Dr. Christof Horn

(Bild: Ferdinand Horn)

Recht hat er, der deutsche Top-Manager, als er am Rande einer Automotive-Tagung sagte: „Das mit der Software wird doch völlig übertrieben, am Ende wollen die Kunden einfach ein tolles Auto kaufen.“ Denn die Kunden wollen weiterhin ein begeisterndes Erlebnis mit dem Produkt, das sie kaufen, leasen oder einfach nutzen.

Doch – und genau hier liegt der Hund begraben – dieses „Produkt“ hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. An einer Ladesäule stranden, weil die Abrechnung streikt? Auf den teuren Displays im Auto ist jahrelang Stillstand, während das Smartphone Update um Update bekommt? Ein emotionsloses Menü auf dem Touchscreen oder ein Assistent, der sich mit mir unterhält?

Zum Produkt „Auto“ gehört inzwischen eine nahtlose Integration von Konnektivität, Ladeinfrastruktur, Streaming und Smart Home dazu, und bei fahrzeugübergreifender „Mobilität“ wird es noch bunter und breiter.

Das alles erwartet der Kunde heute. Und bekommt er auch – nur nicht überall. Nach der Auto-Messe in Shanghai im Frühjahr sind Top-Management-Teams mehrerer OEMs nach China gereist und haben sich erstaunt die Augen gerieben: Manche der Innovationen, die sie für ihre zukünftigen Fahrzeug-Architekturen geplant hatten, fahren in China bereits auf der Straße.  Insbesondere der Höhenflug von „Build your dream“ BYD hat in einigen Häusern Hektik ausgelöst. Ein genauerer Blick ist angezeigt: Weder Tesla noch die chinesischen Hersteller können zaubern. Doch hinter dem Hype stecken handfeste Veränderungen der Spielregeln, und auf dem neuen Spielfeld macht nicht jeder eine gute Figur.

Getting digital done: Die Kolumne von Dr. Christof Horn, Accenture

Dr. Christof Horn
(Bild: Ferdinand Horn)

Software-defined ist kein Wettlauf um Technologien, sondern um Vorgehensweisen, Geschwindigkeit und Mindset. Was dazu gehört beschreibt Dr. Christof Horn in seiner Kolumne, die auf all-electronics und in der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK erscheint. Die Beiträge zum Nachlesen

Wir haben kein Erkenntnisproblem mehr – es hakt an der Umsetzung.

Die herausragende Bedeutung, den SW-Stack besser kontrollieren zu können, ist in den Top-Etagen schon lange angekommen. Seit dem Tesla-Weckruf haben alle Hersteller das Thema „Software“ auf ihrer Agenda. Die Mantras sind Insourcing, zentrale Software-Fabriken, agile Frameworks, kontinuierliche Entwicklung und durchgängige Toolketten – verbunden mit massiven Investitionen. Doch zahlen sie sich aus?

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte müssen die OEMs Fahrzeuge entwickeln für Anforderungen, die sie noch nicht kennen. „SW defined“ bedeutet nicht das An- oder Abschalten von SW-Code, sondern die Realisierung völlig neuer Funktionen durch Software, möglichst stark entkoppelt von der Hardware-Basis.

Die dafür notwendigen, unternehmerisch mutigen Entscheidungen werden durch Ballast aus der Vergangenheit beschwert. Nicht der (Kunden-)Nutzen, sondern „Technology first“ ist fest in der DNA der Entwicklungsorganisationen kodiert. Zulieferer sind bemüht, ihre existierenden Bausteine zu verkaufen, bestehende Lösungen kompromittieren radikalere Ansätze.

Auch die Prozesse, Methoden und Toolketten müssen mühsam von ihrem Silo-Dasein auf eine durchgängige (und schnellere) Prozesskette gehoben werden. Das virale TikTok-Video von Ford-CEO Jim Farley bringt es auf den Punkt: Die Komplexität frisst ihre Kinder, wenn jedes Team und jeder Zulieferer in unterschiedlichen Prozessen und Tools lebt. Dahinter steckt letztlich der Selbsterhaltungstrieb einer jeden Organisation: Management und Mitarbeiter sollen heute den Fahrzeuganlauf im Taskforce-Modus stemmen, und gleichzeitig radikal und innovativ die Zukunft vorbereiten.

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Dr. Christof Horn
(Bild: Ferdinand Horn)

Dr. Christof Horn

IX Automotive Europe, Accenture

Wer als Verfolger aufholen will, muss schneller als der Führende sein.

Die Kunden interessiert das alles nicht. Sie kaufen keine Fahrzeug-Architekturen, sondern Begeisterung und Emotionen. Und so wird „SW defined“ zum Wettlauf nicht um Technologien, sondern um Vorgehensweisen, Geschwindigkeit und Mindset. Nicht die technisch bessere Plattform gewinnt den Markt, sondern die Plattform, die überhaupt auf dem Markt ist.

Save the date: 28. Automobil-Elektronik Kongress

Am 18. und 19. Juni 2024 findet zum 28. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) in Ludwigsburg statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

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