Freund oder Feind? Industrie und Klimaschutz werden oft als Gegensätze gesehen, doch tatsächlich kann die drohende Klimakatastrophe und technologische Innovationen und eine umweltbewusste Fertigung nicht abgewendet werden.

Freund oder Feind? Industrie und Klimaschutz werden oft als Gegensätze gesehen, doch tatsächlich kann die drohende Klimakatastrophe und technologische Innovationen und eine umweltbewusste Fertigung nicht abgewendet werden. (Bild: Adobe Stock - okawa)

Was sind die Gesamtkosten für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045? Welche Kosten sind durch die Klimaerhitzung in Deutschland entstanden? Wie kann der Kampf gegen den Klimawandel eine Chance für die deutsche Wirtschaft sein? All diese Fragen – und viele weitere – stehen im Raum, wenn es um die Zukunft Deutschlands beim Thema Nachhaltigkeit geht. Aber zum Teil gibt es bereits Antworten in Form von Studien. Hier haben wir Gründe zusammengefasst, warum Klimaschutz ein (auch wirtschaftlich) notwendiger Schritt ist – inklusive persönlichem Kommentar.

Für eine bessere Navigation haben wir die einzelnen Gründe, warum Clean Tech eine riesige Chance für die deutsche Wirtschaft ist, besser erreichbar gemacht.

Weil Klimaschutz immer günstiger ist als Klimakatastrophe

Fangen wir doch einfach mal mit dem weißen Elefanten im Raum an, der Gretchenfrage: Was kostet es, Deutschland wie geplant bis 2045 klimaneutral zu machen? Nach der "Net-Zero Deutschland" Studie der Beratungsfirma McKinsey liegen die Gesamtkosten für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 bei schier unvorstellbaren 6.000 Milliarden Euro - oder umgerechnet 240 Milliarden Euro pro Jahr.

Allerdings relativiert sich die Zahl sehr stark, wenn man sie sich einmal genauer anschaut. Denn pro Jahr müssten "nur" 40 Mrd. Euro tatsächlich zusätzlich investiert werden. Bei einem Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von 3.870 Milliarden Euro im Jahr 2022 also rund ein Prozent des BIP oder weniger als 10 % des Bundeshaushalts von 457,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr! Die restlichen 200 Mrd. Euro pro Jahr sind laut den Analysten Ausgaben, die eh anfallen, aber gezielt in grüne Technologien und Infrastruktur gelenkt werden müssten.

Auf der anderen Seite der Gleichung stehen die Kosten durch die Klimaerhitzung. Mindestens 145 Milliarden Euro an Schäden sind zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels in Deutschland entstanden. Das hat die Studie „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“ im Auftrag des Umweltbundesamtes ergeben. Je nachdem, wie der Klimawandel fortschreitet, liegen die zukünftigen Kosten bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro.

Das erscheint im Vergleich zu den Vermeidungskosten erst einmal deutlich niedriger. Aber: Nicht mit eingerechnet sind zahlreiche indirekte Kosten wie gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt.

Vor allem aber bleiben die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaftsentwicklung in dieser Betrachtung unberücksichtigt. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat sich das genauer angesehen. Der Bericht "Growth, Investment an the Low-Carbon Transition"  der OECD (Executive Summary) kommt zu einem klaren Ergebnis: "Mit den richtigen politischen Maßnahmen und Anreizen, also umfassenden Struktur- und Fiskalreformen und einer darauf abgestimmten Klimaschutzpolitik, ließe sich Wirtschaftswachstum stimulieren, das sowohl den Klimawandel verlangsamt als auch kurzfristig positive Effekte auf Wirtschaft, Beschäftigung und Gesundheit hat." Im Vergleich zur Fortsetzung der gegenwärtigen Politik könnte so im Durchschnitt der 20 größten Industriestaaten (G20) bis 2050 eine um bis zu 2,8 % höhere Wirtschaftsleistung erzielt werden. Würden zudem die positiven Effekte durch vermiedene Klimaschäden berücksichtigt, könnte 2050 mit einem fast 5 % höherem BIP gerechnet werden.

Umgekehrt kommt es durch einen Verzicht auf entschlossene Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland zu einem Schrumpfungsprozess der Wirtschaft: Das Beratungsunternehmen Deloitte hat 2021 in seinem Briefing "Der Wendepunkt - Wie Deutschland vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren kann" zwei Szenarien simuliert:

  • Wenn keine entschiedenen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, steigt die weltweite Durchschnittstemperatur um 3 Grad Celsius. Durch Hitzestress, Schäden am Kapitalstock, Verlust von Agrarland sowie landwirtschaftlichen Erträgen, sinkende Tourismuseinnahmen und Belastungen der menschlichen Gesundheit ergibt sich ein Wachstumsverlust von 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr bis 2070, der auch Konsequenzen für den Arbeitsmarkt hat. Im Jahre 2070 hätte Deutschland 470.000 Arbeitsplätze weniger als in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel.
  • Werden dagegen konsequente Maßnahmen ergriffen, um das Pariser Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung zu erreichen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zwar ergibt sich auch hier zunächst ein BIP-Verlust von 0,5 % pro Jahr durch die notwendigen Investitionen. Dieser wird aber ab einem Wendepunkt etwa um 2038 deutlich überkompensiert und erreicht schließlich einen durchschnittlichen Wohlstandsgewinn von jährlich 2,45 % durch den Klimaschutz.

Die folgende Grafik macht diese Entwicklung anschaulich:

Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes bei einem schrittweisen Übergang zu einer 1,5-Grad-Welt.
Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes bei einem schrittweisen Übergang zu einer 1,5-Grad-Welt. (Bild: Deloitte)

Geht man tiefer ins Detail, finden sich sieben spezifische Gründe, warum der Kampf gegen den Klimawandel eine riesige Chance für die deutsche Wirtschaft sein kann - wenn sie die Herausforderung annimmt:

Nach einer Studie des renommierten Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) vom September 2023 sorgen technologische Fortschritte für massive Kostensenkungen im Bereich des Klimaschutzes:

  • Die Stromerzeugung aus Solarkraft wurde in nur zehn Jahren um 87 Prozent billiger, das Speichern in Batterien um 85 Prozent.
  • Batterien kosten aktuell nur noch weniger als 100 US-Dollar je Kilowattstunde – deutlich weniger, als in einer Publikation von vor zwei Jahren für das Jahr 2030 vorausgesagt wurde.
  • Der Preisaufschlag für Batteriespeicherung, der Sonnenstrom in einem optimalen Mix flexibel verfügbar macht, sinkt bis 2030 von aktuell 100 auf nur noch 28 Prozent.

Inzwischen fahren die ersten auf Profit ausgerichteten Stromversorger alte Kohlekraftwerke herunter und ersetzen sie durch neue Hybridsysteme aus Solarstrom und Speicherung, so Jan Minx, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitswissenschaft und einer der Co-Autoren der Studie: „Die Treibhausgas-Emissionen sind so hoch wie nie, die bisher ergriffenen Maßnahmen sind zu schwach, doch in dieser politisch verfahrenen Lage sorgt der technische Fortschritt für einen Lichtblick.“

Weil Umweltschutz als Wirtschaftsfaktor immer wichtiger wird

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes rund 79 Milliarden Euro Umsatz mit Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz erwirtschaftet, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Gemäß den Zahlen von Destatis sind vor allem drei Bereiche für den Umsatzanstieg in den letzten fünf Jahren verantwortlich:

Den mit Abstand größten Anteil am Umsatz mit Umweltschutzmaßnahmen haben seit jeher die dem Klimaschutz zuzurechnenden Waren, Bau- und Dienstleistungen. Im Jahr 2020 werden in diesem Bereich in Deutschland rund 47 Mrd. Euro umgesetzt, der Großteil davon mit Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Nutzung erneuerbarer Energien.

Während sich die Abfallwirtschaft und die Lärmbekämpfung in den letzten Jahren kaum verändert haben, sind die Bereiche Luftreinhaltung und Gewässerschutz für die beteiligten Unternehmen lukrativer geworden.

Umsatz mit Gütern und Dienstleistungen für den Umweltschutz in Deutschland in Mrd. Euro.
Umsatz mit Gütern und Dienstleistungen für den Umweltschutz in Deutschland in Mrd. Euro. (Bild: Statista)

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Weil Klimaschutz viele Jobs schafft

Der Bereich der Erneuerbaren Energien ist ein Jobmotor: Nach dem Bericht "Renewable Energy and Jobs − Annual Review 2022" der Erneuerbaren-Energie-Agentur IRENA hat sich die weltweite Zahl der Arbeitsplätze im Erneuerbaren-Segment von 7,3 Millionen Jobs auf 12,7 Millionen in 2021 stark erhöht, wie die IRENA-Grafik zeigt:

Entwicklung der globalen Beschäftigung im Bereich der Erneuerbaren Energien aufgeschlüsselt nach Teilbereichen.
Entwicklung der globalen Beschäftigung im Bereich der Erneuerbaren Energien aufgeschlüsselt nach Teilbereichen. (Bild: IRENA)

Deutschland kann aktuell von diesem Boom aber kaum profitieren: Für 2021 hat IRENA in Deutschland rund 344.300 Jobs gezählt. Ein Jahrzehnt zuvor lag der Wert noch bei rund 416.000.

Der Rückgang ist größtenteils hausgemacht. Anfang der 2010er-Jahre war Deutschland der wichtigste Hersteller von Solarmodulen. 2012 kürzte die Bundesregierung jedoch die Einspeisevergütung für Solarstrom drastisch. Die heimische Industrie konnte ihre Kosten nicht schnell genug reduzieren und wurde von China überholt, woher heute 95 Prozent aller Module kommen. Mit der Abwanderung nach China gingen nach Expertenschätzungen rund 80.000 Arbeitsplätze in der heimischen Solarindustrie verloren.

Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich einige Jahre später in der deutschen Windbranche. Durch die massiv gesteigerten Ausbauziele der aktuellen Ampelregierung könnte es jedoch wieder zu einer Ausweitung der Beschäftigungssituation kommen.

Weil Clean Energie als Weltmarkt die Fossilen schon abgehängt hat

Für Deutschland als Exportnation ist der Weltmarkt von größter Bedeutung. Und der ist im Bereich der Erneuerbaren Energien stark am Wachsen und hat die fossile Energiegewinnung in dieser Hinsicht mittlerweile abgehängt. Nach den Zahlen der Internationalen Energieagentur IEA war 2015 das letzte Jahr, in dem mehr Geld in fossile Energieerzeugung investiert wurde als in Erneuerbare Energien. Seit 2019 setzen sich die Investitionen in nachhaltige Energieerzeugung weltweit immer weiter von Öl, Gas und Kohle ab, wie die Grafik deutlich zeigt:

Entwicklung der globalen Investitionen in Erneuerbare Energien und in fossile Energieträger.
Entwicklung der globalen Investitionen in Erneuerbare Energien und in fossile Energieträger. (Bild: IEA)

Weil Risikokapitalgeber Milliarden auf Clean Tech wetten

Risikokapitalgeber investieren ihr Geld dort, wo sich besonders hohe Renditechancen ergeben - ungeachtet ideologischer Vorlieben. Laut einer aktuellen Statistik der Internationalen Energie-Agentur IEA sind die Venture Capital Investitionen in Start-Ups im Bereich der Energietechnik regelrecht explodiert. Lagen sie 2014 weltweit gerade mal einer Milliarde US-Dollar, so wird für das aktuelle Jahr 2023 ein Wert von fast 9 Milliarden US-Dollar erwartet, wie die Grafik unten zeigt:

Entwicklung der Investitionen von Capital Venture Firmen im Bereich der Energietechnik. Clean Tech wie etwa für Energieeffizienztechnik sowie Speichersysteme macht dabei den weit überwiegenden Anteil aus.
Entwicklung der Investitionen von Capital Venture Firmen im Bereich der Energietechnik. Clean Tech wie etwa für Energieeffizienztechnik sowie Speichersysteme macht dabei den weit überwiegenden Anteil aus. (Bild: IEA)

Clean Tech Start-ups sind am Markt besonders aktiv

„Während im Jahr 2021 insgesamt nur acht Prozent der jungen Unternehmen Marktneuheiten einführten, waren es bei den grünen jungen Unternehmen 15 Prozent“, sagt Eline Schoonjans, Researcher im Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Zu diesem Ergebnis kommt die Auswertung des IAB/ZEW-Gründungspanels. „Die Untersuchung macht außerdem deutlich, dass Unternehmen, die seit ihrer Gründung viele Nachhaltigkeitsmaßnahmen eingeführt haben, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, Innovationsaktivitäten zu verzeichnen.“

Weil Deutschland bei Klimaschutztechnik erfinderisch ist

Deutschland gehört bei den Patentanmeldungen für Klimaschutz-Technologien gemeinsam mit den USA und Japan zu den führenden Nationen. Allerdings hat die Dynamik der Patentanmeldungen aus Deutschland in diesem Bereich in den vergangenen Jahren zum Teil deutlich nachgelassen. Besonders deutlich zeigt sich das etwa im Bereich der Solartechnik: Wurden 2012 in diesem Bereich noch 1.114 Patente angemeldet, waren es 2021 nur noch 420. Im Bereich der Windkraftanlagen gingen die Patentanmeldungen im gleichen Zeitraum vom 892 auf 583 zurück, wie die folgende Grafik zeigt.

Entwicklung der Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland in ausgewählten Gebieten der erneuerbaren Energien
Entwicklung der Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland in ausgewählten Gebieten dererneuerbaren Energien (Bild: DPMA)

Ein etwas anderer Trend lässt sich allerdings bei den deutschen Patentanmeldungen im Bereich der Mobilität verzeichnen. In allen untersuchten Technikbereichen zur Mobilität liegt Deutschland laut dem Deutschen Patent und Markenamt (DPMA) auf Platz 1 der anmeldestärksten Länder. Die Tendenzen sind in den einzelnen Bereichen aber unterschiedlich: Während bei Batterien (- 7,3 Prozent) und beim Elektronantrieb (- 4,9 Prozent) 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufige Zahlen zu verzeichnen sind, steigen die Zahlen für Brennstoffzellen stark (+ 89,8 Prozent). Die Hälfte aller im vergangenen Jahr veröffentlichten Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen (49,7 Prozent) und zum E-Antrieb (50,7 Prozent) kommt aus Deutschland.

Weil Klimaschutz Forschung und Entwicklung antreibt

Deutschland ist ein Land der Erfinder und Ingenieure - und ein erheblicher Teil der Technik, die für den Pfad zur Klimaneutralität notwendig ist, muss erst noch erfunden, erprobt und in die Form von Produkten gegossen werden. Zu dieser Erkenntnis ist jedenfalls die Internationale Energieagentur IEA 2020 in dem Bericht "Clean Energy Innovation" gekommen.

Die Einschätzung der Experten:

  • Etwa 35 % der geplanten CO2-Einsparungen auf dem Weg zur Klimaneutralität sollen Technologien beitragen, die derzeit in der Prototypen- oder Demonstrator-Phase sind.
  • Weitere 40 % basieren auf Technologien, die fertig entwickelt, aber noch nicht in großem Umfang kommerziell verfügbar sind (siehe Grafik unten).

Gerade für die Dekarbonisierung schwieriger Industrien wie Stahl- oder Zementherstellung fehlen noch häufig tragfähige Konzepte. Eine große Chance für Forschung und Entwicklung im Bereich Anlagenbau in Deutschland.

Die geplanten CO2-Reduzierungen bis 2070 nach dem aktuellen technologischen Reifegrad.
Die geplanten CO2-Reduzierungen bis 2070 nach dem aktuellen technologischen Reifegrad. (Bild: IEA)

Weil Teile der Wirtschaft eh schon auf dem besten Weg sind

Es scheint, dass zumindest Teile der deutschen Industrie und Wirtschaft beim Thema Klimaschutz schon deutlich weiter sind als Politik und Gesellschaft. Vor allem im Bereich der Automatisierungsindustrie finden sich viele Beispiele für Unternehmen, die ihre technische Kompetenz für den Klimaschutz nutzen:

Igus: Der Kölner Spezialist für Motion Plastics hat ein Fahrrad aus recyceltem Kunststoff entwickelt, ist an einem Unternehmen für die Umwandlung von Plastikmüll in nachhaltiges Öl beteiligt und nutzt die Abwärme seiner Spritzgussmaschinen zur Heizung von Fabrikhallen.

Kuka: Der Augsburger Robotik- und Automatisierungskonzern baut mit einem britischen Partner eine roboterbasierte Fertigungslinie auf, um Preis und Nachhaltigkeit von Fertighäusern zu optimieren und durch individuell und zugleich automatisiert gefertige Teile die serielle Sanierung voranzutreiben.

Jumo: Der Sensorspezialist errichtet im Westen von Fulda ein neues Werk, das durch Geothermieheizung, Abwärmenutzung und Wärmespeicherung sowie einer Stromversorgung durch Photovoltaik weitgehend unabhängig von einer externen Energieversorgung produzieren kann.

Wie Automation für Nachhaltigkeit sorgt

Automation & Nachhaltigkeit
(Bild: IEE)

Automation erweist sich immer öfter als ein wesentliches Element für mehr Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Technologien wie energieeffizente Antriebe oder Umwelt-Sensorik können für eine ressourcenschonende Produktion und nachhaltigere Produkte und Prozesse sorgen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Kommentar: Es ist zum Verzweifeln

Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen. Dies geflügelte Wort scheint auf Deutschlands Technologielandschaft ganz besonders zuzutreffen. Ob Faxgerät oder MP3-Algorithmus: erfunden in Deutschland, in anderen Länder monetarisiert. Nun wiederholt sich das Spiel - leider schon seit gut 10 Jahren - im Bereich der Erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes.

Anfang des vorigen Jahrzehnts wurde erst die deutsche Solarindustrie - damals weltweit führend - aus politisch-protektionistischen Gründen in die Tonne getreten, gegen Ende des Jahrzehnts war dann die deutsche Windindustrie dran. Heute werden nun E-Autos und Wärmpumpen schlechtgeredet - von einer unheiligen Allianz aus fossiler Energielobby, Aufregungs-"Medien" und Verfechtern einer vermeintlichen "Technologieoffenheit", die sich simpelster Effizienzarithmetik verweigern.

Ja, die deutsche Klimapolitik gefährdet den Industriestandort Deutschland. Aber nicht, weil sie so radikal wäre, sondern weil sie im Gegenteil über Jahrzehnte viel zu zögerlich war. Eine Meinung, die im übrigen auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm teilt.

Deutschland könnte heute der weltgrößte Lieferant von Clean Tech sein und exzellent daran verdienen. Stattdessen kleben wir an Öl- und Gasheizungen und brettern über die Autobahn, als ob es kein Morgen gäbe. Vielleicht ist das ja bald auch so.

Es müsste nicht sein: Dieses Land hat kluge Ingenieure, gute Infrastruktur und - noch - stabile politische Strukturen. Warum fehlt uns nur so sehr der Mut, etwas daraus zu machen? Es ist einfach nur zum Verzweifeln.

Peter Koller

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Hüthig)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein, der ihn bei seiner neuen Aufgabe als Chefredakteur der IEE unterstützt.

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