Es gibt viele Gründe Elektrotechnik zu studieren. Der wichtigste: Elektrotechniker haben Spaß an ihrer Arbeit.

Es gibt viele Gründe Elektrotechnik zu studieren. Der wichtigste: Elektrotechniker haben Spaß an ihrer Arbeit. (Bild: Fabio - stock.adobe.com)

Die Elektronik-Branche leidet aktuelle unter dem Fachkräftemangel. Dabei fehlt es an erfahrenen Mitarbeitern aber vor allem auch an Nachwuchs. Und dieses Problem wird sich weiter verschärfen, denn immer weniger junge Menschen wollen einen Beruf in dieser Branche ergreifen. Laut VDE reichen die Studienabsolventen schon jetzt bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Dabei gibt es viele gute Gründe für junge Menschen, Elektro- und Informationstechnik zu studieren. Wir haben 10 für Sie gesammelt.

Grund 1: Studienabsolventen haben kein Problem, eine Stelle zu finden

Ein Grund hat indirekt mit dem Fachkräftemangel zu tun: gerade, weil die Unternehmen in der Elektronik-Branche so dringend neue Mitarbeiter suchen, haben auf der anderen Seite Absolventen in diesem Fach keine Probleme nach dem Studium eine Stelle zu finden, und das nicht nur mit einem sehr guten Abschluss. Das bestätigt auch Ralf Brederlow, Professor für Schaltungsentwurf an der technischen Universität München: seine Studenten finden sehr leicht gute Jobs und haben häufig viele attraktive Jobangebote. Also ist Elektrotechnik auch wegen des Fachkräftemangels ein interessantes Studium.

Grund 2: Elektrotechniker werden auch langfristig einen Job haben

Und auch wenn sich der Arbeitsmarkt ändert und wenige bis zur Rente am selben Unternehmen bleiben werden, müssen sich Elektrotechniker wenig Sorgen darum machen, langfristig arbeitslos zu werden. Denn die wichtigsten Themen, an denen die Elektronik-Branche aktuell arbeitet, wie die Energie-Wende, die Elektromobilität oder Industrie 4.0 werden in 20 Jahren noch mindestens genauso relevant sein wie heute. Deshalb werden Unternehmen auch in Zukunft gut ausgebildete Elektro-Ingenieure brauchen, die die entsprechende Hardware entwickeln und umsetzten, vermutlich sogar noch mehr als heute, denn die Herausforderungen nehmen zu und die Branche wächst stetig.

Grund 3: Elektrotechnik-Ingenieure werden gut bezahlt

Elektroingenieure haben es aktuell nicht nur leicht, eine Stelle zu finden, sie können in der Regel auch gut davon leben. Das Einstiegs-Gehalt mit einem Bachelor-Abschluss beträgt in Deutschland durchschnittlich 44.700 Euro brutto mit einem Master-Abschluss sind es 49.600 Euro. Promovierte Elektroingenieure verdienen durchschnittlich 60.500 Euro pro Jahr. Nach zehn Jahren Berufserfahrung lässt sich das Gehalt auf bis zu 70.600 Euro bis 92.000 brutto jährlich steigern. Zum Vergleich: mit einem Master-Abschluss in BWL können Absolventen am Anfang aktuell ca. 42.500 Euro brutto verdienen.

Grund 4: Jungen Menschen, die sich für einen Arbeit in der Elektronik-Branche entscheiden stehen viele Möglichkeiten offen – auch international

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mich nach dem Abitur für ein Studien-Fach entschieden habe: neben großer Aufregung und Freude darüber, endlich selbst entscheiden zu können, was ich tun will, hatte ich auch Angst. Denn mir schien es damals so, dass ich mit dem Studienfach auch meine komplette berufliche Zukunft festlege. Eine Angst, die nach Manfred Schussmann, Ausbildungsleiter bei Kuka aktuell viel junge Menschen haben. Deshalb wollen sie sich oft nicht früh auf einen Weg festlegen, sondern viele Möglichkeiten und Freiheiten haben. Der Zwang, den ein Elektrotechnik-Studium bedeutet, kann da abschreckend sein. Ich habe mich damals für ein Physik-Studium entschieden, da ich mir möglichst viele Wege offenhalten wollte.

Allerdings wusste ich damals nicht, welche Möglichkeiten ein Elektrotechnikstudium bietet. Denn auch wenn man mit diesem Studium später vermutlich in der Elektronik-Branche arbeitet: die Branche ist wesentlich vielseitiger als die meisten Schüler denken. Für den kreativen Kopf, der seine eigenen Ideen verwirklichen will, und den strategischen Planer, der gerne organisiert oder ein Team leitet gibt es hier genauso Stellen, wie für den Computer-Freak.  Und für den Technik-Begeisterten Bastler, dem ein Studium vielleicht zu schwer oder zu theoretisch ist, gibt es die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Außerdem ist Elektrotechnik ein global gefragtes Fachgebiet. Deshalb haben Absolventen, die nicht in Deutschland bleiben wollen, die Möglichkeit, in vielen Ländern und internationalen Unternehmen zu arbeiten. Dort haben sie mit einem deutschen Abschluss in der Regel keine Probleme eine Stelle zu finden.

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Frau sitzt vor einem Monitor und schaut ein Leiterplatten-Layout. Ein Mann schaut mit ihr zusammen auf den Bildschirm

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Auch jemand, der erst nach dem Studium feststellt, dass er nicht in der Elektronik-Branche arbeiten will, hat noch einige Möglichkeiten mit dem Abschluss eine Stelle zu finden, die zu ihm passt. Denn auch Arbeitgeber in anderen Bereichen wissen einen Abschluss in einem MINT-Fach zu schätzen, da ihnen klar ist, welche Leistungen und Fähigkeiten dazugehören. So wird aus einer Physikerin auch mal eine Redakteurin für Elektronik-Medien.

Grund 5: Die Unternehmen in der Elektronik-Branche wissen ihre Mitarbeiter zu schätzen

Gerade ein Elektronik-Entwickler, der selbst ein Studium oder eine Ausbildung hinter sich hat, weiß, was ein Abschluss in diesem Bereich wert ist. Deshalb ist die Wertschätzung in den Unternehmen für ihre Mitarbeiter sehr groß. Außerdem haben Absolventen aktuell eine große Auswahl an Stellen. Deshalb bieten Unternehmen oft einiges, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten, gerade was Work-Life-Balance oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht.

Grund 6: Elektrotechniker arbeiten an einigen der wichtigsten aktuellen Trends mit

Ein wichtiger Grund, warum sich so wenig junge Menschen für ein Elektrotechnik-Studium entscheiden, ist, dass sie keine Vorstellung davon haben, was ein Elektrotechnik-Ingenieur eigentlich macht und wofür man ihn braucht. Das ist vor allem deshalb schade, weil sie die Trends und Entwicklungen, an denen Elektrotechniker arbeiten, sehr wohl kennen und sich von ihnen angesprochen fühlen. Zum Beispiel entwickeln Elektrotechnik-Ingenieure die Elektronik, die gerade bei jungen Menschen sehr beliebt ist, wie Smartphone und Tablet.

Doch die aktuelle Elektronik-Entwicklung hat noch viel mehr zu bieten. In der Robotik arbeiten Elektronik-Entwickler mittlerweile an Robotern, die mitdenken können oder mit Menschen interagieren. In der Automobilbranche entwickeln sie selbstfahrende Autos und alternative Antriebskonzepte, wie Elektro-Mobilität. Auch bei der Energie-Wende spielt Elektrotechnik eine entscheidende Rolle.

Und das sind nur einige Beispiele für die aktuellen Entwicklungen, an denen die Elektronik-Branche arbeitet. Dass sich junge Leute von diesen Trends angesprochen fühlen und hier auch mitarbeiten wollen, zeigt eine Studie des VDE. Allerdings bringen sie Elektrotechnik meist nicht mit diesen Entwicklungen in Verbindung. Deshalb ist es wichtig, jungen Leuten vor Augen zu führen, welche zentrale Rolle Elektrotechnik hier spielt.

Grund 7: Elektrotechniker können aktiv an einer besseren Zukunft mitarbeiten

Elektrotechnik ist nicht nur ein spannendes, zukunftsträchtiges Arbeitsfeld, sie ist auch enorm wichtig für die Gesellschaft und ihren Wandel, denn aktuell ist die primäre Energiequelle für die meisten Dinge des täglichen Lebens elektrisch. Deshalb kann Elektronik auch in Sachen Klimaneutralität sehr viel bewegen. Für dem Übergang zu E-Mobilität und zu alternativen Energiequellen brauchen wir Elektrotechniker, die die nötige Elektronik entwickeln und umsetzen. Auch in der Medizin oder in der Sicherheit können bessere Geräte helfen, Leben zu retten, zu verlängern und komfortabler zu machen. Also lohnt sich ein Elektrotechnik-Studium auch für jemand, der einen Job sucht, der nicht nur gut bezahlt ist und Spaß macht, sondern auch sinnvoll und wichtig für die Gesellschaft und deren Zukunft ist.

Grund 8: Das Elektrotechnik-Studium ist machbar

Neben der Tatsache, dass viele Jugendliche keine klare Vorstellung von Elektrotechnik haben, ist ein Grund dafür, dass wenige dieses Fach studieren, dass viele Angst haben, es sei zu schwer. Tatsächlich ist das Fach anspruchsvoll und empfiehlt sich nur für Leute mit echtem Interesse. Sehr viele Studenten brechen das Studium auch in den ersten zwei Semestern ab.

Wer allerdings ein gutes technisches Verständnis mitbringt und die ersten zwei Semester durchhält, schafft in der Regel auch den Rest des Studiums, denn nachdem man die nötigen Grundlagen hat, wird es leichter.

Und in den ersten zwei Semestern reicht es in der Regel, die Prüfungen zu bestehen, man braucht keine besonders guten Noten. Es gibt außerdem viele Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen, eventuell Nachhilfe oder mit anderen Studenten zusammen lernen – so schafft man nicht nur das Studium, sondern findet auch gleich Freunde fürs Leben.

Für diejenigen, die sich für das Fach interessieren, denen das Studium aber zu anspruchsvoll oder einfach zu theoretisch ist, gibt es die Möglichkeit, erst eine Ausbildung zu machen. So verdient man gleich Geld, hat schon mal einen Abschluss und später kann man immer noch ein Studium dranhängen.

Grund 9: Das Elektrotechnik-Studium ist interessant

Hat man es durch die ersten Semester geschafft und sich die nötigen Grundlagen angeeignet, wird es in der Regel einfacher und auch interessanter, denn jetzt können die Studenten oft Fächer nach ihren Interessen wählen. Spätestens im Masterstudium geht die Spezialisierungsphase los, bei der sich jeder auf den Bereich konzentrieren können, der ihn am meisten Spaß macht. Hier hat jede Hochschule ein eigenes Angebot. Die TUM bietet zum Beispiel neben Elektro- und Informationstechnik Masterstudiengänge in Communications and Electronics Engineering und Neuroengineering an. Hat die eigene Hochschule keinen passenden Masterstudiengang im Angebot, können Studenten mit einem Bachelorabschluss auch zu einer anderen Hochschule wechseln.

Grund 10: Es macht Spaß, in der Elektronik-Branche zu arbeiten

Aber viel wichtiger als das Studium ist, ob am Ende die Arbeit Spaß macht, denn mit ihr verbringt man die meiste Zeit im Leben. Als Redakteurin lerne ich viele unterschiedliche Menschen aus der Elektronik-Branche kennen und am Ende eines Gesprächs stelle ich ihnen immer meine Lieblings-Frage: „Was mögen Sie an Ihrer Arbeit in der Elektronik-Branche?“. Jedes Mal fangen dann die Augen meines Interview-Partners an zu leuchten. Ich bekomme auf diese Frage immer sehr verschiedene Antworten, aber eines ist gleich: jeder mag seine Arbeit, weil sie wichtig ist, weil sie interessant ist und weil es deshalb einfach Spaß macht, in der Elektronik-Branche zu arbeiten!   

Wir müssen jungen Menschen, die Gründe für ein Elektrotechnik-Studium nahebringen

Gute Gründe, Elektrotechnik zu studieren, gibt es also viele. Der wichtigste Schritt ist jetzt, diese Gründe denen nahezubringe, auf die es ankommt: den jungen Menschen, die gerade vor der Wahl stehen, was sie in ihrer Zukunft machen wollen. Viele von ihnen haben allgemein noch keine Vorstellung davon, was sie in Studium und Beruf erwartet. Wir, die wir selbst in der Branche arbeiten und unseren Abschluss geschafft haben, können ihnen hier eine Perspektive geben.

Und für alle jungen Menschen, die sich für ein Studium in diesem Bereich interessieren, haben wir viele hilfreiche Informationen über Studium und Beruf gesammelt.

Die Autorin: Sabine Synkule

Sabine Synkule
(Bild: Sabine Synkule)

Durch ihr Elternhaus schon von Kindesbeinen an naturwissenschaftlich geprägt, war früh klar, dass Sabine Synkule auch beruflich einmal diese Richtung einschlagen würde. Nach einem Physikstudium und einer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin entschied sie sich schließlich dafür, nicht mehr selbst zu forschen, sondern über die Ergebnisse der Forschung anderer zu berichten. So ist sie schließlich im Fachjournalismus gelandet und dort für die Bereich Messtechnik, Sensoren und Stromversorgung zuständig. Deshalb – und weil sowieso niemand ihren Nachnamen richtig ausspricht – wird sie auch gerne als die Power-Frau von Hüthig vorgestellt. Privat würde niemand auf die Idee kommen, dass ihr Beruf etwas mit Technik zu tun hat. So fragt sie keiner ihrer Bekannten jemals um Rat, wenn einmal ein Fernseher oder Computer kaputt ist. Ihre Expertise wird nur bei der Umsetzung aufwändiger Kochrezepte oder dem Erstellen neuer Strick- und Stickmuster eingeholt.

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