Dem Medikament selbst ist nicht anzusehen, ob es Original oder Fälschung ist. Umso wichtiger ist die Beschriftung auf der Verpackung.

Dem Medikament selbst ist nicht anzusehen, ob es Original oder Fälschung ist. Umso wichtiger ist die Beschriftung auf der Verpackung. (Bild: luchschenF - Adobe Stock)

75 Milliarden US-Dollar pro Jahr beträgt laut Weltgesundheitsorganisation WHO der geschätzte Marktwert global gefälschter Arzneimittel. Ein – nicht nur Entwicklungsländer betreffender –, unhaltbarer pharmapolitischer Status quo, dessen Bekämpfung neben Medikamentenherstellern, Zoll- und Zulassungsbehörden auch einigen Pionieren der Produktserialisierung am Herzen liegt: Mit über 6 Milliarden prozessierten Produkten pro Jahr und mit der führenden Technologie der Linearantriebe von LinMot bilden die einzigartigen Codierungsmaschinen von Hicof die Speerspitze der Initiative in Fälschungssicherheit.

Jedes Produkt mit einer eigenen Nummer? Das ist unmöglich! Das wären Datenmengen im Terabyte-Bereich! Mit Aussagen wie diesen wurde vor 22 Jahren die zukunftsweisende Idee neuer Produktverfolgungssysteme einer frisch gegründeten Firma als unmöglich abgestempelt. Dieses Unternehmen heißt heute Hicof und es ist durch und durch ein Möglichmacher in der Track-and-Trace-Welt. Unter der Führung von Sascha Toedtli entsteht bei dem Unternehmen zum einen Software, die jene zur Gründungszeit utopisch anmutenden Terabytes und Petabytes an indexierten Produktdaten verwalten kann. Zum anderen werden dort auch Codierungsmaschinen gebaut, die für die Sicherheit der Pharmaindustrie sorgen – und damit des größten Wachstumsmotors der Schweiz.

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Gesamtlösung aus einer Hand war das Ziel

Hicof CEO Sascha Toedtli mit der Amacoder-Maschine, deren Herzstück zwei Linearantriebe von LinMot sind.
Hicof CEO Sascha Toedtli mit der Amacoder-Maschine, deren Herzstück zwei Linearantriebe von LinMot sind. (Bild: LinMot)

"Die Lücken der pharmazeutischen Fälschungssicherheit sind uns schon vor 20 Jahren aufgefallen", erklärt Sascha Toedtli, CEO von Hicof, und stellt die daraus entstandene Kernidee seines Unternehmens vor: "Bislang arbeiteten Firmen im Bereich der Serialisierung mit verschiedenen Softwaresystemen und Anlagen unterschiedlichster Hersteller. Diese Systeme sind äußerst teuer, fehleranfällig und unflexibel." Daher wollte Hicof eine Gesamtlösung aus einer Hand entwickeln, mit deren Hilfe Produkte viel einfacher durch ihren ganzen Lebenszyklus verfolgt werden können. "Nur so lassen sich Fälschungs- und Manipulationssicherheit maximieren", fügt der Chef von Hicof an.

Um Patienten zu schützen, sieht die Fälschungsschutzrichtlinie (FMD 2011/62/EU) der Europäischen Union die Anbringung einer Seriennummer und eines Erstöffnungsschutzes vor.  Dies soll sowohl die einfache Vervielfältigung als auch die Manipulation des Produktes verhindern. Allerdings, entsprechende maschinelle Lösungen war noch vor wenigen Jahren auf dem Markt kaum zu finden: "Unsere bereits vorhandene Software war schon gut genug; aber sie ist nur so gut, wie die Hardware, die alle Funktionen der Software umsetzen und diese Lücke des Marktes schließen kann", sagt Sascha Toedtli und erläutert somit die Entstehungsgeschichte der speziellen Hicof-Codieranlagen. In Ihnen sind alle Vorgänge wie Codierung/Etikettierung, Verifizierung sowie Aggregierung vereint. Das alles mit herkömmlichen, Förderband-basierten Anlagen und verteilter IT zu erledigen sei zwar möglich, jedoch sperrig, kostspielig und fehleranfällig.

 

So arbeiten die LinMot-Antriebe in den Hicof-Maschinen

Die Amacoder ist mit hochdynamischen LinMot-Linearantrieben ausgestattet.  Das Herzstück des einzigartigen Schachteltransportmechanismus  bilden zwei  P01-23x80 Motoren der P01-Palette. Nachdem die Einlaufplatte des Geräts die Faltschachtel durch eine vorgelagerte Einheit empfangen hat, betätigt der erste, oberhalb der Platte horizontal eingebaute LinMot Antrieb einen seitlichen Zuführschieber und sichert damit die erste Stufe des Ausrichtens im Druck- und Lesevorgang. Bereits dies ist ein essenzieller Schritt für eine Genauigkeit, die mit typischen Förderbandanlagen ohne Stollenband nicht realisierbar wäre, konstatiert Sascha Toedtli: "Im Entwicklungsprozess fielen die üblichen Namen: Servoantrieb mit Zahnriemen und selbstverständlich Luftdrucksysteme, aber keine dieser Lösungen konnte mit den technischen Vorzügen von LinMot Schritt halten."  Diese tubulär designten Synchron-Servomotoren der Serie P01 sind geräuscharm verfügen über sehr hohe Kraftdichte und Positionspräzision in sämtlichen Prozessvariablen.

Auf dem Transportschlitten angekommen werden die Schachteln durch den zweiten P01-23x80 in die Codiereinheit des Amacoder befördert. In diesem zweiten Schritt der Positionierung kommt die sicherheitsorientierte Entwicklung der verbauten Motoren besonders zur Geltung: Da LinMot Antriebe eine jederzeit invariante Reproduktion von Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung der jeweiligen Prozessvariablen gewährleisten, kann die Druck- und Leseeinheit der Hicof-Maschine einwandfrei ausgerichtete Produkte empfangen und mit einer sehr niedrigen Ausschussrate bedrucken und etikettieren.

Dies ist ein unerlässliches Leistungsmerkmal des Track-and-Trace-Prozesses. Denn die weltweit eingesetzten Arzneimittelüberprüfungssysteme können nur der Mindestdruckqualität entsprechende, eindeutig lesbare und scanbare Informationen in ihren Datenbanksystemen speichern und kontrollieren und so eine inner- sowie außerbetriebliche Zurückverfolgung realisieren.

Tatsächlich ist Hicof das erste und einzige Unternehmen, dessen Codieranlagen intermittierend und ohne klassisches Förderband arbeiten – genau darin liegt die Herausforderung: Um jedes Produkt individuell mit einer Seriennummer in Form eines 2D-Barcodes (Data-Matrix-Barcodes) fälschungssicher zu markieren und das Produkt während des Codierprozesses genau ausgerichtet zum Drucksystem zu führen, ist höchste maschinelle Präzision notwendig. "Um den Anforderungen der Fälschungsschutzrichtlinie zu genügen haben wir die Amacoder-Maschine entwickelt, die auf einem innovativen Schiebersystem basiert. Dieses System bietet bessere Codierqualität durch langsamere Fördergeschwindigkeit, leichtere Einstellbarkeit und Reproduzierbarkeit sowie höhere Prozessstabilität", berichtet Unternehmer Toedtli.

Doch die technische Implementierung dieser Alleinstellungsmerkmale verlangt von der Antriebstechnik besonders viel: nämlich die Integration und Nutzung eines Antriebs mit den besten Verfahr-, Präzision- und Beschleunigungswerten. Die Lösung dafür hat Hicof beim Antriebstechnikhersteller LinMot gefunden.

Drives lassen sich direkt per EtherCAT anschließen

In der Amacoder-Maschine von Hicof sorgen zwei horizontal eingebaute P01-23x80 Motoren von LinMot für eine hochpräzise Positionierung der Schachteln.
In der Amacoder-Maschine von Hicof sorgen zwei horizontal eingebaute P01-23x80 Motoren von LinMot für eine hochpräzise Positionierung der Schachteln. (Bild: LinMot)

"Track-and-Trace ist ein Zukunftsthema in der Industrie", sagt der Hicof-Chef über die Transformation, die hinter dieser Technik steckt. "Als Beispiel könnte man das bisherige Batch-Tracking-Verfahren nehmen. Es erlaubt zwar einen Rückruf von Produkten, aber immer nur in größeren Gruppen, welche die gleiche Losnummer haben." Mit Track-and-Trace bestehe dagegen die Möglichkeit, Einzelerzeugnisse zurückzurufen, um etwa Produktionsprobleme gezielt zu beheben.

Außer der Präzision der LinMot-Systeme schätzen Kunden wie Hicof auch noch weitere Eigenschaften: Etwa lange Lebensdauer, einfache Installation und Konfiguration sowie Flexibilität. So verfügen die typenrelevanten LinMot-Läufer etwa über eine Hohlwelle, die viele kunden- und branchenspezifische Anwendungsszenarien erlaubt: zum Beispiel die Zuführung von Druckluft oder Vakuum sowie die Durchführung von Kabeln.

Die LinMot-Servo-Drives erlauben auch einen direkten Anschluss von EtherCAT (Ethernet for Control Automation Technology). "Somit konnten wir bei Hicof die Antriebe innerhalb von sehr kurzer Zeit in Betrieb nehmen und all die technologischen Vorteile der LinMot-Systeme in wenigen Wochen komplett nutzen", bestätigt Hicof-Chef Toedtli die überdurchschnittliche Adaptabilität der Drives. Dank der intuitiven Programmierbarkeit aller Parameter konnte die Bewegung des für den Transportschlitten zuständigen zweiten P01-23x80 in der Hicof-Maschine so definiert werden, dass weder die Geschwindigkeit des Zuführschiebers noch die Qualität, bzw. das Volumen des Druckvorgangs darunter leiden musste.

Warum elektrische Linearantriebe einen wichtigen Baustein für die Automatisierung der Zukunft darstellen, erläutern Experten von LinMot in diesem Youtube-Video.

Außerdem kommt der durch diese benutzerdefinierten Programmiermöglichkeiten erreichten Effektivität eine weitere elementare Bedeutung zu: "Das Thema Industrie 4.0 ist für uns essenziell»" sagt Sascha Toedtli, um die Bedeutung der Anlageneffizienz anzusprechen: "Und innerhalb der Industrie 4.0 ist für uns die OEE von besonderer Wichtigkeit." Die OEE (Overall Equipment Effectiveness) ist eine Kennzahl, die den aktuellen Verfügbarkeits- und Wertschöpfungsstatus einer Maschine oder Maschinengruppen im Produktionsbetrieb misst.

Für Hicof bedeutet dies zweierlei: Zum einen höhere erzielte Gesamtanlageneffektivität, aber zum anderen die Entwicklung von Linien mit gesteigertem technischen Wirkungsgrad. "Darum sind für uns die High-Performance Antriebe von LinMot ausgesprochen interessant", so Firmenchef Toedtli, der an dieser Stelle auch seine Zukunftswünsche an den strategischen Partner äußert: "Noch kleinere Antriebe mit noch höherer Dynamik". Motoren also, die nicht nur zu den zukünftigen Maschinen des Unternehmens passen, sondern in den Industrieanlagen des europäischen Wirtschaftsraums einen immer geringeren und damit nachhaltigeren Energieverbrauch vorweisen können.

In Kürze

Der Artikel behandelt die Bekämpfung von gefälschten Arzneimitteln und die Rolle von Hicof in der Produktserialisierung. Hicof bietet Codierungsmaschinen an, die pharmazeutische Produkte fälschungssicher machen. Das Unternehmen entwickelte auch Software zur Verwaltung großer Mengen an Produktdaten und bietet Gesamtlösungen für die Produktverfolgung während des gesamten Lebenszyklus an. Die Einhaltung der Fälschungsschutzrichtlinie der EU erfordert die Kennzeichnung von Produkten mit Seriennummern und Erstöffnungsschutz. Hicof's Codiermaschinen basieren auf innovativer Schiebetechnologie und arbeiten ohne klassisches Förderband. Sie sind präzise und gewährleisten eine hohe Codierqualität. Hicof nutzt die Linearantriebe von LinMot, die Flexibilität, einfache Installation und hohe Leistung bieten. Die Antriebe tragen zur Effizienzsteigerung und zur Umsetzung von Industrie 4.0-Prinzipien bei. Hicof wünscht sich zukünftig noch kleinere Antriebe mit höherer Dynamik und geringerem Energieverbrauch.

Mihàly Vidovenyecz,

Technical Writer bei der NTI AG - LinMot & MagSpring.

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