Welche nächsten Schritte plant die IG Metall nach dem Scheitern der ersten Verhandlungsrunde?
Nach dem Scheitern der ersten Verhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie plant die IG Metall eine Reihe von Maßnahmen, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Fortsetzung der Verhandlungen
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 21. Oktober angesetzt. Ziel der IG Metall ist es, ihre Forderungen von 7 % mehr Lohn für die rund 3,8 Millionen Beschäftigten sowie 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende durchzusetzen.
Vorbereitung von Arbeitskampfmaßnahmen
Sollten die Gespräche keine Fortschritte bringen, hat die IG Metall bereits Warnstreiks ab Ende Oktober in Aussicht gestellt. Mit dem Ende der Friedenspflicht am 28. Oktober wären umfassendere Arbeitskampfmaßnahmen möglich, bis hin zu unbefristeten Streiks, falls die Forderungen nicht erreicht werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Mobilisierung
Die IG Metall wird ihre Mitglieder sowie die Öffentlichkeit weiter über ihre Positionen informieren. Kundgebungen und Demonstrationen – wie die bereits zu Beginn der Verhandlungen in München, an der 5.000 Metaller teilnahmen – sind auch in Zukunft zu erwarten, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen.
Verhandlungsstrategie
Die Gewerkschaft wird weiterhin auf ihren Forderungen beharren und argumentiert, dass Lohnerhöhungen notwendig sind, um den privaten Konsum zu stärken und die schwache Konjunktur zu stützen. Zudem wird erwartet, dass die IG Metall weiterhin auf ein konkretes Angebot der Arbeitgeberseite drängt, da diese bisher kein eigenes Angebot vorgelegt haben.
Stand der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie vom 11.9.2024:
Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind gestartet, die erste Verhandlungsrunde am Mittwoch, 11.9.2024, in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen zwischen der IG Metall und den regionalen Arbeitgeberverbänden brachte noch keine Fortschritte. Die IG Metall fordert eine Erhöhung der Entgelte um 7 %; Auszubildende sollen 170 Euro mehr im Monat erhalten. Dabei verweisen die Verhandlungskommissionen auf die trotz des Rückgangs der Inflation immer noch hohen Preise. Die Arbeitgeber lehnten die Forderungen ab, legten aber selbst keinerlei Angebot vor. In Baden-Württemberg hatten die Arbeitgeber im Vorfeld sogar eine Nullrunde gefordert, also gar keine Lohnerhöhung.
Die IG Metall räumt zwar die wirtschaftlich schwierige Lage ein. Doch dürfe jetzt nicht der in den letzten Jahren schwache private Konsum, die wesentliche Ursache der aktuellen Konjukturschwäche, weiter geschwächt werden. „Ja, wir befinden uns nicht in einer wirtschaftlichen Boomphase. Aber wir sind weit weg von der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten“, sagte der NRW-Verhandlungsführer Knut Giesler in Richtung der Arbeitgeber.
Diese argumentieren in der Tarifrunde 2024, dass die Metall- und Elektro-Industrie in einer Rezession steckt, mit einem Produktionsrückgang von 7 Prozent und steigenden Auftragsausfällen. Sie betonen, dass der Standort Deutschland durch hohe Bürokratie, Energiekosten und Fachkräftemangel an Attraktivität verliert, was zu vermehrten Auslandsinvestitionen führt. Daher fordern sie mit der Initiative beziehungsweise ihrem Motto zur Tarifrunde "Standort stärken" bessere politische Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Deutschlands langfristig zu sichern.
Tarifverhandlung Metall & Elektro mit "Pauken und Trompeten"
5000 Metallerinnen und Metaller aus Betrieben in ganz Bayern kamen nach München und zogen mit Trommeln durch die Stadt, um vor den Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) Druck für ihre Forderungen zu machen. Auch vor den Tarifverhandlungen im Gebiet Küste in Hamburg versammelten sich rund 1.300 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu einem bunten und lautstarken Demonstrationszug durch die Innenstadt. Auf dem Großneumarkt, nahe dem Verhandlungshotel, fand die abschließende Kundgebung statt.
Bei den Verhandlungen machte die IG Metall noch einmal deutlich, dass auch die Politik gefordert ist, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Nicht die Arbeitskosten seien für die Schwierigkeiten von Unternehmen verantwortlich. Vielmehr müsse Deutschland auf Entlastungen bei den Energiekosten und eine aktive Industriepolitik setzen.
5000 demonstrieren für mehr Kaufkraft: 1. Tarifverhandlung Metall & Elektro 2024 in München
Weitere regionale Verhandlungen
Die erste Runde der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie geht am Donnerstag, 12.9.2024, in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen weiter. Am Freitag starten dann die Verhandlungen in Berlin-Brandenburg, in der Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland), im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sowie in Sachsen-Anhalt. Am Montag, 16.9.2024, steigt dann auch das Tarifgebiet Küste (Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein sowie die Küstengebiete Niedersachsens) in die Verhandlungen ein.
Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober um 24 Uhr aus. Danach sind Warnstreiks möglich.
Lena Ströbele, Verhandlungsführerin von Nordmetall, zu den aktuellen Herausforderungen und zu der Lage, in der die Tarifrunde 2024 in der Metall- und Elektroindustrie stattfindet.
2022 hatte die IG Metall im Rahmen eines Tarifvertrags erreicht, dass die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie mit der Gehaltsabrechnung im Mai eine dauerhafte Lohnerhöhung von 3,3 Prozent erhielten. Bereits im Juni 2023 wurden die Löhne um 5,2 Prozent angehoben. Durch die Anpassungen der Monatslöhne und Ausbildungsvergütungen steigen auch die jährlichen Sonderzahlungen, wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld sowie das Tarifliche Zusatzgeld (T-ZUG) und das T-Geld, da diese an das monatliche Gehalt gekoppelt sind.
Sonderzahlungen im Fokus
Das bedeutet: Die nächste Sonderzahlung, das Urlaubsgeld, das je nach Betrieb im Mai oder Juni ausgezahlt wurden, fielen bereits höher aus. Allerdings sind sie noch nicht um volle 3,3 Prozent gestiegen , da sie auf dem Durchschnittslohn der letzten drei Monate basiert. Die weiteren Sonderzahlungen im Jahr 2024, wie das T-ZUG im Juli und das Weihnachtsgeld, werden dann jedoch um 3,3 Prozent höher sein als im Vorjahr. Zusätzlich beginnen im September 2024 neue Tarifverhandlungen für weitere Lohnerhöhungen.
Mehr Geld im Jahr 2024 für Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie
Neben den prozentualen Lohnerhöhungen konnte die IG Metall in den Verhandlungen 2022 eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) von 3000 Euro netto vereinbaren. Diese wird in zwei Zahlungen – Anfang 2023 und Anfang 2024 – ausgezahlt. Teilzeitbeschäftigte erhalten den Betrag anteilig, abhängig von ihrer Arbeitszeit. Auszubildende und dual Studierende profitieren ebenfalls und erhielten beziehungsweise erhalten insgesamt 1100 Euro IAP.
Durch die Tarifabschlüsse und die Inflationsausgleichsprämie ergibt sich ein spürbares Plus für die Beschäftigten. Eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft mit einem Monatsbrutto von 3500 Euro (Steuerklasse I) hat im Zeitraum bis Ende September 2024 ein Netto-Plus von fast 7000 Euro. Bei Beschäftigten mit Familien fällt der Zugewinn noch höher aus.