„Die Robotik- und Automationsbranche ist auf Wachstumskurs“, sagte Frank Konrad, Vorsitzender von VDMA Robotik + Automation, bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Messe automatica (27.-30. Juni in München). „2023 dürfte das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2018 von 15,1 Milliarden Euro mit einem erwarteten Umsatz von 16,2 Milliarden Euro nochmals deutlich übertroffen werden. Bereits 2022 hatten die Unternehmen ein Umsatzplus von 5 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro verzeichnet.
Aktuell prägen laut Konrad volle Auftragsbücher die Marktlage. „In der Pandemie haben die Anbieter große Orderbestände aufgebaut, die mit den nachlassenden Engpässen in den Lieferketten nun schrittweise abgearbeitet werden. Damit lässt unsere Branche die Pandemie endgültig hinter sich.“
Die Ergebnisse 2022 und die Prognosen für 2023 im Einzelnen:
- Die Sparte Industrielle Bildverarbeitung legte 2022 um 11 Prozent zu: Der Branchenumsatz erreichte 3,4 Milliarden Euro.
- Integrated Assembly Solutions verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzzuwachs von 5 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro.
- Der Umsatz der Robotik stieg 2022 um 1 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.
- Die Industrielle Bildverarbeitung prognostiziert für 2023 ein Plus von 7 Prozent, das entspricht einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro.
- In den Integrated Assembly Solutions rechnet die Branche heuer mit einem Umsatzplus von 17 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro.
- In der Robotik wird 2023 ein Zuwachs von 12 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro erwartet.
China überholt Deutschland 2023 bei der Roboterdichte
Nach Angaben des Weltroboterverbandes IFR werden 2022 weltweit rund eine halbe Million Industrieroboter installiert sein - etwa doppelt so viele wie sieben Jahre zuvor. Der internationale Automatisierungswettlauf spiegelt sich in der Roboterdichte der Volkswirtschaften wider: China hat mit 322 Einheiten pro 10.000 Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe die USA (274 Einheiten) bereits 2021 überholt.
Nach einer aktuellen Prognose des VDMA Robotik + Automation wird China bereits 2023 Deutschland bei der Roboterdichte überholen und damit einen höheren Automatisierungsgrad aufweisen. „China wird damit einen höheren Automatisierungsgrad haben und das sollte uns zu denken geben“, sagte Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer des VDMA Robotik+Automation. Der Grund für die höhere Roboterdichte in China liegt Schwarzkopf zufolge daran, dass die Hauptanwenderbranchen – Consumer Electronics und die Automobilindustrie – sehr stark in der Volksrepublik vertreten sind.
Wandel treibt die Nachfrage
Automatisierung wird in Zukunft sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor in Deutschland eine Schlüsselrolle spielen. 70 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung entfallen heute auf den Dienstleistungssektor. Servicerobotik wird hier dringend benötigt, um zum Beispiel trotz Personalengpässen produktiv zu bleiben - etwa mit Laborautomation.
Auch die Nachfrage nach Robotik und Automation in der Produktion wird durch starke Transformationstrends getrieben: Aktuell entwickelt beispielsweise die Automobilindustrie neue Fertigungstechnologien für Elektroautos. Der Ausbau erneuerbarer Energien für den Klimaschutz erfordert die kostengünstige und hochautomatisierte Massenproduktion von Green-Tech-Produkten wie Brennstoffzellen. Branchenübergreifend geht es darum, nachhaltiger zu wirtschaften, wettbewerbsfähig in Europa zu produzieren und den Fachkräftemangel zu kompensieren.
„Von der automatica 2023 erwarten wir einen zusätzlichen Schub für unsere Branche“, sagt Frank Konrad, Vorsitzender des VDMA Robotik + Automation. Die internationale Leitmesse für intelligente Automation und Robotik bildet die gesamte Wertschöpfungskette ab: von der Komponente bis zum System, von der Dienstleistung bis zur Anwendung - für alle produzierenden Branchen.