
Wie machen europäische OEMs Nachhaltigkeit zum Vorteil? Neuartige Softwarekonzepte und Produktionstechnologien verändern die E-Mobilität in Europa positiv. (Bild: studio v-zwoelf - stock.adobe.com)
Die Frage, wie nachhaltig Elektrofahrzeuge produziert werden, hat sich in den letzten Jahren zu einem entscheidenden Kriterium bei der Kaufentscheidung vieler VerbraucherInnen entwickelt. Laut einer aktuellen Studie von Berylls Strategy Advisors betrachten 75 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor beim Autokauf. Diese Entwicklung stellt die Automobilindustrie vor neue Herausforderungen und bietet gleichzeitig erhebliche Chancen.
Besonders deutsche OEMs (Original Equipment Manufacturers) haben sich in puncto Nachhaltigkeit einen Vorsprung erarbeitet. Eine Analyse des International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, dass sie in Sachen nachhaltiger Produktion klar vor ihren chinesischen Wettbewerbern liegen. Diese Führungsposition könnte in Zukunft zu einem noch bedeutenderen Wettbewerbsvorteil werden, besonders im Kontext des steigenden internationalen Wettbewerbs auf dem Markt für Elektrofahrzeuge.
Dieser Beitrag beschreibt, warum die nachhaltige Produktion von E-Autos für die deutsche Autoindustrie immer wichtiger wird und wie neuartige Softwarelösungen, beispielsweise die “electrified Powertrain Optimization Process” (ePOP) Software von Zebeyond, dazu beitragen können, die optimale Balance zwischen Nachhaltigkeit, Kosten und Leistung zu finden.

Circular Valley Convention: Die Plattform für industrielle Kreislaufwirtschaft

Die Circular Valley Convention, organisiert von der Messe Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Circular Valley Stiftung und dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht, findet vom 12. bis 13. März 2025 im Areal Böhler in Düsseldorf statt.
Die internationale Veranstaltung vereint Entscheidungsträger aus Industrie, Start-ups, Forschung, Politik und Gesellschaft, um Lösungen und Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Zukunft zu präsentieren. Die Convention umfasst Konferenzen, eine Expo, Events und bietet Raum für Wissensaustausch und Networking.
Ein besonderer Fokus liegt auf elektronischen Produkten: Smartphones, Tablets oder Fahrzeugkomponenten werden oft rasch ersetzt und verursachen hohe Abfallmengen. Vorträge, Best-Practice-Beispiele sowie eine Ausstellung zeigen beispielsweise, wie sich durch langlebiges Design, modulare Bauweisen und Rücknahmesysteme der Elektroschrott verringern lassen könnte.
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Nachhaltigkeit als Kaufkriterium
Deutsche OEMs können durch den Vorsprung, den sie sich in Sachen nachhaltiger Produktionsmethoden erarbeitet haben, nicht nur ihre Umweltbilanz verbessern, sondern auch neue Kundensegmente durch Markenwahrnehmung erschließen. Nachhaltigkeit kann zudem zu Kosteneinsparungen führen, beispielsweise durch effizientere Ressourcennutzung. Allerdings müssen OEMs dabei nicht nur die Erwartungen der VerbraucherInnen erfüllen, sondern auch regulatorische Anforderungen und Umweltziele einhalten. Diese komplexe Situation aus Chancen und Herausforderungen erfordert innovative Ansätze und Technologien, um tatsächliche Fortschritte in der Nachhaltigkeit zu realisieren und mögliches Greenwashing zu vermeiden.
Technische Aspekte der nachhaltigen Produktion
Die nachhaltige Produktion von Elektrofahrzeugen stellt OEMs vor technische Herausforderungen, die weit über die reine Reduktion von Emissionen hinausgehen. Es geht darum, den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu betrachten – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Dies erfordert eine umfassende Analyse und Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette. Entscheidungsträger auf allen Ebenen im Entwicklungsprozess müssen daher ein tiefes Verständnis für die Einflussfaktoren entwickeln, die die Nachhaltigkeit eines Fahrzeugs bestimmen. Dazu gehören unter anderem die Auswahl der Materialien, die Energieeffizienz der Produktionsprozesse und Aspekte der Kreislaufwirtschaft. Besonders die Optimierung der Antriebsarchitektur spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle, da sie ein elementarer Bestandteil in der Entwicklung eines Elektrofahrzeugs ist.
Hier kommt die ePOP-Software von Zebeyond ins Spiel. ePOP ist ein simulationsbasierter Prozess, der Entscheidungsträger, vom Ingenieur bis zum CEO, dabei unterstützt, die optimale Antriebsstrangarchitektur für ein spezifisches Fahrzeug zu bestimmen. Die Entwicklung eines elektrischen Antriebsstrangs als Ganzes - ein einheitliches System mit Komponenten, die so ausgewählt und optimiert sind, dass sie miteinander harmonieren - ist der einzige Weg, um sicherzustellen, dass das komplexe Zusammenspiel zwischen Komponenten und Subsystemen als Teil der Lösung betrachtet werden kann und nicht als eine Reihe von Einzelproblemen, die noch zu lösen sind.

Durch Screening des potenziellen Designraums und die Erstellung von Referenzpunkten ermöglicht ePOP die Darstellung von elektrifizierten Antriebskombinationen, die den Fahrzeuganforderungen in einer virtuellen Umgebung entsprechen. Dies hilft den NutzerInnen der Software, Kompromisse zwischen den Hauptattributen (wie Effizienz, Masse, Kosten) der Antriebskonzepte früh im Entwicklungszyklus zu verstehen und zu optimieren, und dabei besonders auf Nachhaltigkeitsattribute über den gesamten Lebenszyklus einzugehen. So mag beispielsweise ein teurer, aber sehr energieeffizienter Antriebsmotor für ein Fahrzeug bei einer einfachen Kosten-Nutzen-Analyse kontraintuitiv erscheinen, doch kann dies den Einsatz einer kleineren, billigeren und leichteren Batterie mit geringerer Kapazität ermöglichen, die die Gesamtkosten und den Ressourcenverbrauch des Fahrzeugs senkt und dennoch die erforderliche Reichweite erzielt.
Fallstudie: Jaguar Land Rover
Ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz der ePOP-Software als Enabler ist Jaguar Land Rover (JLR). Durch die Anwendung von ePOP kann JLR Konzepte objektiv bewerten und die vorgelagerten Scope-3-Emissionen in die Konzeptauswahl einbinden, wodurch sie ihre strategischen Plattformziele von CO2eq/kg für 2030 erreichen können. Gleichzeitig ermöglicht dies JLR, die Optimierung zwischen Kosten, Performance und nachhaltigem Design agil umzusetzen. Die Reduktion wird durch den Vergleich der CO2eq-Emissionen für einzelne Materialien, Teile und Baugruppen über den gesamten Lebenszyklus des Produkts (einschließlich Rohstoffproduktion, Komponentenfertigung, Nutzung und End-of-Life) berechnet. Trotz dieser ambitionierten Nachhaltigkeitsziele wird JLR weiterhin technische Leistungskennzahlen wie Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Reichweite erfüllen können. Dies zeigt, dass nachhaltige Produktion und hohe technische Standards kein Widerspruch sein müssen.
Die Zukunft der E-Mobilität in Europa
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die nachhaltige Produktion von Elektrofahrzeugen für deutsche OEMs nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance darstellt. Durch die Integration innovativer Technologien und Prozesse können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken und einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das Beispiel von Zebeyonds ePOP-Software zeigt, wie durch gezielte Optimierung der Antriebsstrangarchitektur sowohl ökologische als auch ökonomische und technische Ziele in kurzen Entwicklungszyklen erreicht werden können.
Es ist an der Zeit, dass europäische OEMs sich wieder als technologische Vorreiter in der Automobilindustrie positionieren. Der Fokus auf Nachhaltigkeitsaspekte bei der Produktion wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen. (na)