Keine Sackgasse: Auf der zeitgemäßen Hardware funktionieren die bestehenden S7-Programme und Programmier-Tools (oben) sowie die Einbindung ins TIA-Portal (unten).

Keine Sackgasse: Auf der zeitgemäßen Hardware funktionieren die bestehenden S7-Programme und Programmier-Tools (oben) sowie die Einbindung ins TIA-Portal (unten).Insevis

Die Einführung einer neuen Programmierumgebung ist eine Herausforderung – nicht nur wegen der Umstellung bestehender Steuerungsprogramme, sondern vor allem wegen der sich ändernden Arbeitsweise für die Entwickler und das Servicepersonal. Diese komplett mit der neuen Programmierumgebung auszustatten ist zeit- und kostenintensiv. Deshalb braucht es gute Argumente für einen Systemwechsel, beispielsweise die Abkündigung von Automatisierungskomponenten. In der S7-Welt sind davon vor allem die langjährig eingesetzten Panels betroffen.

Hier setzt die Firma Insevis als Systemlieferant an. Deren S7-kompatible Systeme bieten die Chance, weiterhin im gewohnten S7-Sprachraum des Simatic Managers zu bleiben, trotzdem die Performance zu steigern und erst bei Bedarf auf das TIA-Portal als Engineering-Plattform zu wechseln. Denn diese Steuerungen lassen sich sowohl mit dem Simatic-Manager als auch dem TIA-Portal programmieren.

Das ist durch ein Insevis-eigenes Betriebssystem möglich, das sich etwa wie eine CPU 315-2PNDP verhält und die S7-Programmstrukturen AWL, KOP, FUP, SCL und S7-Graph abarbeiten kann. Diese Firmware läuft auf aktuellen Low-Power-Prozessoren der ARM-Familien und benötigt dabei kein Windows oder Linux. Das vermeidet Lizenzkosten, den permanenten Update-Aufwand, reduziert die Bootzeiten auf maximal 3 s und senkt die Stromaufnahme für Panel und SPS auf rund 100 mA bei 24 V.

Offener Ansatz sorgt für Flexibilität

Gerade kleine und mittlere Maschinenbauer wollen ihre Unabhängigkeit von einzelnen Automatisierungslieferanten behalten. Sie schätzen es, Feldgeräte über offene, einfach zu konfigurierende Schnittstellen zu integrieren. Dadurch behalten sie alle Freiheitsgrade und können beispielsweise Antriebe aus einer Vielfalt an Lieferanten wählen. Zudem lassen sich mit wenigen Mausklicks Fremdgeräte über CAN oder Modbus in die S7-Welt einbinden. Dazu sind lediglich die I/O-Bereiche und Systemfunktionen der Feldgeräte auf S7-I/Os, DBs oder Merker zu mappen. Diese Konfigurationen können als wiederverwendbare Bibliothekselemente definiert und gespeichert werden. Ebenfalls nicht unerheblich für Anwender sind die geringen Hardware-Anforderungen der Engineeringsoftware. Die bestehenden Rechner der Servicetechniker sind in wenigen Minuten damit ausgerüstet und noch lange verwendbar.

Zunehmend wichtig wird auch der Know-how-Schutz, der im Fall von Insevis ohne Passwort funktioniert und den mittelständischen Anwendern ihren technologischen Vorsprung sichert.

Da jede Passwortsequenz isoliert und damit identifiziert werden kann, ist der Verzicht darauf eine radikale, aber logische Maßnahme. Die einzige Chance, den Leseschutz von Insevis zurückzusetzen, ist das Urlöschen mit der bekannten Nebenwirkung, dass das S7-Programm diesen Prozess nicht überlebt. Nur der Inhaber der Original-Software kann danach wieder eine entsperrte Version zu Service­zwecken aufspielen und diese mit einem einzigen Klick zuverlässig schützen.

Mit der Software Config Stage wird bei einem Systemwechsel von S7 auf Insevis-Steuerungen die Anpassung der I/O-Kanäle an die unterschiedliche Granularität vorgenommen und die Steckplätze adressiert.

Mit der Software Config Stage wird bei einem Systemwechsel von S7 auf Insevis-Steuerungen die Anpassung der I/O-Kanäle an die unterschiedliche Granularität vorgenommen und die Steckplätze adressiert.Insevis

S7-Projekte für Simatic-Manager und TIA-Portal

Obwohl das TIA-Portal für die meisten Insevis-Kunden noch kein Thema ist, werden die für den Simatic-Manager verfügbaren Lösungen schrittweise auch für das TIA-Portal bereitgestellt. Unabhängig von der Engineering-Plattform (Simatic-Manager oder TIA-Portal), bei beiden beginnt ein S7-Projekt mit der Hardware-Konfiguration, etwa der Auswahl einer CPU 315-2/PNDP mit Firmware-Version 3.1. Anschließend wird das Projekt dann in die SPS geladen. Der Import Insevis-spezifischer Systembausteine erfolgt über die kostenlos im Internet verfügbaren S7-Bibliotheken mit den Sonderfunktionen. Während im Simatic-­Manager SFCs und SFBs nach dem De-Archivieren zur Verfügung stehen, sind es im TIA-Portal FCs und FBs aus der ‚Global Library‘, die für die Sonderfunktionen in das Projekt geladen werden.

Da Insevis-Produkte eigene Formen und Peripheriegranularitäten besitzen, werden Unterschiede, zum Beispiel bei der Kanalzahl, mit der Konfigurations-Software ‚Config-Stage‘ ausgeglichen. Mit dem Tool lassen sich die Insevis-Peripheriemodule eines S7-Projekts adressieren und parametrieren, den Steckplätzen der Kompakt-Steuerung zuweisen und adressieren. Auch die verschiedenen Kommunikationsschnittstellen (Ethernet, Modbus, CAN und seriell) und dezentrale Feldgeräte werden darüber konfiguriert, im S7-Projekt abgebildet und danach als zusätzliche Hardware-Konfiguration in die SPS geladen. Während der Projektierung findet im Hintergrund ein permanenter Plausibilitätstest statt, der Fehl­adressierungen verhindern hilft.

Visualisierung mit einfacher Oberfläche

Eine ansprechende Visualisierung ist auch bei kleinen Projekten ein Pluspunkt, sprengt jedoch meistens das Budget. WinCC und WinCCflexible-Benutzer haben keinerlei Probleme beim Wechsel auf die Visualisierungs-Software Visu-Stage. Der Import von S7-Variablen mit Symbolik aus dem Simatic-Manager funktioniert bei dem Tool ebenso reibungslos wie auch der Ex- und Import von Texten zum Übersetzen. Die integrierte Simulation unterstützt verschiedene Möglichkeiten, Variablen und Ereignisse zu stimulieren.

Auch beim Remote-Zugang wird ein spezieller Lösungsansatz verfolgt: Die erstellte Visualisierung steht als zusätzliches Remote-Panel zur Verfügung und tauscht mit der SPS nur die Prozessdaten aus. Als Portable-Tool kann die ‚Remote-Stage‘ genannte Software auch in Batchfiles eingesetzt werden und kopiert zum Beispiel nur die Archivdaten aus dem Panel, konvertiert diese ins CSV-Format und legt diese mit Datumsstempel in einem beliebigen Zielpfad ab. Servicetechniker, die keinen Zugang zu den Quelldaten haben sollen, können mit der kostenlosen Software ‚Service-Stage‘ dann diese die Steuerungsdaten und Diagnosepuffereinträge auslesen, Programmblöcke übertragen und den Speicher komprimieren. Damit sind alle für Wartungsarbeiten benötigten Funktionen verfügbar.

Jörg Peters

ist Geschäftsführer bei der Insevis Gesellschaft für industrielle Systemtechnik und Visualisierung mbH in Erlangen.

(sk)

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