Ein Roboter sitzt an einem Arbeitsplatz, der automatisiert ist. Hinter ihm sitzt ein weiterer Roboter

Roboter gehören zur Automatisierung wie die Butter aufs Brot. Dabei muss sich Automatisierung aber einer Frage stellen. (Bild: Stable Diffusion)

Bei meinem Besuch auf der automatica 2023 wurde mir schnell klar, dass „die Automatisierung“ vieles richtig macht. Damit meine ich vor allem die Unternehmen, die sich Kundenwünschen stellen und ihre Lösungen stetig weiterentwickeln, denn die Nachfrage nach Prozessen mit weniger beteiligten Menschen ist ungebrochen – Tendenz steigend. Hintergrund ist das Schreckensgespenst, dass viele Unternehmer umtreibt: der Fachkräftemangel. Ob Handwerker, Pflegepersonal oder Entwickler, an vielen Ecken und Enden fehlt es an Nachwuchs und die Baby-Boomer gehen in Rente. Das ist alles schon lange bekannt. Die Politik versucht zwar mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz gegenzusteuern, aber ab wann und ob das rechtzeitig greift?

Die Lösung? Natürlich Automatisierung! Diese bietet in den letzten Jahren immer umfangreichere Möglichkeiten: automatisierte Intralogistik, Industrie 4 oder besser 5.0, KI und mehr, um nur ein paar Stichwörter in den Raum zu werfen. Doch hier kommt die Zwickmühle ins Spiel, denn wer integriert diese immer komplexeren Automatisierungslösungen, wartet und pflegt sie? Richtig, Fachkräfte. Aber auch hier herrscht kein Überschuss. Klar, Konzerne und große Firmen haben oft ihre eigenen Abteilungen oder die nötigen finanziellen Mittel, um sich die verbleibenden Ressourcen einzukaufen. Aber was macht der kleine Handwerksbetrieb, der mit der Idee spielt, sich bei einem Prozess – beispielsweise durch einen Roboter oder Cobot – Hilfe zu holen?

Warum die Automatisierung (noch) einfacher werden muss

Eine Maßnahme, die auch auf der automatica an vielen Ständen ein Thema war, ist die Vereinfachung. Das fängt bei der Programmierung an (Stichwort Low- oder gar No-Code) über Hilfe bei der Risikobewertung, wie sie das Fraunhofer IFF plant oder eine erleichterte Planung von Lösungen. Bei Letzterem betritt mit der Alphabet-Tochter Intrinsic ein neuer Spieler das Feld, der – mit politischem Anstrich – den Einsatz von Robotik „demokratisieren“ will; ein hehres Ziel. Dafür hat sich der "Neuling" bereits einige namhafte Industriepartner ins Boot geholt und ist stetig auf der Suche nach Neuen. Von einem Android für Roboter war an manchen Stellen die Rede.

Solche Standardisierung und offene Systeme würden die Komplexität beim Implementieren von Automatisierungslösungen sicherlich senken und einen Weg aus der Zwickmühle bieten. Ansätze wie OPC UA oder die Verwaltungsschale skizzieren bereits solche Möglichkeiten. Sie brechen die alten proprietären Grenzen auf, die Unternehmen um ihre – und entschuldigen Sie den Ausdruck – Pfründe gezogen haben. Aus wirtschaftlicher Sicht haben diese mit Sicherheit Sinn ergeben und auch Konkurrenz belebt das Geschäft. Für die Anwender ist das jedoch ärgerlich, aufwändig und teuer. Hoffen wir, dass die von den Kunden geforderte Offenheit sich durchsetzt und damit die Automatisierung ein Stück besser und einfacher wird.

Hoffnung habe ich noch, auch wenn ich beim Besuch des Stands von intrinsic einen Gesprächsfetzen mitnahm: „Wir können uns wohl einig sein, dass sich mit dieser Lösung komplexe Prozesse nicht automatisieren lassen.“ Das werden sich die Hersteller auch nicht so schnell nehmen lassen…

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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