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Webasto Vorstandsvorsitzender Dr. Holger Engelmann blickt beim diesjährigen Jahrespressegespräch auf 2021 zurück und gibt einen Ausblick auf 2022. (Bild: Webasto)

Anlässlich des diesjährigen Jahrespressegesprächs blickt Webasto-Vorstandsvorsitzender Dr. Holger Engelmann auf 2021 zurück und gibt einen Ausblick auf 2022. So stieg der Umsatz der Webasto Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um 12,2 % auf 3,7 Mrd. Euro und lag damit deutlich über dem des Marktes von 3,2 %. Die positive Entwicklung sei vor allem auf höhere Umsätze im Kerngeschäft zurückzuführen: Dächer erzielten Jahr einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro (83 %), kraftstoffbetriebene Heiz- und Kühlsysteme 485 Mio. Euro (13 %) und Lösungen für die Elektromobilität 155 Mio. Euro (4 %). Mit Blick auf die weltweite Verteilung gab es von 2020 auf 2021 eine Verschiebung: Asien -7 Prozentpunkte auf 42 %, Europa +2 Prozentpunkte auf 36 % und Amerika +5 Prozentpunkte auf 22 %.

Ein positives Ergebnis konnte Engelmann in diesem Jahr nicht präsentieren. 2021 lag die Umsatzrendite bei -3,9 % (2020: -2,1 %), wofür vor allem ein technologisch innovatives Großprojekt mit großer strategischer Bedeutung verantwortlich war. Wie geplant hat Webasto sowohl die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als auch die Investitionen 2021 wieder deutlich angehoben. Die R&D-Aufwendungen summierten sich auf 315 Mio. Euro (+17,6 %) und flossen zu einem Großteil in die Vorbereitung von Projektanläufen mit Dach- und Batteriesystemen in Europa und Asien sowie Ladelösungen in Amerika. Außerdem investierte das Unternehmen 281 Mio. Euro (+45 %) in den Ausbau von Kapazitäten unter anderem in den USA, Japan und Südkorea.

Aufgrund der guten Auftragslage und vorhandener Wachstumspotenziale in Kerngeschäft und Elektromobilität holte Webasto 2021 zudem mehr als 1.500 neue Mitarbeitende an Bord, vor allem in den USA, Mexiko, Osteuropa und Südkorea statt.

Im ersten Quartal 2022 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar um 5,4 %, aber das Ebit lag weiterhin im negativen Bereich.

Schwerpunktthema: E-Mobility

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(Bild: Adobe Stock, Hüthig)

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Elektromobilität wird zweites Standbein von Webasto

Sehr positiv entwickelt sich das Geschäft mit Lösungen für die Elektromobilität, aktuell besonders bei Batteriesystemen. Seit 2019 produziert das Unternehmen Batterien für Nutzfahrzeuge in Deutschland, 2021 folgte der Einstieg in den Pkw-Markt in Asien. Anfang dieses Jahres erhielt Webasto zwei Pkw-Aufträge von einem deutschen und einem südkoreanischen Automobilhersteller mit einem Volumen von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro. Damit überstieg der Auftragseingang im Bereich E-Mobilität in den ersten drei Monaten 2022 erstmals den des Kerngeschäfts mit Dachsystemen und kraftstoffbetriebenen Heiz- und Kühllösungen. Der Anteil der Systeme für die E-Mobilität machte mit rund fünf Milliarden Euro Ende März 2022 rund 20 % des Auftragsbestands der Unternehmensgruppe aus.

„Mit einer Verdopplung des Umsatzes in diesem Bereich und gut gefüllten Auftragsbüchern sind wir dem Ziel, die Elektromobilität zum zweiten starken Standbein von Webasto zu machen, einen sehr großen Schritt nähergekommen. Spätestens 2025 planen wir, die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro zu erreichen“, erklärt Engelmann. 2020 hatte Webasto angekündigt, langfristig im Bereich Elektromobilität Umsätze zu erzielen, die „den Dachsystemen ebenbürtig“ sind – und mit letzteren generierte Webasto in 2019 über 3 Milliarden Euro Umsatz.

Wie der Ford Bronco Webasto ins Schleudern brachte

Es sollte eine große Chance sein, fing aber holprig an und am Ende verhagelte ein einziger Auftrag das Ergebnis: Webasto hatte Probleme mit einem Ford-Auftrag. Aber von vorne: Mit der Neuauflage des Geländewagens Bronco von Ford entwickelte sich ein regelrechter Hype in Amerika. Die 3.500 Fahrzeuge der „First Edition“ waren innerhalb eines Tages ausverkauft. Zwischenzeitlich verbuchte Ford mehr als 200.000 Reservierungen für den Geländewagen. Den Auftrag für die Dächer der Fahrzeuge konnte sich Webasto sichern.

Innerhalb von acht Jahren sollte der Zulieferer sechs verschiedene Arten von Dächern liefern – insgesamt eine Million. Der Auftrag sollte künftig 20 Prozent des jährlichen Umsatzes in den USA ausmachen. Rund zwei Milliarden Euro Umsatz sind in den acht Jahren eingeplant. Es sei ein komplexes, umfangreiches Projekt und eine enorme Chance gewesen, sagte Engelmann. Der Auftrag sei von Anfang an anspruchsvoll gewesen. Die Herausforderung: Mit den Bronco-Dächern setzt Webasto erstmals in den USA eine neue Technologie ein. Deshalb mussten dafür erst Kapazitäten und eine Lieferantenstruktur aufgebaut werden.

Doch kaum war der Spatenstich für das neue US-Werk gesetzt, kam die Corona-Pandemie. Den Bau zu vollenden und neue Mitarbeitende zu finden habe Webasto deshalb „viel Energie, Nerven und Geld gekostet“, berichtete Engelmann. Und es kam zu weiteren Verzögerungen. Denn als das Werk fertig war, durften keine Servicemitarbeitenden – auch nicht von Webasto selbst – in die USA einreisen. Es sei außerdem extrem aufwändig gewesen, ein solches Werk in so kurzer Zeit aufzubauen, so Engelmann. „Da passieren natürlich Fehler.“

Was er damit meint: Ford musste vergangenes Jahr tausende Broncos zurückrufen. „Im Rahmen unserer umfangreichen Qualitätskontrollen vor der Auslieferung haben wir festgestellt, dass die von unserem Zuliefererpartner Webasto hergestellten farbigen Dächer nicht unseren Qualitätsstandards entsprechen“, sagte Ford-Sprecher Said Deep gegenüber ‚Free Press‘. Das Problem beeinträchtige nicht die Funktionalität des Daches, könne aber zu einem „unbefriedigenden Erscheinungsbild“ führen, wenn es extremer Wasser- und Feuchtigkeitseinwirkung ausgesetzt sei.

Engelmann zeigte sich mit Verweis auf Vereinbarungen bedeckt was den Qualitätsfehler betrifft, betonte aber, dass der Austausch der Dächer aufgrund optischer Themen stattfand. Das Dach sei zu jeder Zeit sicher gewesen. Die Kosten für den Austausch sei in den Zahlen mit eingerechnet. Die Gesamtbelastung durch den Bronco bezifferte er auf 200 Millionen Euro.

Ohne Bronco sei das Geschäft 2021 deshalb positiv ausgefallen. Inzwischen läuft das Projekt laut Engelmann gut. Demnächst soll ein weiteres Werk in den USA eröffnet werden. Deshalb werde es auch dieses Jahr wieder Belastungen durch den Bronco-Auftrag geben, allerdings geringere. Er sei zuversichtlich, dass das Projekt Webasto in Zukunft Freude machen werde.

 

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