Ein afroamerikanischer Wissenschaftler arbeitet in einem modernen wissenschaftlichen Labor für die Forschung und Entwicklung von Mikroelektronik und Prozessoren. Ein Produktionsarbeiter arbeitet mit Computertechnologie und -ausrüstung.

Der Talentmangel in der Halbleiterindustrie ist eine globale Herausforderung, die proaktive und innovative Lösungen erfordert. Unternehmen müssen ihre Ansätze überdenken und sich an die sich ändernden Anforderungen der Branche anpassen. (Bild: Maksim Shmeljov – Adobe Stock)

Die Halbleiterindustrie, ein Eckpfeiler der modernen Technologie, steht vor einem beispiellosen Talentmangel. Mit einem prognostizierten Wachstum von über 80 % bis 2030 ist der Bedarf an Fachkräften in dieser Branche höher denn je. Doch was sind die Ursachen für diesen Mangel und wie können Unternehmen und Regierungen darauf reagieren? Diese Frage hat sich Deloitte gestellt und in der Studie "The global semiconductor talent shortage - How to solve semiconductor workforce challenges" nachgezeichnet.

Wie ist der Stand der Halbleiterindustrie?

Die Halbleiterindustrie hat in den letzten Jahren aufgrund von Engpässen, die sich auf wichtige Branchen auswirken, viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit einem beeindruckenden Umsatz von mehr als 550 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 und der Erwartung, dass dieser bis 2030 auf über eine Billion US-Dollar ansteigen wird, steht die Branche vor einer beispiellosen Herausforderung in Bezug auf qualifizierte Arbeitskräfte. 2021 gab es schätzungsweise mehr als 2 Millionen direkte Mitarbeiter weltweit in der Halbleiterindustrie. Daraus ergibt sich die Zahl, dass jeder Mitarbeiter für etwa 275.000 US-Dollar an Umsatz verantwortlich ist.

In der Vergangenheit konzentrierte sich die Halbleiterproduktion auf einige wenige Länder, was während der jüngsten Lieferkettenkrise zu erheblichen Problemen führte. In Zahlen: 2021 wurden etwa 80% aller Chips in den vier Ländern Taiwan, China, Südkorea und Japan produziert. Auch mehr als 90% des ATP (Assembly, Testing und Packaging) fand in diesen Ländern oder in der Nähe statt. Aus diesem Grund streben Länder wie die USA und die EU – in Form des Chips Acts – nun eine dezentralere Produktion an, was den Bedarf an Talenten weiter erhöht. So will die USA ihren Anteil am Weltmarkt von 10 auf 30 % erhöhen, in der EU sind es 20 % statt vorher 10 %. Dies ist auch nötig, denn die Nachfrage nach Halbleitern ist in Branchen wie der Automobil-, Industrieausrüstungs- und Haushaltsgeräteindustrie nach wie vor hoch und ein Ende ist nicht abzusehen.

Zahlen und Fakten zur Halbleiterindustrie

  • Im Jahr 2021 betrug der Umsatz der globalen Halbleiterindustrie über $550 Milliarden.
  • Bis 2030 wird erwartet, dass dieser Umsatz um mehr als 80% steigt und über eine Billion Dollar erreicht.
  • Es gab schätzungsweise mehr als 2 Millionen direkte Mitarbeiter weltweit in der Halbleiterindustrie im Jahr 2021.
  • Deloitte prognostiziert, dass bis 2030 mehr als 1 Million zusätzliche Fachkräfte benötigt werden, was mehr als 100.000 jährlich entspricht.
  • Zum Vergleich: Es gibt jährlich weniger als 100.000 Absolventen in den Bereichen Elektrotechnik und Informatik in den USA.
  • Die Prognosen zeigen erwartete globale Halbleiterverkäufe für 2022, die um fast 14% steigen.
  • Im Jahr 2021 produzierte die globale Industrie etwa $275.000 Umsatz pro Mitarbeiter.
  • Etwa 80% aller Chips wurden in vier Ländern in Ostasien hergestellt.
  • Mehr als 90% des ATP (Assembly, Testing und Packaging) fand in diesen Ländern oder in der Nähe statt.
  • Die USA produzieren derzeit etwa 10% aller Chips und streben einen Anteil von 30% bis 2030 an.
  • Die Europäische Union produziert weniger als 10% und strebt einen Anteil von 20% bis 2030 an.
  • Von den fast 500 Montage- und Testeinrichtungen weltweit befinden sich 65 in Amerika und nur 24 in Europa.
  • Der Talentmangel in den USA wird in den nächsten Jahren auf 70.000 bis 90.000 Mitarbeiter geschätzt.
  • Taiwan hat Ende 2021 einen Mangel von über 30.000, Japan benötigt 35.000 weitere Halbleiteringenieure, Südkorea sieht einen weiteren Mangel von 30.000 in der nächsten Dekade, und China hatte bereits einen Mangel von 300.000 vor dem aktuellen Wachstum.

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Wie viele Facharbeiter fehlen der Halbleiterei?

Aber es geht nicht nur um die reine Produktion. Die Branche benötigt ein breites Spektrum an Kompetenzen, von traditionellen Fertigkeiten in der Halbleiterherstellung bis hin zu neuen Kompetenzen in Bereichen wie Automatisierung, Digitalisierung und Programmierung. Bildungspartnerschaften und die Anpassung der Lehrpläne sind entscheidend, um diesen wachsenden Bedarf zu decken. Deloitte prognostiziert, dass bis 2030 mehr als 1 Million zusätzliche Fachkräfte benötigt werden, was mehr als 100.000 jährlich entspricht. Zum Vergleich: Es gibt jährlich weniger als 100.000 Absolventen in den Bereichen Elektrotechnik und Informatik in den USA. Daher wird der Talentmangel allein in den USA in den nächsten Jahren auf 70.000 bis 90.000 Mitarbeiter geschätzt. Des Weiteren hat Taiwan Ende 2021 einen Mangel von über 30.000, Japan benötigt 35.000 weitere Halbleiteringenieure, Südkorea sieht einen weiteren Mangel von 30.000 in der nächsten Dekade, und China hatte bereits einen Mangel von 300.000 vor dem aktuellen Wachstum.

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Talente in einem wettbewerbsintensiven Markt zu gewinnen und zu halten. Dies erfordert innovative Strategien zur Gewinnung und Entwicklung von Talenten, einschließlich Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze und die Berücksichtigung von Vielfalt und Integration. Ein aktuelles Beispiel ist TSMC, dass erstmals ausländischer Nachwuchskräfte in seine Einrichtungen lässt, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Deloitte hat dabei drei Strategien identifiziert, auf die Unternehmen setzen sollten

  • Arbeitskraft entfesseln (Unleash the Workforce):

    • Organisationen sollten zukünftige Fähigkeiten im Ingenieurwesen und in der Fertigung identifizieren, zugreifen und entwickeln.
    • Die Konkurrenz um technische Talente erstreckt sich über die gesamte Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche hinaus.
    • Unternehmen müssen ihre aktuellen Fähigkeiten bewerten und innovative Wege finden, um ihre Talentpipeline durch Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen und anderen Institutionen zu stärken.
    • Ein besonderer Fokus sollte auf die Rekrutierung, Entwicklung und Bindung von Talenten im Bereich Diversität und Inklusion gelegt werden.
  • Arbeit neu gestalten (Rearchitect Work):

    • Organisationen müssen ihre zukünftigen Fähigkeiten identifizieren und die Interaktion von Menschen und Technologie neu gestalten, um Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen.
    • Angesichts des Branchenwachstums und der sich ändernden Anforderungen an Fähigkeiten durch Innovationen wie Digitalisierung und KI müssen Organisationen ihre Fähigkeiten tiefgreifend überdenken.
  • Arbeitsplatz anpassen (Adapt the Workplace):

    • Organisationen sollten ihre Teams darauf vorbereiten, transformative Veränderungen in neuen Standorten erfolgreich zu bewältigen und neue Technologien, Rollen und Arbeitsweisen zu übernehmen.
    • Es ist wichtig, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die das Potenzial der Mitarbeiter maximiert und einen attraktiven Arbeitsplatz bietet.

In Kürze: 5 Fragen und Antworten zum Fachkräftemangel in der Halbleiterindustrie

Warum gibt es einen Talentmangel in der Halbleiterindustrie?

Die Halbleiterindustrie hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, insbesondere aufgrund von Engpässen, die sich auf wichtige Branchen auswirken. Mit einem Umsatz von mehr als 550 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 wird bis 2030 ein Wachstum von mehr als 80 % erwartet. Dieses Wachstum erfordert einen erheblichen Anstieg der Arbeitskräfte.

Wie sieht die derzeitige Talentlandschaft aus?

Die Nachfrage nach Halbleitern ist in Branchen wie der Automobil-, Industrieausrüstungs- und Haushaltsgeräteindustrie nach wie vor hoch. Trotz zyklischer Schwankungen wird erwartet, dass die Branche bis 2030 um mehr als 80 % wachsen wird. Dies erfordert einen entsprechenden Zuwachs an Talenten.

Wo liegt das Problem?

Die Halbleiterproduktion war in der Vergangenheit auf einige wenige Länder konzentriert, was während der jüngsten Lieferkettenkrise zu Problemen führte. Länder wie die USA und die EU streben nun eine dezentralere Produktion an, was den Bedarf an Talenten weiter erhöht.

Welche Qualifikationen werden benötigt?

Neben den traditionellen Kompetenzen in der Halbleiterfertigung werden neue Kompetenzen in Bereichen wie Automatisierung, Digitalisierung und Programmierung benötigt. Bildungspartnerschaften und die Anpassung der Lehrpläne sind entscheidend, um diesen wachsenden Bedarf zu decken.

Was können die Unternehmen tun?

Unternehmen müssen innovative Strategien zur Rekrutierung und Entwicklung von Talenten verfolgen. Dazu gehören Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze und die Berücksichtigung von Vielfalt und Inklusion.

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