Am 28. Juni 2025 tritt in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft. Viele Unternehmen der Elektronikbranche müssen sich nach den neuen gesetzlichen Anforderungen auf Barrierefreiheit einstellen und ihre digitalen Produkte oder Dienstleistungen leicht verständlich gestalten. Neben Herstellern, Importeuren und Händlern von Elektronikprodukten sind auch Telekommunikationsanbieter, Banken und Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen online vertreiben, betroffen. Für Unternehmen aus der Elektronikbranche ist die geforderte Bereitstellung barrierefreier Inhalte nicht nur eine Herausforderung, sondern auch die Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben. Denn Studien zeigen, dass Barrierefreiheit für 10 % der Nutzenden unumgänglich, für 40 % notwendig und für 100 % komfortabel ist. In unserem FAQ erfahren Sie, was einfache und leichte Sprache mit Barrierefreiheit zu tun haben und wie Sie die neuen gesetzlichen Anforderungen effizient umsetzen können.
Was ist Einfache Sprache?
Einfache Sprache ist eine Form der Kommunikation, die darauf abzielt, Texte leicht verständlich zu machen. Sie verwendet kurze Sätze, einfache Wörter und eine klare Struktur, um sicherzustellen, dass Informationen für möglichst viele Menschen zugänglich sind. Einfache Sprache vermeidet Fachjargon, komplizierte Ausdrücke und unnötige Details, um das Verständnis zu fördern. Die Einfache Sprache ist also eine vereinfachte Version der deutschen Standardsprache. Sie entspricht der Umgangs- bzw. Alltagssprache und ist optisch häufig nicht auf den ersten Blick als leicht verständlicher Text erkennbar. Texte in Einfacher Sprache entsprechen etwa der Sprachstufe B1. Einfache Sprache entstand aus dem Bedarf, mit Nicht-Fachleuten in verständlicher Weise zu kommunizieren, z. B. mit der breiten Bevölkerung. Richtlinien gibt es seit 2023/2024 durch die DIN ISO 24495-1 Einfache Sprache.
Was ist Leichte Sprache?
Leichte Sprache ist ein wichtiger Baustein für verständliche Kommunikation. Sie wurde ursprünglich für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Von Leichter Sprache profitieren aber viel mehr Menschen (z. B. Sprachlernende, Menschen mit Leseschwierigkeiten, Demenz usw.). Leichte Sprache ist grundsätzlich einfacher als Einfache Sprache und entspricht in etwa den Sprachstufen A1 bis A2. Sie unterscheidet sich durch kurze Zeilen und Absätze sowie größerer Schrift und Zeilenabstand auch optisch klar von üblichen Texten. Häufig sind Texte in Leichter Sprache auch bebildert. Sehr kurze Sätze (meist nicht länger als fünf bis acht Wörter) sowie einfache und alltägliche Wörter sind Merkmale Leichter Sprache. Fachbegriffe werden vermieden oder, wenn nötig, verständlich erklärt. Es gibt festgelegte Regeln und Standards, die sicherstellen, dass Texte in Leichter Sprache wirklich für die Zielgruppe verständlich sind. Diese werden laufend weiterentwickelt und können bei Organisationen wie dem Netzwerk Leichte Sprache, zu dem auch das Netzwerk capito zählt, nachgelesen werden.
Was haben Leichte und Einfache Sprache mit Barrierefreiheit zu tun?
Leichte und Einfache Sprache sind ein entscheidender Bestandteil der Barrierefreiheit. Sie ermöglichen es Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen, Inhalte besser zu verstehen. Damit tragen Leichte und Einfache Sprache zur Inklusion bei, indem sie sicherstellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Zugang zu wichtigen Informationen haben. Hier setzt das BFSG an, das den Fokus auf die Barrierefreiheit digitaler Informationen und Produkte setzt, während dieser bislang meist auf der physischen Barrierefreiheit von Gebäuden und Anlagen lag.
Wer muss das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz umsetzen?
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) betrifft alle Unternehmen, die im B2C-Bereich online ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen bzw. anbieten. Darunter fallen Hersteller, Händler und Importeure von Produkten wie Computern, Geldautomaten, Fernsehgeräten mit Internetzugang, E-Book-Lesegeräten und Routern. Zudem fallen Erbringer von Dienstleistungen in den Wirkungsbereich. Dazu zählen Telekommunikationsdienste, Elemente von Personenbeförderungsdiensten (Webseiten, Apps, elektronische Tickets und Ticketdienste, Bereitstellung von Verkehrsinformationen, interaktive Selbstbedienungsterminals), Bankdienstleistungen für Verbraucher, E-Books und hierfür bestimmte Software sowie Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr. Ausgenommen sind Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern oder einem Umsatz von weniger als zwei Millionen Euro.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) im Video
Was bedeutet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz für Unternehmen?
Für Unternehmen bedeutet das BFSG, dass sie ihre digitalen Angebote an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen anpassen müssen. Das betrifft nicht nur die Zugänglichkeit von Webseiten und Online-Shops, sondern auch die Verständlichkeit von Produktbeschreibungen, wichtigen Vertragsinhalten und anderen relevanten Informationen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle diese Inhalte in einer Form vorliegen, die für alle Menschen verständlich und zugänglich ist.
Wie lassen sich Texte in Einfache Sprache übertragen?
Eine Möglichkeit liegt in der klassischen Übersetzung durch Übersetzungsbüros. Capito hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz 15 produzierende Standorte. Eine zeit- und kosteneffizientere Möglichkeit der Übersetzung ist die mittels KI. Denn KI-generierte Anwendungen übertragen komplexe und schwer verständliche Texte ebenfalls in verschiedene Sprachniveaus. capito.ai ist ein TÜV-zertifiziertes KI-generiertes Übersetzungstool für Leichte und Einfache Sprache. Es analysiert die Verständlichkeit von Texten auf drei Sprachstufen (A1, A2 und B1), gibt Verbesserungsvorschläge und erstellt ein genaues Reporting. Zudem vereinfacht capito.ai Texte automatisch in drei Sprachstufen und in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch). Das Tool ist als Browser Add-On sowie als Outlook und Word Add-In verfügbar.