
Über 511.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie demonstrieren in ganz Deutschland gegen stagnierende Löhne und fordern spürbare Erhöhungen. (Bild: IG Metall)
Update vom 12.11.2024: Gewerkschaft und Arbeitgeber einigen sich auf Tarif für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie
Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie – die IG Metall-Bezirke Küste und Bayern sowie die Arbeitgeberverbände Nordmetall und der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) – auf einen neuen Flächentarifvertrag, der bis zum 31. Oktober 2026 gültig sein wird. Erstmals agierten zwei IG Metall-Bezirke als Tarif-Tandem und erzielten ein Pilotergebnis, das für rund 3,9 Millionen Beschäftigte der Branche gilt und positive Auswirkungen verspricht.
Höhere Entgelte und mehr Kaufkraft für Beschäftigte
Das Tarifergebnis sieht eine Kombination aus Einmalzahlungen und dauerhaften Entgeltsteigerungen vor: Zum 1. Februar 2025 erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung von 600 Euro, die alternativ bereits im Dezember 2024 ausgezahlt werden kann. Ab dem 1. April 2025 steigen die Entgelte um 2 %, gefolgt von einer weiteren Erhöhung um 3,1 % ab April 2026. „Damit schaffen wir Sicherheit für die Beschäftigten“, so Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall. Diese gestaffelten Anpassungen sollen die Kaufkraft stärken und den Beschäftigten mehr finanzielle Sicherheit bieten.
Zusätzlich wird das tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG B) von derzeit 630 Euro auf 900 Euro erhöht. Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall, erläutert: „Das Tarifergebnis sichert die Löhne, hilft der Binnenkonjunktur und hält die Branche für heutige und künftige Fachkräfte attraktiv.“
Zusammenfassung der Eckpunkte des Tarifabschlusses in der Metall- und Elektroindustrie 2024:
- Laufzeit: Bis zum 31. Oktober 2026, für langfristige Planungssicherheit
- Entgeltsteigerungen:
- Einmalzahlung von 600 Euro im Februar 2025 (vorziehbar auf Dezember 2024)
- Erhöhung um 2 % ab 1. April 2025
- Erhöhung um 3,1 % ab 1. April 2026
- Ausbildungsvergütungen: Erhöhung um 140 Euro pro Monat ab 1. Januar 2025
- Tarifliches Zusatzgeld (T-ZUG B): Erhöhung von 630 auf 900 Euro ab Februar 2026
- Freistellungsoptionen: Erweiterte Möglichkeiten für Schichtarbeitende, Eltern und Pflegende in Teilzeit, bis zu fünfmal jährlich nutzbar
- Automatische Differenzierung: Anpassungsmöglichkeiten für Betriebe mit Nettoumsatzrendite unter 2,3 % ab 2025
- Gemeinsame Erklärungen: Forderungen an die Politik zur Stärkung des Industriestandorts und Förderung der Demokratiebildung für Auszubildende
Bessere Freistellungsoptionen für belastete Beschäftigte
Ein zentraler Aspekt der Einigung ist die erweiterte tarifliche Freistellungszeit. Beschäftigte erhalten nun die Möglichkeit, zwischen zusätzlichem Einkommen und mehr Freizeit zu wählen. Insbesondere für Teilzeitbeschäftigte, die durch Schichtarbeit, Kindererziehung oder Pflege belastet sind, ergeben sich neue Freistellungsoptionen. Künftig können Eltern und Pflegende die Freistellung bis zu fünfmal pro Jahr in Anspruch nehmen. Boguslawski betonte: „Mehr und bessere Freistellung bedeutet mehr Gleichstellung, bessere Vereinbarkeit und gesündere Industriearbeit.“
Automatische Differenzierung bei wirtschaftlichen Engpässen
Die Regelung zur automatischen Differenzierung bleibt bestehen: Unternehmen mit einer Nettoumsatzrendite unter 2,3 % können bestimmte tarifliche Leistungen anpassen oder aussetzen. Damit sollen Arbeitgeber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entlastet werden, ohne die Grundstruktur des Tarifvertrags zu gefährden. Gleichzeitig wird das Transformations-Geld (T-Geld) künftig im Juli ausgezahlt, während das tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG B) auf den Monat Februar vorgezogen wird, wodurch eine flexiblere Handhabung der tariflichen Zusatzleistungen ermöglicht wird.
Lena Ströbele, Verhandlungsführerin von Nordmetall, würdigte den Tarifabschluss als „ein gerade noch verantwortbarer Abschluss in schwieriger Zeit“ und lobte die Kompromissfähigkeit der Verhandlungspartner: „Es war ein zähes Ringen bis zuletzt und ein wirklicher Kraftakt. Doch mit dem Willen zur Einigung und der Fähigkeit zum Kompromiss ist uns in schwieriger Zeit ein verantwortlicher Abschluss gelungen.“
Gemeinsame Erklärungen und Appell an die Politik
Neben den Entgelterhöhungen und sozialen Komponenten unterzeichneten die Tarifparteien zwei gemeinsame Erklärungen: Eine richtet sich an die Bundesregierung und fordert Maßnahmen zur Stärkung des Industriestandorts, die andere widmet sich der Förderung der Demokratiebildung von Auszubildenden.
Die gemeinsamen Erklärungen der Sozialpartner finden Sie hier zum Download:
Gemeinsame Erklärung Industriepolitik
Gemeinsame Erklärung Demokratie
Die IG Metall und die Arbeitgeberverbände appellieren an die Politik, die Energiekosten zu senken und in die Infrastruktur für Elektromobilität zu investieren. „Wir brauchen jetzt niedrigere Energiepreise, besonders für energieintensive Unternehmen. Wir brauchen jetzt Maßnahmen zum Hochlauf der Elektromobilität, Investitionen in die Infrastruktur und damit in unsere Zukunft“, erklärte Benner.
Auch die Arbeitgeberseite hofft auf ein Signal an die Politik. Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin des vbm, erklärte: „Das Verhandlungsergebnis geht an die Grenze des Möglichen. Trotz weit auseinander liegender Vorstellungen ist ein Abschluss gelungen, der gemessen an der wirtschaftlichen Lage zwar eine hohe Entgelterhöhung vorsieht, den Unternehmen aber mit der langen Laufzeit von 25 Monaten Planungssicherheit bietet.“
Stabilität durch Sozialpartnerschaft und politische Verantwortung
Die Einigung unterstreicht die Leistungsfähigkeit der Tarifpartnerschaft als Stabilitätsfaktor in Krisenzeiten. „Die Sozialpartnerschaft ist der wichtigste Stabilitätsfaktor für Betriebe und Beschäftigte in unsicheren Zeiten. Wir finden gemeinsame Lösungen“, betonte Benner und forderte die Politik auf, „Handlungsfähigkeit zu beweisen und keine Zeit zu verlieren“.
Update vom 11.11.2024: IG Metall – über 500.000 Beschäftigte streiken
In der zweiten Warnstreikwoche haben bundesweit über 511.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie ihren Unmut über das derzeitige Angebot der Arbeitgeberseite zum Ausdruck gebracht. Die Warnstreiks, organisiert von der IG Metall, zielen auf eine Erhöhung der Kaufkraft und eine konjunkturelle Stabilisierung ab. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Entgelte um 7 Prozent innerhalb von 12 Monaten, während das bisherige Arbeitgeberangebot lediglich eine Anpassung ab Juli 2025 und eine Laufzeit von 27 Monaten vorsieht.
Christiane Benner, die Erste Vorsitzende der IG Metall, bekräftigte die Entschlossenheit der Arbeitnehmer: „Dieser Bewegung vor den Werkstoren muss endlich auch Bewegung am Verhandlungstisch folgen.“ Neben den regulären Beschäftigten fordert die IG Metall auch höhere Ausbildungsvergütungen, um die Attraktivität für Fachkräftenachwuchs zu steigern. Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall, unterstreicht die Notwendigkeit eines „Attraktivitäts-Turbos“ von 170 Euro für Auszubildende.
Die aktuellen Aktionen fanden in mehreren Bundesländern statt: In Sindelfingen legten 12.000 Mercedes-Benz-Beschäftigte die Arbeit nieder, in Leipzig zogen 1.500 BMW-Beschäftigte vor die Tore, und in der Osnabrücker Innenstadt beteiligten sich über 2.500 Beschäftigte von VW, KME und anderen Unternehmen an Protesten. Insgesamt beteiligten sich auch Tausende von Beschäftigten in Bremen, München und Freisen an den Warnstreiks. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 11. November in Hamburg statt, wo mögliche Lösungen diskutiert werden sollen.
M+E-Industrie in der Krise: Produktion, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze unter Druck
Auf der Gegenseite stellte "Gesamtmetall", Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e.V., den aktuelle M+E-Konjunkturbericht vor. Laut diesem steckt die Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) weiterhin in einer tiefen Rezession. Laut Statistischem Bundesamt sank die Produktion der Branche im dritten Quartal 2024 um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Seit Jahresbeginn liegt das Produktionsvolumen insgesamt um 7,1 Prozent unter dem Vorjahr und ganze 17 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2018.
Kritik an politischen Rahmenbedingungen und Strukturkrise
Gesamtmetall-Chefvolkswirt Lars Kroemer sieht die Gründe für die anhaltende Krise auch in den schwierigen Standortbedingungen in Deutschland und einer fehlenden politischen Reaktion: „Mit Ausnahme der Corona-Krise 2020 gab es einen derart langen Rückgang in der Produktion nur Anfang der 1990er-Jahre.“ Kroemer warnt, dass die Unternehmen im vierten Quartal noch düstere Erwartungen haben und ihre Export- und Produktionspläne weiter nach unten korrigieren.
Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsschwäche
Ein ifo-Konjunkturtest im Oktober zeigte, dass die Wettbewerbsfähigkeit der M+E-Betriebe im internationalen Vergleich so schlecht wie nie zuvor eingeschätzt wird. Die Branche ist vom globalen Wachstum abgekoppelt, was sich auch in den privaten Investitionen widerspiegelt: In der ersten Hälfte des Jahres 2024 lagen diese 20 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie.
Auftragsmangel und Arbeitsplatzabbau
Mehr als die Hälfte der Unternehmen leidet derzeit unter Auftragsmangel. Seit September 2023 sind rund 50.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, und im Oktober 2024 gaben 36 Prozent der Betriebe an, dass sie weitere Stellen abbauen müssen. Kroemer appelliert an die Politik, schnell zu handeln: „Jede weitere Verzögerung gefährdet Unternehmen und Arbeitsplätze.“
Update vom 4.11.2024
In der ersten Warnstreikwoche hat die IG Metall bundesweit mit einem massiven Aufgebot an Streikenden ihre Forderungen untermauert. Über vier Tage hinweg haben mehr als 216.000 Beschäftigte bei rund 1000 Aktionen teilgenommen. Trotz der regionalen Feiertage in einigen Gebieten war die Beteiligung laut Gewerkschaft höher als in der Vergleichswoche der Tarifbewegung 2022. Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall, hat die Streiks als „kraftvolles Engagement“ bezeichnet, das erste Bewegung in die Gespräche gebracht habe. Doch in Kernfragen wie den geforderten 7 Prozent mehr Lohn und 170 Euro zusätzlich für Auszubildende blieben die Arbeitgeber noch unbeweglich.
Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander bei der dpa zu den angekündigten Warnstreiks der IG Metall in der Tarifrunde der Metall- und Elektro-Industrie: „Die Metall- und Elektro-Industrie befindet sich im freien Fall und weder in diesem noch im nächsten Jahr ist eine Trendwende abzusehen. Daran ändern auch Warnstreiks nicht. Bei den Verhandlungen ist nun die IG Metall am Zug. Nur so bestehen schnelle Einigungschancen, denn der Kompromiss ist das Prinzip. Außerdem machen Warnstreiks eine Einigung schwieriger: Die IG Metall schürt unrealistische Erwartungshaltungen, statt ihren Mitgliedern die schlechte Lage zu vermitteln.“
Warum ist die Verhandlungszeit begrenzt?
Die Gewerkschaftsführung hat ebenfalls betont, dass die Verhandlungen zügig Ergebnisse liefern müssen, um Planungssicherheit für beide Seiten zu schaffen. Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, erklärte, dass sich bei der tariflichen Freistellungszeit Fortschritte abzeichnen, während beim Thema Geld weiterhin große Differenzen bestehen. Die Gewerkschaft plant, am 11. November in Hamburg einen weiteren Lösungsversuch zu unternehmen. Die ausstehenden regionalen Gespräche und die vierte Verhandlungsrunde sollen dabei helfen, die noch bestehenden Streitpunkte zu klären.
Die Warnstreiks waren in den einzelnen Regionen unterschiedlich intensiv. In Niedersachsen/Sachsen-Anhalt starteten 1.500 Beschäftigte von MAN Truck & Bus bereits in der Nacht auf Dienstag die Streikwoche. In Bayern zogen 5.000 Auszubildende vor das Audi-Werk in Ingolstadt. Auch in Berlin-Brandenburg-Sachsen, Küste, Nordrhein-Westfalen und im Bezirk Mitte kam es zu teils großen Arbeitsniederlegungen. Allein in Köln beteiligten sich 9.000 Beschäftigte bei Ford, während in Untertürkheim (Baden-Württemberg) ebenfalls 9.000 Beschäftigte ihre Arbeit vorzeitig niederlegten.
Die IG Metall kündigte an, die Warnstreiks in der kommenden Woche fortzusetzen, um weiter Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.
3. Tarifverhandlung Metall & Elektro
Update vom 28.10.2024
Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind ins Stocken geraten. Vor allem Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen stehen im Fokus der Forderungen der Gewerkschaften. Nach mehreren ergebnislosen Gesprächen haben die Arbeitnehmervertreter zum bundesweiten Streik aufgerufen, um Druck auf die Arbeitgeberverbände auszuüben. Dazu Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall: „Das magere Angebot der Arbeitgeber verkennt der Ernst der Lage. Unsere 3,9 Millionen Kolleginnen und Kollegen in der Branche brauchen mehr Geld. Mit der zusätzlichen Kaufkraft stärken wir auch die Konjunktur. Mit Warnstreiks machen wir deutlich, dass es jetzt Bewegung nach vorn braucht: auch für die jungen Menschen! Wir machen keinen Abschluss ohne besondere Berücksichtigung der Jugend. Wir wollen Zukunft statt Zurückhaltung.“
Wie reagiert die Arbeitgeberseite?
Die Arbeitgeberverbände haben sich bislang zurückhaltend gezeigt. Sie warnen (natürlich) vor den wirtschaftlichen Risiken signifikanter Lohnerhöhungen und verweisen auf die Herausforderungen, die insbesondere die aktuelle Konjunkturlage mit sich bringt. Die Arbeitgeberseite sieht eine Deckelung der Lohnerhöhung als notwendig, um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze langfristig zu sichern.
Übersicht der aktuellen Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie 2024
Aktuell laufen die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie 2024 in verschiedenen Bezirken:
Im Bezirk Baden-Württemberg findet die dritte Verhandlungsrunde am 31. Oktober in Böblingen statt. In Bayern wird bereits am 30. Oktober in München die dritte Runde verhandelt. Der Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen trifft sich am 5. November zur dritten Verhandlung für das Tarifgebiet Berlin-Brandenburg, während für Sachsen sowohl das Datum als auch der Ort noch folgen.
Der Bezirk Küste setzt seine Verhandlungen am 29. Oktober in Kiel fort. Im Bezirk Mitte finden am 31. Oktober die Verhandlungen für das Tarifgebiet Mittelgruppe in Mainz statt und am 5. November für Thüringen in Jena.
Im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wird am 29. Oktober in Hannover für Niedersachsen verhandelt, gefolgt von einer weiteren Verhandlung am 4. November in Osnabrück für das Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und am 5. November in Magdeburg für Sachsen-Anhalt.
Der Bezirk Nordrhein-Westfalen schließlich hat die dritte Verhandlung am 31. Oktober in Neuss angesetzt.
Welche Auswirkungen haben die Streiks auf die Industrie?
Die Streiks führen zu Produktionsausfällen und Verzögerungen in verschiedenen Sektoren der Metall- und Elektroindustrie. Besonders die ohnehin unter Druck stehenden Automobilhersteller und Maschinenbauunternehmen könnten von den Arbeitsniederlegungen betroffen sein, was auch die Lieferketten beeinträchtigen könnte. Experten sehen potenzielle Kostensteigerungen und Verzögerungen als mögliche Folgen der Arbeitsniederlegungen.
Wie geht es in den Verhandlungen weiter?
Obwohl die Verhandlungen vorerst unterbrochen sind, haben beide Seiten signalisiert, dass sie an einer Einigung interessiert sind. Die Fortsetzung der Tarifgespräche hängt jedoch von der Bereitschaft beider Seiten ab, Kompromisse einzugehen. Gewerkschaften und Arbeitgeber stehen nun vor der Herausforderung, den Konflikt rasch zu lösen, um negative Auswirkungen auf die Wirtschaft zu begrenzen. „Die Beschäftigten geben ihren dauerhaften Preisdruck an der Kasse über Warnstreiks jetzt an die Arbeitgeber zurück: für eine schleunige Lösung mit Substanz. Lohnzurückhaltung löst nichts, sondern verschärft nur die Probleme des Landes“, so IG Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski. Neben höheren Entgelten setzt sich die IG Metall bei den Verhandlungen auch für bessere Wahloptionen zwischen Zeit und Geld, eine soziale Komponente und eine „Demokratiezeit“ im Betrieb ein.
Update vom 16. Okt. 2024
Auch die zweite Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie blieb ergebnislos. Dabei kritisierte IG Metall das vorgelegte Angebot als unzureichend.
Warum blieb die zweite Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie ergebnislos?
Die Arbeitgeber der Metall- und Elektro-Industrie haben in der zweiten Verhandlungsrunde der Tarifrunde 2024 ein Angebot vorgelegt, um laut eigener Aussage „eine zügige Einigung zu erzielen“. Sie betonten die Notwendigkeit, gemeinsam mit der IG Metall die kritische Lage der Branche anzugehen, da viele Unternehmen aufgrund schwieriger Standortbedingungen unter Druck stehen und die Gefahr der Deindustrialisierung besteht.
Das Angebot umfasst eine Tariferhöhung von insgesamt 3,6 Prozent über 27 Monate, aufgeteilt in zwei Stufen: 1,7 Prozent ab Juli 2025 und 1,9 Prozent ab Juli 2026. Das Angebot reicht der IG Metall jedoch nicht aus. So äußerte sich Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, dass das Angebot nicht einmal die erwartete Inflation ausgleiche. „Die Laufzeit ist zu lang, die Erhöhung zu niedrig und zu spät. Das Angebot enttäuscht [...]“, so Friedrich. Er betonte zudem, dass sich trotz der Ankündigung eines zügigen Abschlusses die Hardliner unter den Arbeitgebern durchgesetzt hätten, was die Verhandlungen erschwere. Gesamtmetall-Präsident Dr. Stefan Wolf hob hervor, dass die Tarifparteien Lösungen bieten müssen, die sowohl Unternehmen Planungssicherheit als auch den Beschäftigten Wertschätzung vermitteln. Zudem sehen es die Arbeitgeber als gemeinsame Aufgabe der Tarifpartner an, den Standort zu stärken und einen Flächentarifvertrag zu sichern, ohne die Verhandlungen eskalieren zu lassen.
Welche Forderungen stellen die Arbeitgeber?
Während sie bei der Ausbildungsvergütung gesprächsbereit sind und über eine überproportionale Erhöhung nachdenken, bestehen die Arbeitgeber auf einer Differenzierung beim tariflichen Zusatzgeld (T-ZUG) B. Sie fordern, dass dieses bei geringen Unternehmensrenditen reduziert oder gestrichen wird. Konkrete Zahlen, wie sie die IG Metall beispielsweise mit einer Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro anstrebt, wurden nicht genannt. Dr. Wolf betonte die Notwendigkeit, die automatische Differenzierung beizubehalten, um Unternehmen nicht zu überlasten und gleichzeitig Planungssicherheit zu gewährleisten.
Wie sieht das Angebot für Auszubildende aus?
Die Arbeitgeber haben sich gesprächsbereit gezeigt, was eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen betrifft. Dies würde bedeuten, dass Azubis, die besonders unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten leiden, höhere Lohnsteigerungen erhalten als die übrigen Beschäftigten. Konkrete Zahlen wurden jedoch von der Arbeitgeberseite bislang nicht genannt, während die IG Metall eine Erhöhung um 170 Euro fordert.
Gleichzeitig bestehen die Arbeitgeber auf einer dauerhaften Differenzierung des tariflichen Zusatzgelds (T-ZUG) B, das derzeit jährlich rund 600 Euro beträgt. Sie fordern, dass dieses Zusatzgeld in wirtschaftlich schwächeren Zeiten automatisch gekürzt oder gestrichen werden kann. Aus Sicht der IG Metall reicht das bisherige Angebot jedoch nicht aus, um eine wirkliche Verbesserung für Auszubildende zu erzielen, da die vorgeschlagenen 1,7 Prozent für 2025 als zu gering bewertet werden.
Zudem haben IG Metall und Arbeitgeber vereinbart, über die Option zu sprechen, zwischen zusätzlichen Zahlungen und mehr Freizeit zu wählen. Diese Diskussionen sollen in einer Arbeitsgruppe weitergeführt werden, um eine Lösung zu finden, die beiden Seiten gerecht wird.
Diese Maßnahmen plant die IG Metall
Vor den Verhandlungen fanden bundesweit Demonstrationen statt. In Nürnberg, Bremen und Ludwigsburg gingen tausende Beschäftigte auf die Straße, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Barbara Resch, Verhandlungsführerin der IG Metall Baden-Württemberg, kündigte an, dass Warnstreiks vorbereitet würden. Sollte es bis zum 28. Oktober keinen Fortschritt geben, könnten diese bereits ab dem 29. Oktober beginnen.
Welche Rolle spielt die Politik bei den Tarifverhandlungen?
Neben der Tarifpolitik sieht die IG Metall auch die Politik in der Verantwortung. Um das Industrieland Deutschland zu sichern, fordert sie Investitionen in Innovationen, Infrastruktur und Energielösungen. In einem Elf-Punkte-Plan hebt die Gewerkschaft hervor, dass die Schuldenbremse gelockert werden sollte, um notwendige Investitionen nicht zu behindern. Auch die Arbeitgeber seien gefordert, sich klar zum Industriestandort Deutschland zu bekennen, anstatt Stellen abzubauen und Unsicherheit zu schaffen. Auch die Arbeitgeberfordern auch ein klares Signal an die Politik, ihre Verantwortung für den Wirtschaftsstandort wahrzunehmen.
Die nächsten Verhandlungstermine finden in den kommenden Tagen in Sachsen, Niedersachsen und weiteren Tarifgebieten statt. Das Ergebnis bleibt ungewiss, doch der Druck auf die Arbeitgeber wächst.
Stand vom 11. Okt. 2024: Tarifverhandlungen ohne Fortschritt
Welche nächsten Schritte plant die IG Metall nach dem Scheitern der ersten Verhandlungsrunde?
Nach dem Scheitern der ersten Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie plant die IG Metall eine Reihe von Maßnahmen, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Fortsetzung der Verhandlungen
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 21. Oktober angesetzt. Ziel der IG Metall ist es, ihre Forderungen von 7 % mehr Lohn für die rund 3,8 Millionen Beschäftigten sowie 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende durchzusetzen.
Vorbereitung von Arbeitskampfmaßnahmen
Sollten die Gespräche keine Fortschritte bringen, hat die IG Metall bereits Warnstreiks ab Ende Oktober in Aussicht gestellt. Mit dem Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober wären umfassendere Arbeitskampfmaßnahmen möglich, bis hin zu unbefristeten Streiks, falls die Forderungen nicht erreicht werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Mobilisierung
Die IG Metall wird ihre Mitglieder sowie die Öffentlichkeit weiter über ihre Positionen informieren. Kundgebungen und Demonstrationen – wie die bereits zu Beginn der Verhandlungen in München, an der 5.000 Metaller teilnahmen – sind auch in Zukunft zu erwarten, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.
Verhandlungsstrategie
Die Gewerkschaft wird weiterhin auf ihren Forderungen beharren und argumentiert, dass Lohnerhöhungen notwendig sind, um den privaten Konsum zu stärken und die schwache Konjunktur zu stützen. Zudem wird erwartet, dass die IG Metall weiterhin auf ein konkretes Angebot der Arbeitgeberseite drängt, da diese bisher kein eigenes Angebot vorgelegt haben.
Stand der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie vom 11.9.2024:
Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind gestartet, die erste Verhandlungsrunde am Mittwoch, 11.9.2024, in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen zwischen der IG Metall und den regionalen Arbeitgeberverbänden brachte noch keine Fortschritte. Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Entgelte um 7 %; Auszubildende sollen 170 Euro mehr im Monat erhalten. Dabei verweisen die Verhandlungskommissionen auf die trotz des Rückgangs der Inflation immer noch hohen Preise. Die Arbeitgeber lehnten die Forderungen ab, legten aber selbst keinerlei Angebot vor. In Baden-Württemberg hatten die Arbeitgeber im Vorfeld sogar eine Nullrunde gefordert, also gar keine Lohnerhöhung.
Die IG Metall räumt zwar die wirtschaftlich schwierige Lage ein. Doch dürfe jetzt nicht der in den letzten Jahren schwache private Konsum, die wesentliche Ursache der aktuellen Konjukturschwäche, weiter geschwächt werden. „Ja, wir befinden uns nicht in einer wirtschaftlichen Boomphase. Aber wir sind weit weg von der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten“, sagte der NRW-Verhandlungsführer Knut Giesler in Richtung der Arbeitgeber.
Diese argumentieren in der Tarifrunde 2024, dass die Metall- und Elektro-Industrie in einer Rezession steckt, mit einem Produktionsrückgang von 7 Prozent und steigenden Auftragsausfällen. Sie betonen, dass der Standort Deutschland durch hohe Bürokratie, Energiekosten und Fachkräftemangel an Attraktivität verliert, was zu vermehrten Auslandsinvestitionen führt. Daher fordern sie mit der Initiative beziehungsweise ihrem Motto zur Tarifrunde "Standort stärken" bessere politische Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Deutschlands langfristig zu sichern.
Tarifverhandlung Metall & Elektro mit "Pauken und Trompeten"
5000 Metallerinnen und Metaller aus Betrieben in ganz Bayern kamen nach München und zogen mit Trommeln durch die Stadt, um vor den Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) Druck für ihre Forderungen zu machen. Auch vor den Tarifverhandlungen im Gebiet Küste in Hamburg versammelten sich rund 1.300 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu einem bunten und lautstarken Demonstrationszug durch die Innenstadt. Auf dem Großneumarkt, nahe dem Verhandlungshotel, fand die abschließende Kundgebung statt.
Bei den Verhandlungen machte die IG Metall noch einmal deutlich, dass auch die Politik gefordert ist, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Nicht die Arbeitskosten seien für die Schwierigkeiten von Unternehmen verantwortlich. Vielmehr müsse Deutschland auf Entlastungen bei den Energiekosten und eine aktive Industriepolitik setzen.
5000 demonstrieren für mehr Kaufkraft: 1. Tarifverhandlung Metall & Elektro 2024 in München

Weitere regionale Verhandlungen
Die erste Runde der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie geht am Donnerstag, 12.9.2024, in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen weiter. Am Freitag starten dann die Verhandlungen in Berlin-Brandenburg, in der Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland), im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sowie in Sachsen-Anhalt. Am Montag, 16.9.2024, steigt dann auch das Tarifgebiet Küste (Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein sowie die Küstengebiete Niedersachsens) in die Verhandlungen ein.
Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober um 24 Uhr aus. Danach sind Warnstreiks möglich.
Lena Ströbele, Verhandlungsführerin von Nordmetall, zu den aktuellen Herausforderungen und zu der Lage, in der die Tarifrunde 2024 in der Metall- und Elektroindustrie stattfindet.
2022 hatte die IG Metall im Rahmen eines Tarifvertrags erreicht, dass die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie mit der Gehaltsabrechnung im Mai eine dauerhafte Lohnerhöhung von 3,3 Prozent erhielten. Bereits im Juni 2023 wurden die Löhne um 5,2 Prozent angehoben. Durch die Anpassungen der Monatslöhne und Ausbildungsvergütungen steigen auch die jährlichen Sonderzahlungen, wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld sowie das Tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG) und das T-Geld, da diese an das monatliche Gehalt gekoppelt sind.
Sonderzahlungen im Fokus
Das bedeutet: Die nächste Sonderzahlung, das Urlaubsgeld, das je nach Betrieb im Mai oder Juni ausgezahlt wurden, fielen bereits höher aus. Allerdings sind sie noch nicht um volle 3,3 Prozent gestiegen , da sie auf dem Durchschnittslohn der letzten drei Monate basiert. Die weiteren Sonderzahlungen im Jahr 2024, wie das T-ZUG im Juli und das Weihnachtsgeld, werden dann jedoch um 3,3 Prozent höher sein als im Vorjahr. Zusätzlich beginnen im September 2024 neue Tarifverhandlungen für weitere Lohnerhöhungen.
Mehr Geld im Jahr 2024 für Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie
Neben den prozentualen Lohnerhöhungen konnte die IG Metall in den Verhandlungen 2022 eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) von 3000 Euro netto vereinbaren. Diese wird in zwei Zahlungen – Anfang 2023 und Anfang 2024 – ausgezahlt. Teilzeitbeschäftigte erhalten den Betrag anteilig, abhängig von ihrer Arbeitszeit. Auszubildende und dual Studierende profitieren ebenfalls und erhielten beziehungsweise erhalten insgesamt 1100 Euro IAP.
Durch die Tarifabschlüsse und die Inflationsausgleichsprämie ergibt sich ein spürbares Plus für die Beschäftigten. Eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft mit einem Monatsbrutto von 3500 Euro (Steuerklasse I) hat im Zeitraum bis Ende September 2024 ein Netto-Plus von fast 7000 Euro. Bei Beschäftigten mit Familien fällt der Zugewinn noch höher aus.