Sensoren wie Kameras, Radar oder Ultraschall sind nicht immer hundertprozentig zuverlässig. Zum Beispiel können Objekte, die in einem bestimmten Winkel stehen, für Ultraschallsensoren unsichtbar werden.

Sensoren wie Kameras, Radar oder Ultraschall sind nicht immer hundertprozentig zuverlässig. Zum Beispiel können Objekte, die in einem bestimmten Winkel stehen, für Ultraschallsensoren unsichtbar werden. (Bild: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=z7aUw4VvbBM)

Am 7. Juli 2024 werden gewisse Fahrassistenzsysteme (ADAS) in Neuwagen verpflichtend. Eine aktuelle Umfrage des TÜV-Verbands "Mobility Studie 2024" unterstreicht die gemischten Gefühle der Bevölkerung gegenüber diesen Technologien. Die Ergebnisse zeigen, dass nur 51 % der Befragten großes Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Systeme haben. Demgegenüber haben 43 % nur geringes oder gar kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Assistenzsysteme in allen Verkehrssituationen. Weitere 6 Prozent sind unentschieden.

Dazu muss aber gesagt werden, dass bisher nur fast jeder zweite Bundesbürger praktische Erfahrungen mit den Fahrassistenten gesammelt hat (46 %). Damit hat logischerweise eine knappe Mehrheit von 53 % dagegen noch keine Fahrassistenzsysteme genutzt. Und die Nutzung von ADAS steigert das Vertrauen:  Unter den Anwendern äußern sich knapp drei Viertel positiv (74 %). „Digitale Assistenzsysteme erhöhen den Komfort für die Fahrer und tragen dazu bei, die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden zu verbessern“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband.

Gibt es noch Probleme mit Fahrassistenzsystemen? Auf was muss ich als Fahrer und Verbraucher achten? Und wo sind noch Potenziale und Baustellen für die Zukunft?

All diesen Fragen geht ein Video des ADACs nach. Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Video zusammengefasst.

Gibt es noch Probleme mit Fahrassistenzsystemen?

Ja, es gibt weiterhin Probleme mit Fahrassistenzsystemen, trotz ihrer nachweislichen Vorteile. Zum Beispiel:

  • Spurhalteassistenten: Diese Systeme können unerwartet oder ungewollt eingreifen, insbesondere in Baustellenbereichen. Obwohl sie verhindern sollen, dass Fahrzeuge von der Fahrbahn abkommen, kann ihre Reaktion manchmal nicht die gewünschte sein.
  • Falschauslösungen: Es gibt gelegentlich ungewollte Systemreaktionen wie unerwartete Auffahrwarnungen. Diese sind zwar selten und kontrollierbar, können aber irritieren.
  • Sensorik: Sensoren wie Kameras, Radar oder Ultraschall sind nicht immer hundertprozentig verlässlich. Beispielsweise können Objekte, die in einem bestimmten Winkel stehen, für Ultraschallsensoren unsichtbar werden.

Auf was muss ich als Fahrer und Verbraucher achten?

Fahrer und Verbraucher sollten auf mehrere Aspekte achten:

  • Systemkenntnis: Es ist wichtig, das jeweilige System gut zu kennen, idealerweise schon vor dem Kauf des Fahrzeugs. Man sollte wissen, wie das System in verschiedenen Situationen reagiert.
  • Kontrolle: Das Lenkrad sollte stets fest im Griff sein, um bei ungewollten Eingriffen gegensteuern zu können. Die Systeme sollten nicht deaktiviert werden, da sonst der Sicherheitsnutzen verloren geht.
  • Toleranz: Ungewollte Warnungen oder Eingriffe sollten toleriert werden, da der Sicherheitsgewinn die Nachteile überwiegt.

Wo sind noch Potenziale und Baustellen für die Zukunft?

Es gibt mehrere Bereiche mit Potenzial für Verbesserungen:

  • Systemrobustheit: Die Zuverlässigkeit der Systeme muss verbessert werden, besonders in realitätsnäheren Szenarien. Testverfahren sollten weiterentwickelt werden, um die Systeme unter realistischeren Bedingungen zu prüfen.
  • Algorithmen: Die Entscheidungsalgorithmen, die bestimmen, ob und wann das System eingreift, können optimiert werden, um besser auf unterschiedliche und realitätsnahe Situationen reagieren zu können.
  • Weiterentwicklung der Sensorik: Die Sensoren sollten weiterentwickelt werden, um auch in komplexen oder ungünstigen Winkeln zuverlässig zu funktionieren.

Insgesamt sind Fahrassistenzsysteme sehr positiv für die Verkehrssicherheit, jedoch gibt es noch Potenzial zur Verbesserung. Fahrer sollten sich nicht ausschließlich auf diese Systeme verlassen und stets aufmerksam bleiben. Die Systeme bieten einen großen Sicherheitsvorteil, aber ihre Robustheit und Zuverlässigkeit müssen noch weiter gesteigert werden.

Assistenzsysteme im Auto: In diesen Situationen versagen sie (noch) | ADAC

Was sind die Hauptbedenken der Befragten beim Thema Fahrassistenzsysteme?

Fast die Hälfte der Befragten (47 %) fühlt sich durch eigenständige Reaktionen der Systeme irritiert. Etwa ebenso viele (49 Prozent) brauchen lange, um sich mit allen Funktionen vertraut zu machen und 39 % empfinden die Bedienung als zu kompliziert. Dazu Goebelt: „Die Akzeptanz von Assistenzsystemen hängt stark davon ab, ob sie zuverlässig funktionieren und wie einfach sie zu bedienen sind.“ Das zeigen auch die Zahlen: Wenn Assistenzsysteme im Einsatz sind, dann wollen sich Fahrer auch voll und ganz auf sie verlassen können. Eine deutliche Mehrheit (66 %) hält es für unabdingbar, dass die Technik einwandfrei funktioniert. Die zweitwichtigste Anforderung ist, dass die Fahrer:innen nicht abgelenkt werden (45 %). Knapp ein Drittel verlangt, dass ein Fahrerassistenzsystem vor Hackerangriffen geschützt ist (32 %). Rund drei von zehn Befragten erwarten eine intuitive Bedienung. Datenschutz spielt dagegen mit 16 % nur eine untergeordnete Rolle.

Welche positiven Effekte werden gesehen?

Trotz der Bedenken überwiegen die positiven Effekte der Assistenzsysteme unter allen Befragtn. Etwa 72 % der Befragten glauben, dass Systeme wie Einparkhilfen und Spurhaltesysteme das Fahren erleichtern. Zudem sind 65 % der Meinung, dass diese Technologien die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Dies zeigt, dass die Vorteile der Systeme anerkannt werden, auch wenn die Bedienbarkeit und Zuverlässigkeit noch optimiert werden müssen.

Wie häufig sollten Fahrassistenzsysteme unter die Lupe genommen werden?

Mehr als zwei Drittel der Befragten (67 %) halten dies im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) für notwendig, die alle zwei Jahre von unabhängigen Prüforganisationen wie dem TÜV durchgeführt wird. Auch nach einem Unfall erwartet die Mehrheit (53 %), dass das Assistenzsystem überprüft wird. Nach Umbaumaßnahmen am Fahrzeug wünschen sich zwei von fünf Befragten (42 %) eine solche Überprüfung. Auch nach einem Software-Update hält rund ein Drittel (34 Prozent) eine Überprüfung für notwendig. Eine deutliche Minderheit (6 %) spricht sich gegen eine verpflichtende unabhängige Prüfung aus.

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