Batterie ZVEI

Die Produktion von Batterien ist hochkomplex, da sie viele Kompetenzen erfordert. Hier qualifizierte Fachkräfte zu finden ist entsprechend schwer. Erschwerend kommt die fehlende Standardisierung hinzu. Welche Pläne es an dieser Stelle gibt, erläutert Prof. Franz Dietrich von der TU Berlin in einem Interview. (Bild: KanawatTH)

Die Batterieproduktion steht durch die steigende Nachfrage nach E-Mobilität und den Ausbau von erneuerbaren Energien vor einem Boom. Dieses exponentielle Wachstum der Branche bringt die Herausforderung mit sich, genügend und entsprechend qualifizierte Fachkräfte zu finden – aber sind wir bereit? Franz Dietrich, Professor für Handhabungs- und Montagetechnik an der TU Berlin (TUB), beleuchtet in einem Interview mit Linda Arnold-Triangeli and Dr. Christoph Sprung, VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, wie Bildung und Qualifikation den Weg für Innovationen in der Batterieindustrie ebnen. Dabei beantwortet er Fragen nach der beruflichen Karriere, dem Bedarf sowie standardisierten und zertifizierten Qualifikationsmöglichkeiten.

Wie werden Studenten auf eine berufliche Karriere in der Batterieproduktion vor?

Franz Dietrich betont, dass viele Universitäten beginnen, ihre Programme in Richtung Batterieproduktion und Elektromobilität zu aktualisieren. An der TU Berlin gibt es einige Vorlesungen zu Batterien, aber es besteht noch viel Potenzial für Erweiterungen. Es geht nicht nur darum, Inhalte und Fähigkeiten zu lernen, sondern auch um das Verständnis der Wertschöpfung und der verschiedenen Jobprofile. Externe Partner aus der Industrie werden eingeladen, um ihre Erfahrungen zu teilen.

Welche Fähigkeiten und Expertise sind in der Batterieproduktion wichtig?

Die Batterieproduktion unterscheidet sich von bisher bekannten Produktionsketten durch ihre starke Vernetzung verschiedener Disziplinen. Hier fließen chemisches, elektrisches, mechanisches und Prozessingenieurwesen zusammen, insbesondere in den Fügetechnologien. Diese Technologien und Bereiche interagieren, um das Potenzial des Materials in der Batterie zu maximieren. Anders als bei früheren Qualifizierungsprogrammen sind hier multidisziplinäre Ansätze erforderlich. Ein Batterieexperte muss daher nicht nur in seinem Fachgebiet tiefgehende Kenntnisse haben, sondern auch ein Grundverständnis für die anderen Bereiche, um die Komplexität der Batterieproduktion zu verstehen. Diese Komplexität ist in vielen anderen Bereichen noch nicht vorhanden.

Zur Person: Franz Dietrich

Prof. Dr.-Ing. Franz Dietrich ist Professor am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) und Leiter des Lehrstuhls für Handhabungs- und Montagetechnik an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin). Er forscht und lehrt auf dem Gebiet der Batterieproduktionstechnik. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Handhabung, Montage und Demontage, Mensch, Digitalisierung sowie analytisch und experimentell basierte Technologieinnovationen mit dem Leitbild einer rationalisierten Produktion in einer nachhaltigen, humanitären Welt.

Gibt es Bedarf an allgemeineren Qualifikationen?

Laut Dietrich braucht es für eine effiziente und zuverlässige Batterieproduktion in der Zukunft sowohl systemisches Denken als auch spezifisches Fachwissen. Die Automatisierung und die dabei gewonnenen Daten spielen eine zentrale Rolle, insbesondere angesichts der aktuellen AI-Entwicklungen. Es ist wichtig, dass Experten in ihrem Fachgebiet auch mit AI-Techniken vertraut sind, um effektiv mit Spezialisten aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten. Dieses interdisziplinäre Verständnis wird entscheidend für zukünftige Kompetenzen in der Batterieproduktion sein.

Gibt es Beispiele, bei dem die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Industrie zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung in der Batteriezellenherstellung beiträgt?

Dietrich erwähnt das Projekt KombiH, das vom deutschen Wirtschaftsministerium finanziert wird. In diesem Projekt arbeiten Bildungsanbieter für nicht-akademische Kontexte mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer in Berlin und Brandenburg zusammen. Die Idee ist, den Unternehmen zuzuhören und ihre Qualifikationsbedürfnisse zu ermitteln. Diese werden in Qualifikationsportfolios und Lehrpläne übertragen. Die TU Berlin bringt ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse ein, um den Auszubildenden die beste Ausbildung zu bieten. Es zielt darauf ab, die Qualifikationsbedürfnisse von Unternehmen zu ermitteln und entsprechende Ausbildungsprogramme zu entwickeln.

Im Video: Battery Insights II: Bildung und Ausbildung in der Batteriezellenproduktion (engl.)

Welche Herausforderungen müssen bei der Schaffung solcher Bildungsmöglichkeiten bewältigt werden?

Aus den Erfahrungen zu Beginn des Projekts und beim Aufbau der akademischen Lehre ist laut Dietrich die Haupt Herausforderung, die Vielfalt der Aufgaben abzudecken, denen die Auszubildenden in der Zukunft begegnen werden. Dies hängt stark vom jeweiligen Unternehmen ab. Daher ist es eine große Herausforderung, die verschiedenen Aufgaben in ein umfassendes Schulungsmodul zu übertragen und dabei den Überblick zu behalten.

Wie wichtig ist es, standardisierte und zertifizierte Qualifikationsmöglichkeiten anzubieten?

Die Standardisierung von Bildungsprogrammen ermöglicht eine vergleichbare Qualität. Derzeit bieten viele Organisationen Zertifikate im Bereich Batterieproduktion an, doch es fehlt an Vergleichbarkeit zu etablierten Studien- oder Qualifikationsprogrammen, die im Arbeitsmarkt anerkannt sind. Ich bin überzeugt, dass Anbieter von zertifizierten oder akkreditierten Programmen dazu gedrängt werden, standardisierte Zertifikate zu nutzen. Dies betrifft zunächst Deutschland. Eine europäische Standardisierung wäre ein großer Aufwand. Aus Prozessen wie dem Bologna-Prozess können wir lernen, wie wir die Arbeitskräftemobilität in den kommenden Jahren fördern können.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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