Ladesäule

(Bild: Wellnhofer Designs @ AdobeStock)

Bis 2030 muss der Schadstoffausstoß nach den Forderungen der Bundesregierung im Verkehr um 40 bis 42 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Das wirkt sich nicht nur auf den Privatverkehr aus. Die EU und Deutschland fordern eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen für schwere Nutzfahrzeuge. Im Masterplan Ladeinfrastruktur II der Bundesregierung nehmen E-Lkw entsprechend eine wichtige Bedeutung ein – auch im Fernverkehr. Bei Tagesreichweiten von 600 bis 800 km schien Elektromobilität hier lange nicht möglich und wirtschaftlich. Mit Megawattladen wird sich das bald ändern. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll es möglich sein, mit Leistungen über einem Megawatt zu laden.

Voraussetzung dafür ist eine neue Systemtechnologie im Ladeinfrastrukturbereich mit über 1000 V und deutlich höheren Strömen. Dies erfordert neue Standards und Normen, unter anderem beim Stecker. Gemeinsam haben Fahrzeughersteller, Anbieter von Ladeinfrastruktur und Forschungseinrichtungen einen neuen MCS-Standard (Megawatt-Charging-System)
geschaffen. Darauf aufbauend wurde im Juni 2022 der Prototyp eines Steckers vorgestellt.  

In Deutschland, das beim Megawattladen als Vorreiter gilt, hat die Industrie in den vergangenen Monaten einige zentrale Schritte nach vorn gemacht. Im Bus-Bereich etwa sind schon jetzt Ladeleistungen von bis zu 600 kW möglich. Megawattladen markiert den nächsten großen Technologiesprung. Um die neue Technologie auch auf die Straße zu bringen, arbeitet die Elektro- und Digitalindustrie in Deutschland mit rund 20 weiteren Partnern aus Industrie, Wissenschaft und Politik im Projekt Hochleistungsladen, kurz HoLa, zusammen. Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit insgesamt 12 Millionen Euro gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert.

 

Megawattladen ja, aber mit CCS

Entlang der Bundesautobahn A 2 sollen an zwei Standorten jeweils zwei Hochleistungs-Ladepunkte mit Megawatt-Charging-System (MCS) entstehen, zudem wird in Depots getestet. An der Raststätte Lipperland Süd etwa werden zunächst CCS-Ladepunkte errichtet, wobei die Leistungseinheit schon für deutlich höhere Leistungen ausgelegt sein wird und einen weiteren Test in diesem Projekt darstellt. Bis Mitte 2024 werden die CCS-Ladepunkte durch MCS-Ladegeräte erweitert. Ziel von HoLa ist aber nicht nur die MCS-Technologie als solche zu testen, sondern anhand von Nutzungsdaten auch die weiteren Anforderungen an einen flächenmäßigen Ausbau besser zu verstehen. Dazu gehören etwa Fragen zum Stromnetz oder zum Platzbedarf an Ladestandorten. Hier ist auch die Politik gefragt: Eine Vereinheitlichung von Netzcodes zum Beispiel, wie im Masterplan angestrebt, ist entscheidend, um eine uneingeschränkte Funktion der Transformatoren zu gewährleisten und den Ausbau zu beschleunigen

Megawattladen wird aber nur ein Teil der Lösung für einen nachhaltigen Transport der Zukunft sein. Nehmen wir den Transport von Lebensmitteln, die oft hunderte oder tausende Kilometer transportiert werden, bis sie in unserem Supermarkt landen. Lkw-Fahrer sind dafür mehrere Tage unterwegs. Um möglichst schnell zum Zielort zu gelangen, sollte tagsüber nur während der regulären Pausen geladen werden. Dann am besten möglichst viel und möglichst kurz – sprich mit Megawatt. Über Nacht reicht dagegen das heute etablierte Laden mit CCS-Standard. Das ist günstiger und belastet das Netz weniger. Auch dafür müssen Lösungen entwickelt werden, die auf die Gegebenheiten von Rasthöfen und Autobahntankstellen angepasst sind. Hierzu pflegt die Industrie einen engen Austausch mit allen Beteiligten. Denn die Transformationen zu einem nachhaltigen Verkehr können wir nur gemeinsam schaffen.

ZVEI-Gastkommentar: Was der ZVEI dazu sagt

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(Bild: ZVEI)

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