Der Roboter-Führerschein des Deutsche Robotik Verbands (DRV) ist eine Qualifizierung für alle, die sich im Betrieb mit der Robotik beschäftigen und soll nach einheitlichen Qualitätskriterien vergeben werden. Das Schulungsprogramm umfasst Grundlagen und Themen, die für die ersten Schritte in der Robotik qualifizieren sollen. Dabei hat der DRV mit seinem Roboter-Führerschein mehrere Zielgruppen im Fokus: Angesprochen werden Mitarbeiter in Planungs- und Engineering-Bereichen, Applikationsingenieure, Mitarbeiter von Handwerksbetrieben, Studierende und Auszubildende in technischen Fachrichtungen. Als wichtige Zielgruppe hat der DRV auch Managerinnen und Manager ausgemacht, die über Investitionen entscheiden sollen. Mit dem Roboter-Führerschein könnten Führungskräfte laut DRV derartige Entscheidungen fundierter treffen.
Machen nun „einfache Roboter“ oder die kollaborative Robotik nicht einen Führerschein überflüssig? „Im Gegenteil“, sagt Sicherheitsexperte und stellvertretender DRV-Vorsitzender Christoph Ryll. „Vom Trend her ist der Bedarf eher gestiegen.“ Denn ein Roboter ist schnell gekauft, die Inbetriebnahme einfach und die Programmierung intuitiv zu erlernen. Prof. Dr. Matthias Vette-Steinkamp, Hochschule Trier, ermutigt Einsteiger, nennt aber auch Grundbedingungen, die für einen erfolgreichen Robotereinsatz erforderlich sind: „Roboterzellen wollen gut geplant sein. Dazu sollte man schon Grundkenntnisse haben. Mit dem Roboter-Führerschein wollen wir Weichen stellen.“
Wie ist der Roboter-Führerschein aufgebaut?
Die Lehrpläne für den Roboter-Führerschein sind modular aufgebaut. Basis sind die Grundlagenmodule, die aus Theorie und Praxis bestehen und in denen Roboter, deren Eigenschaften, Vor- und Nachteile, unterschiedliche Kinematiken und Applikationen vorgestellt werden. Bereits im Modul „Grundlagen“ wird es aber auch um Sicherheitsanforderungen geht. Teilnehmer sollen die wichtigsten Regeln und Normen kennenlernen, ohne die eine Zelle nicht in Betrieb gehen darf. Aufbauend auf den Grundmodulen können vertiefende Kurse gebucht werden, beispielsweise ein Modul Sicherheit, Applikationen oder KI.
Der Roboter-Führerschein wird am Ende der Ausbildung mit einem Praxistag – am eigenen Roboter oder bei einem Anbieter des DRV – abgeschlossen, an dem Teilnehmer die erworbenen Kenntnisse zeigen sollen. Gestartet wird in Testgruppen mit zwei Personen. Zielgröße je nach Rahmenbedingungen: fünf bis sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer sein. Geplant ist für die Sommerferien auf dem Umweltcampus der Hochschule Trier ein erster Probelauf. Inhouse Schulungen sind prinzipiell möglich. Die Kosten werden laut DRV bei 2.800 Euro für acht Module liegen. Gelingt es dem Verband, Fördergelder zu bekommen, werden diese selbstverständlich umgelegt. Eine Kooperation mit IHKs strebt der DRV an.
Wer darf beim Roboter-Führerschein des DRV ausbilden?
Formal soll es so sein, dass interessierte Schulungsanbieter, Akademien oder Hersteller ihr Ausbildungsportfolio in die Führerschein-Ausbildung einbringen können – sowohl im Grundlagenteil als auch mit Wahl- oder Wahlpflichtmodulen. Wahlmodule könnten beispielsweise Lehreinheiten zu Greiftechnik oder Bildverarbeitung sein. Dazu stimmen die Anbieter ihre Lehrmodule mit der Ausbildungsstruktur des DRV ab. Matthias Vette-Steinkamp: „Vom DRV aus werden wir die technische Entwicklung ständig beobachten und neue Technologien oder Trends berücksichtigen. Schließlich wollen wir mit dem Angebot des Roboter-Führerscheins aktuell bleiben.“ Zum großen Teil seien die die Informationen und Ausbildungsinhalte vorhanden. Eine Bündelung der Kräfte und Initiativen soll die Ausbildung effizienter machen und gleichzeitig ein Netzwerk entstehen. „Wer einen Kurs hat, kann den anbieten. Wir sind jedenfalls startklar.“ Und Christoph Ryll betont: „Der DRV ist die Führerscheinstelle und koordiniert als solches das Ausbildungsportfolio der Roboter Führerschein-Ausbildung mit sämtlichen Schulungsanbietern, Akademien und Hersteller“.
Ziel ist ein einheitliches, qualitativ überprüftes Schulungsniveau. Ryll: „Wir vergeben unser Zertifikat nur, wenn unsere Mindestanforderungen erfüllt sind.“ Gleichzeitig sollen die einzelnen Module aufeinander abgestimmt sein. Das gewährleisten, dass möglichst überschneidungsfrei gelernt und gelehrt wird. Für jedes erfolgreich absolvierte Modul gibt es Punkte und bei Erreichen einer bestimmten Punktzahl dann das Zertifikat – also der Führerschein wird erteilt.
Ist das der erste Roboter-Führerschein?
Nein, bereits andere Anbieter wie MBFZ toolcraft, die Robokind-Stiftung oder sogar die EU (ELDRIS) haben ähnliche Angebote. Natürlich bieten auch die Roboter-Hersteller selbst entsprechende Fortbildungen an. Gerade mit dem Ansatz, dass auch externe Anbieter in das Programm einsteigen können, erscheint das Angebot des DRV jedoch am umfangreichsten. Es bleibt abzuwarten, wie die Pilotphase im Sommer verläuft.
Der Autor: Dr. Martin Large
Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.