Akustik ergänzt Radar, Kamera und Lidar

Fraunhofer IDMT: Sensordatenfusion lokalisiert Drohnen

Optische Sensoren, Funk und Radar können Drohnen, die sich sicherheitskritischen Bereichen nähern, nicht immer zuverlässig erfassen. Die integrierte akustische Sensorlösung des Fraunhofer-Instituts IDMT dagegen spürt Drohnen auch ohne Sichtverbindung auf.

Drohne fliegt über Wiese, WIndräder im Hintergrund
Nicht in Sicht-, aber in Hörreichweite: Die Lösung des Fraunhofer IDMT detektiert und lokalisiert Drohnen außerhalb des Sichtfeldes mithilfe intelligenter akustischer Sensorik.

Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Oldenburg hat zur Drohnendetektion und -lokalisation eine integrierte akustische Sensorlösung entwickelt. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch unbemannte Luftfahrzeuge in sicherheitskritischen Bereichen füllt das System eine entscheidende Lücke: Es »hört um die Ecke«. Die Akustik kann in Ergänzung zu Radar, Kamera und Lidar zu einem robusten Sensordatenverbund fusioniert werden. Anders als rein optische und radarbasierende Verfahren, die etwa auf die Sichtverbindung angewiesen sind, lassen sich Drohnenoperationen so selbst in bebauten oder bewaldeten Gebieten aufpüren.

Seit 2016 hat der Institutsteil Hör- Sprach- und Audiotechnologie in den öffentlich geförderten Verbundprojekten Ambos (BMBF) und Aladdin (H2020) die akustische Erkennung von Drohnen (Unmanned Aerial System, UAS) vorangetrieben. An Ambos waren 12 Partner unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE an der Forschung beteiligt. Für Aladdin haben sich 18 Verbundpartner aus neun europäischen Ländern zusammengeschlossen, darunter die CS Group als Projektleitung. In zahlreichen internen Vorhaben wurden die Algorithmen und Systemkomponenten kontinuierlich verfeinert. Heute können die Forschenden neben den leicht integrierbaren Algorithmen zur Erkennung und Lokalisation der UAS auch auf eine vollintegrierbare Systemlösung zurückgreifen.

Akustische Lösung verbraucht weniger Energie

Glasfasergelenkte Drohnen oder autonome Flugobjekte bleiben der Funkaufklärung häufig verborgen, während hochauflösende Radar- und Kamerasysteme hohe Kosten und energieintensive Rechenleistung erfordern. Die akustische Lösung des Fraunhofer IDMT verbraucht dagegen wenig Energie, sodass ein autonomer Betrieb mit Akkus möglich ist. Auch das Aufwecken (WakeUp) weiterer Sensorkomponenten nach einem akustischen Kontakt bietet Vorteile. Die Technologie kann eine 360°-Abdeckung erreichen. Detektions- und Lokalisierungsreichweiten liegen je nach Störgeräuschumfeld zwischen 50 und 200 Metern bei einer zeitlichen Auflösung von einer Sekunde. Eine Ausweitung auf weitere akustische Ereignisse, von Fahrzeugen bis hin zu Schussgeräuschen, ist denkbar. Durch die gute Verfügbarkeit können die akustischen Sensoren flächendeckend ausgebracht werden.

Die akustische Technologie des Fraunhofer IDMT bietet eine preiswerte und wartungsarme Ergänzung zu bestehenden Drohnendetektionssystemen. Zielkunden der neuen Technologie sind insbesondere Unternehmen im Wehr- und Sicherheitsbereich, die bereits Drohnenerkennungssysteme basierend auf Radar, Optik oder Lidar entwickeln, Systemintegratoren mit dem Wunsch nach eigener Sensorik und Drohnenhersteller, die Signale aus der Luft detektieren möchten.