodity IQ fast 30 Prozent der Preisdimensionen für Halbleiter und passive Komponenten im ersten Halbjahr 2023 sinken.
Auch im Bereich der Vorlaufzeiten zeigt sich eine Verbesserung: Während die langen Vorlaufzeiten für Komponenten wie Mikrocontroller und analoge ICs bis ins Jahr 2023 andauern werden, werden laut Angaben des Branchenberichts 23 Prozent aller Komponenten-Vorlaufzeiten im ersten Quartal 2023 sinken. Für das dritte Quartal 2023 wird sich die Hälfte aller Vorlaufzeiten stabilisieren, lediglich bei drei Prozent sind noch Verlängerungen zu verzeichnen. „Bei anderen Komponenten und Rohstoffen sehen wir jedoch nach wie vor erhebliche Probleme. Darüber hinaus haben wirtschaftliche und energiepolitische Sorgen sowie die zunehmende geopolitische Instabilität die Nachfrage der Nutzer und die Beschaffungsaktivitäten verringert, was die Aussichten für die Elektronik-Wertschöpfungskette unsicher macht“, so Steve Flagg, CEO und Gründer von Supplyframe.
Sinkende Nachfrage und geringere Beschaffungsaktivitäten
Rezessionsängste, geldpolitische Maßnahmen der Zentralbanken zur Eindämmung der Inflation und die schwächelnde chinesische Wirtschaft wirken sich auf die nachgelagerte Nachfrage nach elektronischen Bauteilen in verschiedenen Industriesegmenten aus. Die Aktivität bei den 30 wichtigsten Bauteiltypen ging im November 2022 im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich zwölf Prozent zurück. Das Wachstum im Jahresvergleich war im November 2022 für die meisten passiven Bauelemente positiv und für die meisten Halbleiter negativ, wobei programmierbare Logikbausteine mit 34,8 Prozent die Rückgänge anführten.
In allen Regionen war die Beschaffung im November 2022 rückläufig. Europa verzeichnete einen Rückgang von 5,8 Prozent, der asiatisch-pazifische Raum von 3,1 Prozent und die Regionen Amerikas mit 15 Prozent den stärksten Rückgang, der auf einen Rückgang von 16,1 Prozent in den USA zurückzuführen ist. Die Volatilität der Erdöl- und Erdgaspreise in Verbindung mit steigenden Energiekosten, insbesondere in Europa, haben in allen Branchen zu Produktions- und Logistikproblemen geführt. Dies gilt unter anderem für Rohmetalle und Harze, die in der gesamten Wertschöpfungskette der Elektronikindustrie verwendet werden. Erhöhte Energiekosten wirken sich auf die Endmärkte aus und dämpfen die Nachfrage nach elektronischen Bauteilen. Wiederkehrende COVID-19-Ausbrüche, der Klimawandel und ein weltweiter Mangel an Fachkräften in der Elektrotechnik gehören ebenfalls zu den unzähligen Störungen, die zu den makroökonomischen, miteinander verbundenen Auswirkungen der Elektroniklieferkette beitragen.