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In den Bereichen Optoelektronik, Batterieprodukte und diskrete Halbleiterproduktion hat sich die Liefersituation nach wie vor nicht entspannt. (Bild: Sand & Silicon)

In einer Umfrage im Oktober 2023 hat das Frankfurter Unternehmen Sand & Silicon 358 Unternehmen weltweit umfassend zu Engpässen und Überbeständen befragt (Zur Anfrage der Studie). Neben Schwierigkeiten bei der Besorgung von Schaltungen und Halbleitern kämpft die Industrie aktuell vor allem mit dem Abbau von Überbeständen. Engpässe sind nach wie vor bei einigen Elektronikbauteilen vorhanden, dennoch geben 77,4 Prozent der Unternehmen an, dass sich die Liefersituation im Allgemeinen entspannt hat.

So gestaltet sich die Beschaffung passiver Bauelemente (34,6 %) und Steckverbindungen (19 %) deutlich entspannter als noch vor ein paar Monaten. Jedoch geben mehr als 9 von 10 Unternehmen an, die Liefersituation in den Bereichen Optoelektronik, Batterieprodukte und diskrete Halbleiterproduktion hätte sich nach wie vor nicht entspannt. Einen Preisanstieg erwartet die Elektronikindustrie bei integrierten Schaltungen (74,9 %) und der diskreten Halbleiterproduktion (66,5 %). Preissenkungen hingegen werden insbesondere bei passiven Bauelementen erwartet. Zudem fühlt sich ein Großteil für die nächste Materialkrise gerüstet: 51,4 Prozent sehen sich darauf gut, 40,8 Prozent zumindest teilweise vorbereitet.

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Die Einkäufe der letzten Monate bündeln Working Capital: 84 Prozent der Unternehmen melden Überbestände in den Lagern. (Bild: Sand & Silicon)

Bis zu 400 % mehr Materialkosten

Für knapp 40 Prozent der Unternehmen sind die Preise für elektronische Bauteile in den letzten zwei Jahren um 20 bis 49 Prozent gestiegen, für einige Unternehmen sind die Materialkosten sogar über 400 Prozent gestiegen. Über die Hälfte der Befragten konnte sich die Mehrkosten mit dem Kunden teilen oder diese weiterberechnen. Knapp 42 Prozent mussten die zusätzlichen Kosten selbst übernehmen.

Die Einkäufe der letzten Monate machen sich deutlich in den Lagern der Befragten bemerkbar und bündeln Working Capital: 84 Prozent der Unternehmen haben Überbestände in ihren Lagern. Knapp 70 Prozent davon versuchen, die zu viel erworbenen Teile über einen Broker zu veräußern, etwa ein Viertel will die Ware weiter auf Lager halten und plant keinen strategischen Abbau. Nur 4 Prozent verkaufen direkt an andere Unternehmen weiter.

Grafikprozessoren gehören aktuell zu den gefragtesten Bauteilen und sind am schwersten zu bekommen. 36,3 Prozent der Befragten gaben an, dass die Lieferzeit mehr als 30 Wochen beträgt, nur 0,6 Prozent bekommen GPUs innerhalb von 12 Wochen geliefert. Am gefragtesten sind die Prozessoren des Anbieters NVIDIA (54,8 Prozent), gefolgt von Intel (18,2 %) und AMD (13,7 %).

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69 Prozent der befragten Unternehmen warten länger als 30 Wochen auf GPUs oder erhalten keine bestätigte Lieferzeit vom Hersteller. (Bild: Sand & Silicon)

Automobilindustrie zwischen Engpässen und Überbeständen

Von den befragten Unternehmen waren 76 aus der Automotive-Branche. Davon gibt gut die Hälfte an, einen Preisanstieg bei elektronischen Komponenten zwischen 5 und 19 Prozent in den letzten drei Jahren zu verzeichnen. 18,3 Prozent geben einen Preisanstieg von über 50 Prozent an. Die Engpässe spiegeln auch hier den Bedarf des gesamten Elektroniksektors wider: Über 94 Prozent berichten von Schwierigkeiten bei der Beschaffung Integrierter Schaltungen (ICs). Auf Platz zwei und drei der am häufigsten nachgefragten Teile liegen mit rund 76 Prozent Diskrete Halbleiterprodukte und mit 50 Prozent Sensoren und Wandler. Neben den akuten Beschaffungsproblemen melden die Befragten vor allem Überbestände: In 89,5 Prozent der Automotive-Unternehmen sind die Lager voll.

Über die Umfrage

In der aktuellen Umfrage befragte Sand & Silicon 358 kleine und mittelständische Unternehmen sowie Konzerne (72,6 %) der Elektronikbranche aus 39 Ländern, darunter 135 aus Deutschland. Die Befragung fand über einen Zeitraum von zwei Monaten zwischen August und Oktober 2023 statt.

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