Batterie ZVEI

Wie wird 2024 für die Batterieindustrie? Hier haben wir 6 Prognosen für Sie zusammengestellt: Von Natrium- über Feststoffbatterien bis zur Sicherheit. (Bild: KanawatTH)

Für das kommende Jahr ist ein deutlicher Anstieg der Batterieproduktion in Europa zu erwarten, nicht nur als Reaktion auf die Marktnachfrage, sondern als strategischer Schachzug mit doppelter Zielsetzung: die Abhängigkeit von externen Lieferanten verringern und Europa auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten. Die europäischen Batteriehersteller sind bereit, Nachhaltigkeit zu einem Eckpfeiler der Unternehmensidentität zu machen. Denn rein preislich werden sie mit chinesischen Herstellern nicht konkurrieren können. Ein bemerkenswerter Aspekt dieses Trends ist die zunehmende Konzentration auf die Produktion von Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen (LFP) in Europa. Es ist zu erwarten, dass die Verflechtung von Nachhaltigkeits- und Produktionsstrategien die Branchenlandschaft im Jahr 2024 bestimmen wird.

Lieferketten werden resilienter

Geopolitische Faktoren, insbesondere Graphit-Exportbeschränkungen aus China, werden im Jahr 2024 großen Einfluss auf die Lieferkettendynamik haben. Das Schreckgespenst der "nationalen Sicherheit", das hinter solchen Beschränkungen steht, hat zu einer grundlegenden Neubewertung der Batterielieferkette geführt. Unternehmen, besonders in Europa, reagieren nicht nur auf geopolitische Verschiebungen, sondern bemühen sich proaktiv um sichere Lieferketten und die Lokalisierung kritischer Produktionsprozesse. Dies geht weit über eine kurzfristige Reaktion hinaus, sondern ist ein strategisches Manöver in Richtung Widerstandsfähigkeit und verringerte Anfälligkeit für externe Störungen. Die Dynamik der Lieferketten wird 2024 daher ein zentraler Punkt bei der strategischen Entscheidungsfindung sein – auch um gegenüber günstigeren chinesischen Anbietern weiter wettbewerbsfähig zu bleiben.

E-Mobility: Batterie und Sicherheit

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(Bild: AdobeStock_277540900)

Wie entstehen bessere E-Auto-Batterien und sind sie sicher? Bewährte und neue Batterietechnologien von Entwicklung bis Recycling, Brandschutz von Simulation über Materialien bis Batteriemanagement und Safety-Konzepten, sowie Testverfahren von EMV bis Sicherheit. Die Technologien dahinter finden Sie hier.  

Feststoffbatterietechnologie wird Fortschritte machen

Das Jahr 2024 verspricht erhebliche Fortschritte in der Feststoffbatterietechnologie, denn die Branche kommt dem Ziel näher, diese Batterien bis 2030 in Personenkraftwagen einzusetzen. Allerdings sind die Beschränkungen in der Lieferkette, insbesondere bei Graphitmaterialien und Raffineriekapazitäten, zu beachten – einerseits eine Herausforderung, andererseits vielleicht der Katalysator, um die Einführung von Feststoffbatterien außerhalb Chinas zu beschleunigen. Akteure der Branche räumen jedoch ein, dass Tests unter realen Bedingungen unerlässlich sind, um die Überlegenheit und Lebensfähigkeit dieser Technologien festzustellen – ein Prozess, der sich bis 2024 hinziehen wird.

Feststoffbatterie versus Natrium-Ionen-Batterie

Werden Feststoffbatterien also eine größere Störung des Energiespeichermarktes darstellen als Natrium-Ionen? Das hängt von der Betrachtungsweise ab. Natrium-Ionen-Technologie wird nicht nur bei der stationären Speicherung, sondern auch bei der dynamischen Entwicklung des Mobilitätsmarktes eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere für längere Speicherzeiten von mehr als acht Stunden ist Natrium-Ionen-Technologie aufgrund der Erschwinglichkeit von Vorteil, etwa für Kleinfahrzeuge in Regionen wie China, Indien und Europa. Auch ist diese Technologie aus Produktionsgesichtspunkten leichter in die aktuelle Lieferkette zu integrieren.

Auf der anderen Seite stellen Feststoffbatterien eine Premium-Option dar und sind mit hohen Kosten verbunden. Die bessere Leistung verspricht zwar schnelles Aufladen und eine größere Reichweite, aber diese Vorteile haben einen Preis, den nur bestimmte Anwendungen rechtfertigen. Wahrscheinliche Kandidaten sind Premium-Fahrzeuge und potenzielle Langstreckenanwendungen für schwere Nutzfahrzeuge. Aus technologischer Sicht ist Solid State ein bedeutender Umwälzungsfaktor, der die Grenzen der Leistungsfähigkeit verschiebt. Betrachtet man jedoch die Anwendungsmöglichkeiten, so scheinen Natrium-Ionen einen breiteren Markt zu erschließen und damit die Landschaft der elektrochemischen Energiespeicherung zu erweitern. Die Wahl zwischen beiden hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Prioritäten im Bereich der Energiespeicherung ab.

BESS-Landschaft wird vielfältiger

Die Landschaft der Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) wird sich im Jahr 2024 weiterentwickeln, mit Schwerpunkt auf der Verlängerung der Lebensdauer von Großbatterien. Die Branche hat eine bemerkenswerte Verschiebung von 1-Stunden- zu 2-Stunden-Systemen erlebt, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen, wobei einige Systeme bis zu 4 Stunden erreichen können. Im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht das Streben nach zusätzlichen Möglichkeiten der Ertragssteigerung, was die Systeme rentabler macht, wenn auch auf Kosten einer höheren Betriebskomplexität. Lithium-Ionen-Batterien dominieren nach wie vor, aber 2024 könnte es mehr Projekte geben, die alternative Technologien wie beispielsweise Eisen-Redox-Flow-Batterien einsetzen. Diese Alternativen könnten die wachsende Nachfrage nach Anwendungen mit langer Betriebsdauer und niexriger Leistungsdichte befriedigen.

Sicherheit muss mitwachsen

Sicherheitserwägungen stehen auch 2024 an erster Stelle, aufbauend auf den Erkenntnissen aus den Vorfällen im Jahr 2023. Diese unterstrichen die Notwendigkeit einer weiteren Verbesserung der Sicherheitsfunktionen, die sich mit dem Wachstum der Branche parallel weiterentwickeln müssen. 2024 wird ein Jahr intensiver Tests, Iterationen und Innovationen, um die Sicherheitsstandards zu stärken.

Dr. Matthias Simolka

Product Manager bei Twaice

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