all-electronics hat eine Umfrage bei einer Reihe von Elektronik-Unternehmen zum Thema Umgang mit der Corona-Krise gestartet. Die Unternehmen berichten, welche Maßnahmen sie ergriffen haben, wie sie sich auf das Hochfahren der Geschäftstätigkeit vorbereiten und was sie von der Politik erwarten. In einem Übersichtsbeitrag fassen wir die wichtigsten Aussagen zusammen.
Wie sieht die Exitstrategie aus, um zu einem ansatzweise „normalen“ Arbeitsalltag zurück zu kehren, und welchen Zeitraum planen Sie dafür ein?
Ralf Bühler: Unser Krisenstab hat bereits vor der Zuspitzung der Situation in Europa seine Arbeit aufgenommen. Die Entwicklungen werden seitdem akribisch beobachtet, die Lage täglich neu bewertet und entsprechende Maßnahmen abgeleitet.
Derzeit erarbeiten wir Pläne, um unter dem Gebot des bestmöglichen Schutzes unserer Mitarbeiter alle erforderlichen Hygiene- und Sicherheitsstandards zu schaffen, die zur angemessenen Zeit eine Rückkehr in die Büros ermöglichen. Als Technikpionier haben wir bereits vor Jahren die umfassende Digitalisierung unseres Unternehmens eingeläutet, so dass das derzeitige Arbeiten aus dem Homeoffice reibungslos funktioniert. Davon profitieren auch unsere Kunden, die auf unserer Sourcing Platform auf conrad.de bestellen und keinerlei Unterschied für sie bemerkbar ist.
Auch die Conrad Filialen arbeiten bereits an der Umsetzung der Hygiene- und Sicherheitsstandards für Mitarbeiter und Kunden und sind startbereit für eine Wiedereröffnung. Seit gestern (20.4.2020) haben die Filialen Hamburg, Hannover und Mainz, seit heute (21.04.) die Filialen Frankfurt und Bremen und ab morgen (22.04.) die Filialen in Berlin entsprechend der Vorgaben des jeweiligen Bundeslandes auf einer abgegrenzten Verkaufsfläche von 800 qm wieder geöffnet. Der Kundenschutz wurde dort entsprechend der jeweiligen gesetzlichen Vorschriften erhöht. In diesen Filialen kann auch der Service Click&Collect – also das Bestellen im Conrad Shop mit anschließender Abholung in der Filiale – ab sofort wieder wie gewohnt genutzt werden. Nähere Infos finden Sie unter conrad.de/filialen
Werden die Corona-bedingten Einschränkungen ihren Arbeitsalltag und-organisation auch nach Ende der Epidemie nachhaltig verändern?
Ralf Bühler: Conrad Electronic hat die Chancen der Digitalisierung früh erkannt, so dass bereits vor dem Ausbruch von Corona der Ausbau digitaler Prozesse und Cloud-Lösungen im Unternehmen überdurchschnittlich weit fortgeschritten war. Dementsprechend war und ist flexibles und mobiles Arbeiten für viele unserer Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit. Ausnahmesituationen wie die derzeitige Krisenlage sind aber natürlich ein Stresstest, der Prozesse auf den Prüfstand stellt und Nachjustieren sowie Optimierungen eröffnet. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass die derzeitigen Einschränkungen unseren Arbeitsalltag und unsere Arbeitsorganisation nachhaltig verändern werden. Allein schon deshalb, weil Konzepte des digitalen Arbeitens in diesem Umfang noch nie eingesetzt wurden. Wir sehen darin eine große Chance!
Die Corona-Krise hat außerdem eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die Veränderungsbereitschaft bei unseren Mitarbeitern enorm und der Zusammenhalt und das positive Miteinander außergewöhnlich sind. Als familiengeführtes Unternehmen honorieren wir dieses Engagement mit einer freiwilligen Aufstockung des Kurzarbeitergelds für unsere Filialmitarbeiter auf 80 % und zusätzliche Prämien für unsere Mitarbeiter in der Logistik, die derzeit Sonderschichten fahren.
Welche Unterstützung seitens der Politik würden Sie sich dabei wünschen bzw. welche Maßnahmen sind nötig, um wieder einen normalen Arbeitsalltag zu gewährleisten?
Ralf Bühler: Diese Krise ist für alle Beteiligten eine Ausnahmesituation, bringt ungeahnte Herausforderungen mit sich und sicher ist jetzt noch nicht die Zeit für eine abschließende Manöverkritik. Dennoch gibt es natürlich Regelungen, die uns Unternehmen die Arbeit nicht gerade erleichtern. Nehmen wir beispielsweise die aktuelle 800 qm-Regelung im Hinblick auf die Wiedereröffnung von Geschäften. Maximal 40 Menschen auf 800 Quadratmetern – auf den ersten Blick scheint das eine klare Aussage mit klarer Handlungsvorgabe. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch die Komplexität dieser Entscheidung: Die Conrad Filialen liegen mit durchschnittlich 2500 qm über der derzeitigen freigegebenen Größe von 800 qm, sind damit aber deutlich kleiner, als beispielsweise viele Baumärkte, die jetzt auch hier bei uns in Bayern wieder geöffnet werden können. Das wirft natürlich Fragen auf.
Dazu kommen die unterschiedlichen individuellen Verordnungen und Vorgaben der einzelnen Länder und Kommunen rund um die Wiedereröffnung von Geschäften. Einige Bundesländer erlauben die Teileröffnung von Geschäften, sofern eine entsprechende Abgrenzung auf 800 qm möglich ist und alle Hygienevorgaben erfüllt werden. Dementsprechend können unsere Filialen in Hannover, Mainz und Hamburg seit gestern (Montag, 20.4.2020) sowie Frankfurt und Bremen seit heute (Dienstag, 21.04.2020) sowie die Filialen in Berlin (ab morgen, 21.04.) wieder besucht werden. In anderen Kommunen gelten andere Regelungen. Zusätzlich zu den sieben bereits wiedereröffneten Filialen verfügt Conrad über 12 weitere Filial-Standorte in Deutschland und hier sind wir mit der jeweils zuständigen Stelle einzeln im Kontakt, um mögliche Ausnahmegenehmigungen zu erörtern. Sowohl intern als auch bei unseren Kunden sorgt das für Verwirrung und bringt daher zusätzlichen Erklärungsbedarf und Erläuterungsaufwand mit sich. Es steht außer Frage, dass diese Ressourcen zum derzeitigen Zeitpunkt an anderer Stelle deutlich sinnvoller eingebracht werden könnten. Wir haben durchaus Verständnis, dass es für die Politik in dieser Krisensituation nicht einfach ist, Antworten zu finden, die alle zufriedenstellen. Aber wir würden uns wünschen, dass die Wirtschaft bei der Erarbeitung und Umsetzung von praktikablen Lösungen stärker mit einbezogen wird und dass es vor allem eine einheitliche und abgestimmte Vorgehensweise der Länder untereinander gibt.
(prm)