Die Bosch-Gruppe steigerte im Geschäftsjahr 2021 Umsatz und Ergebnis deutlich. Die Gesamterlöse stiegen nach vorläufigen Zahlen um 10 % auf 78,8 Mrd. Euro. Wechselkursbereinigt legte der Umsatz des Technologie- und Dienstleistungsunternehmens um 11 % zu, das operative Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (EBIT) stieg um mehr als die Hälfte und erreichte 3,2 Mrd. Euro. Die operative EBIT-Rendite beträgt damit voraussichtlich rund 4 % gegenüber 2,8 % im Vorjahr. Damit hat sich das Geschäft 2021 laut Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung, deutlich besser entwickelt als erwartet.
Wachstumsimpulse erwartet sich der Konzern u. a. aus den Bestrebungen hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Bosch bekennt sich zu den Zielen der EU mit dem Green Deal und setzt heute bereits Klimaschutzvorgaben um: seit Frühjahr 2020 sind weltweit 400 Standorte klimaneutral und arbeitet daran, bis 2030 die CO2-Emissionen entlang der Lieferkette um 15 % zu senken. Ein zunehmender Teil des Geschäfts entstehe laut Bosch-Chef bereits aus der Elektrifizierung: „Mit der Elektromobilität erzielen wir einen Milliardenumsatz, auch bei Wärmepumpen fürs Haus wachsen wir zweistellig – und in der Industrietechnik halten elektrische Antriebe Einzug.“
Investitionen in nachhaltige Mobilität
Weiteres Wachstumspotenzial sieht Bosch in der Elektromobilität: Seit Ende 2021 fertigt das Unternehmen Leistungshalbleiter aus Siliziumkarbid (SiC), die in Elektrofahrzeugen die Reichweite um bis zu 6 % vergrößern. Allein in den nächsten drei Jahren soll laut Marktforschern der gesamte SiC-Markt jedes Jahr im Schnitt um 30 % auf mehr als 2,5 Mrd. US-Dollar wachsen. Mit der SOFC-Technik (Solid Oxide Fuel Cell, stationäre Brennstoffzelle) erschließt sich Bosch ein weiteres Geschäft. Bis 2024 investiert das Unternehmen mehr als 400 Mio. Euro in die SOFC-Technologie, weitere 600 Mio. Euro flossen im selben Zeitraum in die mobile Brennstoffzelle.
Auch in das Ausrüstungsgeschäft für die Batterieproduktion ist das Unternehmen eingestiegen. Der weltweite Batteriemarkt wächst nach Angaben des Unternehmens jährlich um bis zu 25 %. Mit Volkswagen prüft das Unternehmen, gemeinsam die Fertigungsprozesse von Batteriezellen zu industrialisieren. Experten sehen in den gemeinsamen Plänen einen Schritt auf dem Weg zur Serienproduktion nachhaltiger Batterien.
Softwaredominierte Mobilität
Die eigene Position ausbauen will Bosch weiterhin in der Softwareentwicklung für Fahrzeuge. Derzeit liefert der Unternehmensbereich Mobility Solutions jährlich mehr als 200 Mio. Steuergeräte mit eigener Software für Fahrzeuge weltweit. Der Markt für Automobilsoftware soll nach eigenen Angaben bis 2030 ein Volumen von rund 200 Mrd. Euro erreichen. Bosch will in diesem Markt mit zweistelligen Raten wachsen und dabei nicht zuletzt von der Entwicklung des Autos zum Internetknoten profitieren.
Strategische Weichen dafür hat das Unternehmen bereits gestellt. Das Angebot an anwendungsunabhängiger Fahrzeugsoftware bündelt Bosch zur Jahresmitte in der Tochtergesellschaft Etas, die übergreifend einsetzbare Fahrzeug-Basissoftware, Middleware, Cloud-Services und Entwicklungswerkzeuge anbietet. Im neuen Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions entsteht anwendungsspezifische Fahrzeugsoftware mit Hardware etwa für Fahrerassistenz und automatisiertes Fahren. In diesem Bereich hat der Zulieferer mit der Volkswagen-Softwaretochter Cariad Ende Januar 2022 eine umfassende Zusammenarbeit vereinbart.
Alle Unternehmensbereiche steigern Umsatz
Die Bosch-Gruppe steigerte ihren Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr nicht nur, sondern lag damit auch über dem Vorkrisenniveau von 2019. Alle Unternehmensbereiche haben trotz weltweiter Lieferengpässe die Erlöse gesteigert. Der größte und umsatzstärkste Unternehmensbereich Mobility Solutions legte deutlich zu und stieg um 7,5 % auf 45,4 Mrd. Euro; das ist ein wechselkursbereinigtes Plus von 7,9 %. Der Unternehmensbereich Industrial Technology profitierte vor allem von der Erholung des Maschinenbaus und erwirtschaftete einen Umsatz von 6,1 Mrd. Euro (nominal und wechselkursbereinigt + 20 %). Die Erlöse erreichten damit wieder Vorkrisenniveau. Im Unternehmensbereich Consumer Goods waren Produkte rund um Haus und Garten erneut stark gefragt. Der Umsatz lag mit 21 Mrd. Euro deutlich über Vorkrisenniveau. (+ 13 %, wechselkursbereinigt + 15 %). Im Unternehmensbereich Energy and Building Technology legten die Erlöse um 11 % auf 5,9 Mrd. Euro und damit Vorkrisenniveau zu (wechselkursbereinigt + 12 %). Hier profitierte das Geschäft von der hohen Nachfrage nach klimafreundlicher Heizungstechnik.
Auch regional betrachtet zeigt sich durchgängiges Umsatzwachstum. In Europa stieg der Umsatz um 9,3 % auf 41,5 Mrd. Euro (wechselkursbereinigt + 10 %); in Nordamerika lagen die Erlöse bei 11,5 Mrd. Euro oder + 6,5 % (wechselkursbereinigt + 10 %); in Südamerika legte der Umsatz um 32 % auf 1,4 Mrd. Euro zu (wechselkursbereinigt + 41 %) und in Asien-Pazifik sind es + 12 % auf 24,4 Mrd. Euro (wechselkursbereinigt + 11 %).
Bosch stellt sich auf ein Wachstum der Weltwirtschaft für 2022 von 4 bis 4,5 % ein gegenüber etwa 5,5 % in 2021. Das Unternehmen erwartet auch 2022 Belastungen für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben durch Covid-19, zudem werden sich die anhaltenden Lieferengpässe sowie steigenden Preise für Rohstoffe, Vorprodukte und Transport auf das Geschäft vieler Branchen auswirken, allen voran der Automobilindustrie. Sofern es nicht zu weiteren Störungen des Umfelds kommt, erwartet die Bosch-Gruppe für 2022 eine Umsatzsteigerung. Die operative EBIT-Rendite soll sich zumindest auf dem Niveau des Vorjahres bewegen.