Hochleistungskühlkörper mit geschälten Rippen

Skived-Fin-Verfahren für Kühlkörper aus einem Block

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Bild 1: Mit dem Skived-Fin-Verfahren können Hochleistungskühlkörper mit hohen und sehr dünnen Rippen hergestellt werden.
Bild 1: Mit dem Skived-Fin-Verfahren können Hochleistungskühlkörper mit hohen und sehr dünnen Rippen hergestellt werden.

Die thermischen Anforderungen an elektronische Systeme steigen stetig. CTX erweitert mit dem Skived-Fin-Verfahren die Möglichkeiten der Kühlkörperfertigung – und bietet nun besonders kompakte, leistungsstarke Lösungen für individuelle Anwendungen.

Bei elektronischen Bauteilen geht der Trend zu mehr Leistung auf weniger Bauraum. Das bringt jedoch einen unangenehmen Nebeneffekt mit sich: Durch die höhere Verlustleistung entsteht mehr Wärme, die abgeführt werden muss. Für diesen Zweck bietet CTX eine Vielzahl von passenden Kühlkörpern mit passiver oder aktiver Kühlung. Falls ein Standardprodukt nicht ausreicht, konzipiert das Unternehmen aus Nettetal eine individuelle Lösung auf Basis einer thermischen Simulation.

Je nach Geräte- bzw. Elektronikdesign kommen bei der Kühlung der Leistungselektronik die unterschiedlichsten Kühlkörpertypen, Materialien und Herstellungsmethoden zum Einsatz. Fertigungstechnologien wie Extrusion, Stanzbiegetechnik oder Schälen (Skived) von Lamellen aus dem Block sorgen für eine extrem große wärmeleitende Oberfläche auf kleinstem Raum sowie für einen minimalem Wärmewiderstand zwischen Kühlkörperbasis und Kühlrippen.

Bild 2: Ansicht der Skived-Fin-Kühlkörper direkt nach dem Schälen.
Bild 2: Ansicht der Skived-Fin-Kühlkörper direkt nach dem Schälen.

Jedes Verfahren hat dabei seine spezifischen Vorteile: So ist die Extrusion prädestiniert für die Produktion von Profilkühlkörpern in hohen Stückzahlen. Allerdings sind mit dem Strangpressen keine sehr dünnen und sehr hohen Rippen herstellbar. Auch Druckgusskühlkörper und Flüssigkeitskühlkörper, die Königsklasse unter den Kühllösungen, werden zur Kühlung der Leistungselektronik eingesetzt. Allen applikationsspezifischen Kühllösungen von CTX gemein ist ihre Passgenauigkeit und eine effektive Wärmeableitung.

Geschälte Rippen für Hochleistungskühlkörper

Die Aufgabe eines Kühlkörpers ist die schnelle und effiziente Entwärmung von Leistungselektronik. Voraussetzung hierfür ist eine möglichst große wärmeleitende Oberfläche. Die klassische Kühlkörperbauform ist daher der Rippenkühlkörper. Um diesen herzustellen, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung: eines davon ist das Skived Fin-Verfahren, das CTX schon lange anbietet.

Bild 3: Das Skived-Fin-Verfahren ist geeignet für die Einzelstück-, Muster oder kleine Serienfertigung.
Bild 3: Das Skived-Fin-Verfahren ist geeignet für die Einzelstück-, Muster oder kleine Serienfertigung.

Dieses ist ideal, wenn Hochleistungselektroniken einen sehr effektiven Wärmetransport benötigen. In der Regel wird die Wärme der Kühlkörper dabei zusätzlich durch Systemlüfter abgeführt, wodurch eine noch effektivere Kühlung möglich ist.

Bild 4: Skived-Fin-Verfahren: Maximale Kühlfläche auf beengtem Raum.
Bild 4: Skived-Fin-Verfahren: Maximale Kühlfläche auf beengtem Raum.

Beim Skived-Fin-Verfahren werden die Kühlrippen aus einem Aluminium- oder Kupferblock einzeln herausgeschält – ganz ohne die thermischen Widerstände, die unvermeidlich bei Löt-, Kleb- oder Pressverbindungen auftreten. Die Verbindung zwischen Rippen und Kühlkörper wird dabei nicht unterbrochen. Auf diese Weise entstehen Kühlkörper mit einer hohen Dichte an besonders feinen und hohen Rippen, die übergangslos mit der Kühlkörperbasis verbunden sind.

Bild 5: Für besonders hohe Kühlanforderungen können die Kühlkörper auch aus Kupfer hergestellt werden.
Bild 5: Für besonders hohe Kühlanforderungen können die Kühlkörper auch aus Kupfer hergestellt werden.

Durch Erweiterung des Maschinenparks ergeben sich nun neue Möglichkeiten bei diesem Verfahren. Mit der neuen Schälmaschine kann CTX nun Hochleistungskühlkörper mit noch höheren und feineren Rippen sowie minimierten Abständen zwischen den Rippen als bisher produzieren. Das Nettetaler Unternehmen kann nun folgende maximale Kühlkörper-Parameter realisieren:

  • Rippenstärke (Fin Thickness): Al: 0,1– 2,0 mm; Cu: 0081 mm – 2,0 mm
  • Länge der Kühlkörper: Al und Cu: 10 mm – 2.900 mm
  • Breite der Kühlkörper: Al und Cu: 10 mm – 900 mm
  • Rippenhöhe (Fin Height): Al und Cu: 1 mm – 180 mm
  • Rippenabstand Mitte zu Mitte (Fin Pitch): Al: 0,2 –12 mm; Cu: 0,16 mm – 12 mm.
Bild 6: Mit der neuen Schälmaschine können nun Hochleistungskühlkörper mit noch höheren und feineren Rippen sowie minimierten Abständen zwischen den Rippen als bisher produziert werden.
Bild 6: Mit der neuen Schälmaschine können nun Hochleistungskühlkörper mit noch höheren und feineren Rippen sowie minimierten Abständen zwischen den Rippen als bisher produziert werden.

Die neuen Maße sind eine deutliche Steigerung gegenüber den bisherigen Möglichkeiten. Bei Bedarf können die Skived-Kühlkörper auch mit einer CNC-Maschinen bearbeitet werden, um den Strömungsweg durch verschiedene Ausrichtungen der Rippen zu verbessern und somit höhere Kühlanforderungen zu erfüllen.

Bild 7: Beim Skived-Fin-Verfahren wird zur Herstellung der Kühlkörper standardmäßig Reinaluminium Al 1060 und Al 1070 verwendet.
Bild 7: Beim Skived-Fin-Verfahren wird zur Herstellung der Kühlkörper standardmäßig Reinaluminium Al 1060 und Al 1070 verwendet.

Realisierbare Lamellenhöhe und -dicke

Die realisierbare Lamellenhöhe und Lamellendicke werden durch die Breite und Länge des Kühlkörpers, die Bodendicke und andere Faktoren bestimmt. Sollte beispielsweise eine sehr hohe Rippe benötigt werden, ist nicht gleichzeitig eine sehr dünne Rippe möglich. Mit der neuen Maschine konnten diese Werte allerdings stark verbessert werden. Wird beispielsweise ein Kühlkörper mit einer Breite von 900 mm und einer Länge von 2.900 mm benötigt, sind nun Rippen mit einer Höhe von 130 mm und einer minimalen Rippenstärke von 0,8 mm möglich. Der Schälkühlkörper hat so eine höhere Lamellenanzahl als bisher, wodurch die Wärmeabgabefläche pro Volumeneinheit erhöht und somit die Wärmeabgabeleistung des Produkts insgesamt verbessert wird.

Bild 8: Beim Skived-Fin-Verfahren werden die Kühlkörper aus einem Aluminium- oder Kupferblock herausgeschabt.
Bild 8: Beim Skived-Fin-Verfahren werden die Kühlkörper aus einem Aluminium- oder Kupferblock herausgeschabt.

Der Skived-Kühlkörper kann dabei eine Lamellenfeinheit erreichen, die durch kein anderes Verfahren realisiert werden kann. Auch das Verhältnis zwischen Lamellenhöhe und Lamellendicke ist besser als beispielsweise beim Extrusions-Verfahren. Im Vergleich zur Aluminium- oder Kupferextrusion lassen sich mit dem Schälen der Kühlkörper teure Werkzeugkosten einsparen. Das Skived-Fin-Verfahren eignet sich dadurch auch ideal für die Muster- oder Kleinserienfertigung.

Bild 9: Durch das Skived-Fin-Verfahren entstehen Kühlkörper mit einer hohen Dichte an besonders feinen Rippen, die übergangslos mit der Kühlkörperbasis verbunden sind.
Bild 9: Durch das Skived-Fin-Verfahren entstehen Kühlkörper mit einer hohen Dichte an besonders feinen Rippen, die übergangslos mit der Kühlkörperbasis verbunden sind.

Auch gegenüber geklebten oder eingefügten Lamellen kann die Rippenstärke beim Schälen 0,1 mm bis 2 mm weniger betragen. Darüber hinaus treten beim Schälen keine thermischen Widerstände beim Übergang von Kühlkörperbasis zu den Rippen auf, wodurch die Kühlleistung ca. 10 Prozent höher ist als beim Kleben oder Einfügen. Es besteht auch kein Risiko, dass sich die Rippen lockern, beispielsweise durch Alterung des Klebstoffs.

Bild 10: Auch ungewöhnliche Kühlkörperkonstruktionen lassen sich mit dem Skived-Fin-Verfahren realisieren.
Bild 10: Auch ungewöhnliche Kühlkörperkonstruktionen lassen sich mit dem Skived-Fin-Verfahren realisieren.

Zusammengefasst ergeben sich durch das Skived-Fin-Verfahren folgende Vorteile:

  • keine thermischen Widerstände beim Übergang von Kühlkörperbasis und Rippen
  • sehr hohe Kühlwirkung
  • besonders dünne und lange Rippen realisierbar
  • hohe Rippendichte
  • keine Werkzeugkosten
  • geeignet für die Einzelstück-, Muster oder kleine Serienfertigung.

Der richtige Werkstoff

Faktoren wie Material und Form spielen bei der Auswahl des passenden Kühlkörpers eine zentrale Rolle. Die thermische Leistung ergibt sich aus der Wärmeleitfähigkeit des verwendeten Materials, der Größe der Oberfläche und der Masse des Kühlkörpers. Aluminium zeichnet sich dabei durch sein geringes Gewicht bei guter Wärmeleitfähigkeit aus. Deswegen wird dieser Werkstoff bevorzugt bei der Herstellung von Kühlkörpern eingesetzt – entweder in seiner reinen Form oder als Legierung.

Beim klassischen Herstellverfahren Extrusion wird üblicherweise die Aluminiumlegierung AlMgSi0,5 (AW 6063) für die Produktion der Profilkühlkörper verwendet. Beim Skived Fin-Verfahren kommt dagegen standardmäßig Reinaluminium Al 1060 und Al 1070 zum Einsatz. Dieses bietet den Vorteil von sehr hoher Plastizität, Korrosionsbeständigkeit, leichter Lötbarkeit und – besonders wichtig für Kühlkörper – Wärmeleitfähigkeit von ca. 235 W/(m · K). Die Wärmeleitfähigkeit von AlMgSi0,5 beträgt dagegen nur ca. 186 W/(m · K). Weitere positive Eigenschaften sind, dass Reinaluminium gezogen und gebogen werden kann. Bei besonders hohen Anforderungen an die Kühlleistung kann neben Aluminium auch Kupfer eingesetzt werden. Der Vorteil dieses Werkstoffs ist die sehr hohe Wärmeleitfähigkeit von 401 W/(m · K), allerdings bei sehr viel höheren Kosten und Gewicht gegenüber Aluminium. (na)

Thomas Windeck

Leiter Vertrieb bei CTX Thermal Solutions