Neues geplantes Werk von Infineon in Dresden

Das neue Werk von Infineon in Dresden soll bis zu 1.000 Arbeitsplätze schaffen und könnte entsprechend der Planung im Herbst 2026 produktionsbereit sein. (Bild: Infineon)

Mit den Genehmigungen können die Arbeiten bereits während der beihilferechtlichen Prüfung durch die Europäische Kommission beginnen. Vorbehaltlich der Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission und des nationalen Zuwendungsverfahrens soll das Projekt im Einklang mit den Zielen des Europäischen Chips Act gefördert werden. Infineon strebt eine öffentliche Förderung von rund einer Milliarde Euro an. Das Unternehmen plant Gesamtinvestitionen von rund fünf Milliarden Euro in das Werk, das im Jahr 2026 die Fertigung aufnehmen soll. Es handelt sich damit um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte.

„Wir machen gemeinsam Tempo beim Ausbau unserer Fertigung, um von den Wachstumschancen zu profitieren, die uns die Megatrends Dekarbonisierung und Digitalisierung eröffnen“, sagt Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon. „Wir sehen einen strukturell wachsenden Halbleiterbedarf, etwa für Erneuerbare Energien, Rechenzentren und Elektromobilität. Mit dem Bau der 300mm Smart Power Fab in Dresden schaffen wir die notwendigen Voraussetzungen, um die steigende Nachfrage nach Halbleiterlösungen bedienen zu können.“

Mit der Investition will Infineon einen wesentlichen Beitrag zum von der Europäischen Kommission gesetzten Ziel leisten, in der EU bis 2030 einen Anteil an der globalen Halbleiterproduktion von 20 Prozent zu erreichen.

Frank Bösenberg, Geschäftsführer Silicon Saxony e. V.
Zitat

„Jetzt steht es fest. Die Entscheidung ist gefallen und Dresden macht das Rennen. Es freut uns sehr, dass Infineon seine Produktionskapazitäten in Sachsen ausbaut. Damit wird Infineon Dresden zu einem der größten Produktionsstandorte für modernste Halbleiterprodukte in Europa.“

Frank Bösenberg, Geschäftsführer Silicon Saxony e. V., kommentiert die Verkündung der Infineon Technologies AG zum Standortausbau in Dresden
(Bild: Silicon Saxony)

Stand vom 15.11.2022 zum neuen Halbleiterwerk von Infineon in Dresden

Im Rahmen seines Geschäftsberichts hat Infineon ein neues Werk in Dresden angekündigt. Der Aufsichtsrat stimmte der weiteren Planung für den Neubau eines Werks für Analog-/Mixed-Signal und Leistungshalbleiter auf 300-Millimeter für etwa 5 Milliarden Euro zu. Entsprechende Berichte hatte es bereits 2021 gegeben. „Unsere Kapazitäten sind jetzt schon zu fast 100 Prozent ausgelastet“, erklärte Thomas Morgenstern, damaliger Geschäftsführer bei Infineon Dresden, damals mit Bezug auf das bestehende Werk in Dresden. Einen großen Haken hat die Sache jedoch aktuell: der Bau sei bisher “vorbehaltlich angemessener öffentlicher Förderung“. In welchem Rahmen sich dieses “angemessen“ bewegt, wird nicht definiert. Bei einer geplanten Investitionssumme von 5 Milliarden Euro, ist jedoch von eine beträchtlichen Summe auszugehen.

Teile der Gelder für das Werk könnten aus dem EU Chips Act stammen, der Anfang 2022 von der Europäische Kommission angekündigt wurden. Er soll ein "Ökosystem" der Chipherstellung für Europa etablieren. Dafür sollen gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und internationalen Partnern mehr als 43 Mrd. Euro an öffentlichen und privaten Investitionen für die Halbleiterindustrie mobilisiert werden. Ziel ist es, den derzeitigen Marktanteil der EU bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Die Gelder aus dem Projekt – und das damit verbundene Engagement Europas – hatte auch Intel CEO Pat Gelsinger bei der Entscheidung für zwei neue Halbleiterwerke in Magdeburg angeführt.

Erst 2021 hatte Infineon eine High-Tech-Chipfabrik für Leistungselektronik auf 300-Millimeter-Dünnwafern am Standort Villach, Österreich, eröffnet. Auch Bosch eröffnete 2021 eine 300-mm-Fab – ebenfalls in Dresden. Hintergrund ist, dass Dresden über eine gute Infrastruktur mit kurzen Wegen und guten Anbindungen verfügt. Das umfasst Unternehmen der Zulieferer-, Dienstleister- und Anwenderindustrie sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit entsprechender technologischer Expertise. Das „Silicon Saxony“ ist Europas größter Mikroelektronik-Standort.

Die Kernzahlen aus dem Infineon-Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2022

  • Umsatz 14,218 Milliarden Euro, plus 29 % gegenüber Vorjahr
  • Segmentergebnis 3,378 Milliarden Euro, plus 63 % gegenüber Vorjahr
  • Segmentergebnis-Marge 23,8 % (Vorjahr 18,7 Prozent)
  • Free-Cash-Flow 1,648 Milliarden Euro (Vorjahr 1,574 Milliarden Euro)

Warum Infineon ein neues Werk in Dresden baut

Die Begründung für den Neubau ist ebenfalls im Geschäftsbericht enthalten: „Hauptfaktoren für die Ergebnissteigerung werden ein steigender Anteil von Systemlösungen, ein höherwertiger kosteneffizienten 300-Millimeter Fertigung sowie ein unterproportionaler Anstieg “der Funktionskosten aus Digitalisierungs- und Skalierungseffekten sein“, heißt es dort. Infineon sieht in seinen Zielmärkten bei Automobil-, Industrie- und IoT-Anwendungen und erneuerbaren Energien eine zunehmende Dynamik unddauerhaft starke Wachstumsfaktoren. Deshalb richtet die Gesellschaft ihr Zielgeschäftsmodell, das Finanzziele über den Zyklus vorgibt, neu aus. So gibt Infineon künftig ausgehend von einem Wechselkurs des US-Dollar zum Euro von 1,00 im Mittel von einem Umsatzwachstum von mehr als 10 % anstelle von bislang 9 % + ausgegangen. Insbesondere Elektromobilität, autonomes Fahren, erneuerbare Energien, Rechenzentren und das IoT werden zum Wachstum beitragen, mit dem auch eine deutliche Verbesserung der Profitabilität einhergehen
wird: für die Segmentergebnis-Marge wird zukünftig ein durchschnittliches Niveau von 25 Prozent nach bislang 19 Prozent erwartet.

Das sagt Silicon Saxony zum Standortausbau der Infineon Technologies AG in Dresden

„Für den Technologiestandort Deutschland und Europa ist das eine großartige Nachricht und ein guter Tag. Gleichzeitig bedeutet dies einen Erfolg für das ganze Ökosystem im Silicon Saxony. Die Entscheidung von Infineon für Dresden bzw. das Silicon Saxony zeigt, dass Deutschland und Europa international wettbewerbsfähig sind und bleiben“, sagt Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Branchenverbands. Zudem ist die Erweiterung von Infineon für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Hochtechnologiestandorts Europa, Deutschland und Silicon Saxony ein zentraler Baustein. Mit dem Ausbau in Dresden entsteht bei Infineon in Dresden eine der größten Chipfabriken Europas. Damit ist Sachsens Landeshauptstadt das Zuhause von schon zwei zentralen Fabs für die europäische Chip-Produktion.

„Jetzt ist entscheidend, dass die Umsetzung des European Chips Act schnellstmöglich Realität wird. Alle Beteiligten in Brüssel und Berlin müssen ihren Worten Taten folgen lassen, die Rahmenbedingungen finalisieren und die Förderprogramme starten. Wir als Hightech-Branchenverband unterstützen die Industrie in ihren Forderungen nach der Realisierung des europäischen Chip-Gesetzes“, erklärt Frank Bösenberg weiter.

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