Technologischer Fortschritt und Energieverbrauch durch KI
Künstliche Intelligenz gilt als Motor des Fortschritts – aber auch als Stromfresser. Zwischen Rechenzentren und Edge-Anwendungen entscheidet der Wirkungsgrad der Technik über Zukunftsfähigkeit, Kosten und globale Nachhaltigkeitsziele.
Mark PatrickMarkPatrick
Wie beeinflusst KI den Energieverbrauch? Zwischen Effizienz, Hardware-Innovation und Nachhaltigkeit braucht es klare Strategien für beide Seiten.Yingyaipumi - stock.adobe.com
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Durch den Einsatz von KI kann eine einfache prozessgesteuerte elektronische Applikation in ein anspruchsvolleres System umgewandelt werden, das in der Lage ist, komplexe Funktionen wie Bilderkennung oder Entscheidungsfindung zu übernehmen. KI und maschinelles Lernen (ML) haben ohne Zweifel weitreichende Auswirkungen auf Edge- und zentralisierte elektronische Anwendungen, die in der Elektronikindustrie, im Gesundheitswesen, im Home-Bereich und auf vielen anderen Gebieten bereits heute zum Einsatz kommen. Diese Entwicklung wird sich noch verstärken.
Aber KI hat ihren Preis. Denn die KI hat zwar zur Verbesserung der Energieeffizienz beispielsweise bei Elektromotoren beigetragen, doch zahlreiche andere Applikationen erhöhen den Energieverbrauch und wirken sich negativ auf die globalen Nachhaltigkeitsziele aus.
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Was kann man also tun, um sicherzustellen, dass KI und ML in Edge-Anwendungen tatsächlich ihre Vorteile entfalten, ohne die globalen Nachhaltigkeitsziele zu beeinträchtigen?
Die doppelten Grenzen der KI beim Energieverbrauch
In bestimmten Bereichen wurden KI und ML für ihre Fähigkeit gelobt, Prozesse zu rationalisieren und Verschwendung zu reduzieren. So haben beispielsweise ML-Algorithmen, die in Edge-Anwendungen eingesetzt werden, dazu beigetragen, die Technologien für intelligente Gebäude zu verbessern und den Wirkungsgrad von Heizung, Beleuchtung und Klimaanlagen anhand von Echtzeit-Informationen über die Belegung dynamisch zu regulieren.
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Auch in autonomen Fahrzeugen ist die Integration von KI- und ML-Modellen unerlässlich, um stark befahrene Straßen zu verstehen und auf ihnen zu navigieren, wobei die Analyse von Daten aus unterschiedlichen Quellen wie z. B. Bildsensoren in Echtzeit einbezogen wird (Bild 1). KI- und ML-Modelle verbrauchen jedoch Energie. Automotive-Experten gehen davon aus, dass bei automatisierten, autonomen Elektrofahrzeugen der Stufe 4 rund 46 Prozent der Energie für die Steuerung der Elektronik und KI-Modelle verwendet wird.
Bild 1: Autonome Fahrzeuge müssen zahlreiche Variablen bewerten, um sicher zu funktionieren.scharfsinn86 - stock.adobe.com
Während Edge-KI sich
positiv auf den Energieverbrauch auswirken kann, sind die Auswirkungen von
zentralisierter KI fast immer nachteilig. Die großen Rechenzentren, in denen
generative KI betrieben und Edge-KI-Modelle trainiert werden, mögen zwar den
Wirkungsgrad in der realen Welt erhöhen, doch ihr Energieverbrauch ist
beträchtlich: Allein für das Training von Chat GPT-3 wurden schätzungsweise
1287 MWh Energie verbraucht.
Die Herausforderung liegt
auf der Hand: Mit Hilfe von KI kann zwar ein intelligenteres Energie- und
Ressourcenmanagement erreicht werden, aber KI-Algorithmen verbrauchen auch
Energie, und je anspruchsvoller der Einsatz ist, desto mehr Energie wird verbraucht.
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Entwicklung
energieeffizienter KI-Lösungen
Die Auswirkungen der
KI-Nutzung lassen sich durch drei Ansätze verringern. Zum einen wird die
Hardware weiterentwickelt, einschließlich unterstützender Bauteile wie Netzteile
sowie KI-Beschleuniger wie anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise
(ASICs) und Grafikprozessoren (GPUs). Die Optimierung des Wirkungsgrads dieser
Kernbauteile der Hardware kann zu einer höheren Effektivität bei
KI-Berechnungen führen, die sowohl Betriebsprozesse als auch Aufgaben wie das
Training neuronaler Netzwerke und Inferenzen umfassen.
In dem Maße, in dem sich
unser Verständnis von KI weiterentwickelt, können Entwickler auch Lösungen zur
Reduzierung des erheblichen Stromverbrauchs komplexer KI-Modelle finden.
Techniken wie das „Model Pruning“, bei dem redundante Teile eines neuronalen Netzwerks
entfernt werden, oder die Quantisierung, bei der die Genauigkeit der Parameter
eines KI-Modells reduziert wird, können erheblich dazu beitragen, die für
Training und Inferenz benötigte Energie zu reduzieren. Diese Entwicklung ist
besonders wichtig, da immer mehr Unternehmen dazu übergehen, KI-Lösungen sowohl
für Verbraucher- als auch für Industrieapplikationen zu skalieren, und das
zentralisierte Training zu einem wichtigen Bestandteil der Produktentwicklung
wird.
Und schließlich wird die
Integration erneuerbarer Energiequellen in stromhungrige KI-Applikationen zu
einer attraktiven Lösung, um den Energiebedarf der erforderlichen
Prozesstechnologie zu senken.
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Auswahl der
richtigen Bauteile
Wenn Entwickler Lösungen
auf den Markt bringen wollen, die den schwierigen Ausgleich zwischen
technologischem Fortschritt und Wirkungsgrad gewährleisten, ist die Auswahl der
richtigen Bauteile von entscheidender Bedeutung.
Daher bietet Mouser
Electronics eine umfassende Auswahl an Lösungen der weltweit führenden
Elektronikhersteller sowie Ressourcen an, mit denen Entwickler ihre Kenntnisse und
Fähigkeiten vertiefen und erweitern können. Diese Lösungen sind sowohl auf
Edge- als auch auf zentralisierte KI ausgerichtet und zielen darauf ab, den
Energieverbrauch zu senken, den Wirkungsgrad der Hardware zu optimieren und die
Nutzung erneuerbarer Quellen zu ermöglichen.
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Das Portfolio von Mouser
umfasst Netzteile, die mit der neuesten Technologie für Halbleiter mit großer
Bandlücke betrieben werden und den Wirkungsgrad von zentralisierten
KI-Installationen unterstützen können. Das von Infineon Technologies verfügbare Data Centre Lineup umfasst Produkte mit aktiven
Front-End-Gleichrichtern, DC/DC-Wandlern und Umrichtern für Leistungen von 5 kW
bis 60 kW.
Viele dieser Lösungen
basieren auf den hochmodernen CoolSiC-Hybrid- und CoolSiC-MOSFET-Technologien
von Infineon. Im Vergleich zu herkömmlichen Silizium-MOSFET-Modulen arbeiten
Module aus Vollsiliziumkarbid (SiC) oder hybride SiC-Module mit höherem Wirkungsgrad,
halten höheren Temperaturen stand und können mit höheren Spannungen umgehen,
während sie gleichzeitig geringere Leistungsverluste aufweisen. Zur
Unterstützung seiner Bauteile bietet Infineon auch die XDP Digital Power Controller
für eine präzise digitale Steuerung der Leistungsumwandlung an.
Die XDP-Familie eignet
sich insbesondere für die neueste Generation energieeffizienter
48-V-Server-Architekturen. Durch die Optimierung der DC/DC-Wandlung erreichen
die XDP-Controller einen Wirkungsgrad von bis zu 97 Prozent und erfüllen damit die
Leistungsanforderungen von KI-Anwendungen bei gleichzeitiger Minimierung von
Energieverlusten. Die XDP-Controller verfügen über eine komfortable GUI für
eine einfache Konfiguration und Überwachung sowie hochentwickelte digitale
Steuerungsalgorithmen und gewährleisten eine schnelle Entwicklung und
effiziente Leistung in intelligenten Netzteilen für
Telekommunikationsinfrastrukturen, Server-Motherboards,
Industrie-4.0-Applikationen und andere High-End-Systeme mit 48 V.
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Durch die Umstellung
wichtiger Bauteile auf SiC sowie die Einführung moderner Controller und
48-V-Architekturen können Entwickler KI-Server entwickeln, die Hochleistung für
KI-Computing bieten und gleichzeitig den Stromverbrauch und die Betriebskosten
senken.
Bauelemente für energiesparende Edge-KI-Implementierung
Das Angebot von Mouser
umfasst auch Bauteile, die Entwicklern bei der Konzeption energiesparender
Edge-KI-Implementierungen unterstützen. Intelligente integrierte Schaltkreise
für das Leistungsmanagement (PMICs) wie der Energy Harvesting PMIC
NEH2000BYJ von Nexperia (Bild 2) sind so konzipiert, dass sie Energie aus Photovoltaik-Zellen gewinnen
und es somit möglich machen, verteilte IoT-Knoten mit Solarstrom zu betreiben.
Bild 2: PMICs wie der NEH2000BY ermöglichen die Stromversorgung von Edge-Geräten durch erneuerbare Energien.Mouser Electronics
PV-unterstützende PMICs, wie der NEH2000BYJ, sind nur ein Aspekt bei der Entwicklung energieeffizienter Edge-basierter KI-Bauteile. Die Entwickler haben die Aufgabe, die KI-Modelle zu optimieren, um den Stromverbrauch zu senken und die Lebensdauer der Batterien in Anwendungen ohne feste Netzteile zu verlängern, wie z. B. bei industriellen Sensorknoten oder Detektoren für die Luftqualität im Smart-City-Bereich.
Von Qoitech wurde das Otii Arc Pro Energy Optimization Tool entwickelt, um das Energieprofil von kleinen elektronischen Geräten wie IoT-Knoten sowie von einzelnen Bauteilen wie Mikrocontrollern und Sensoren zu erfassen und sowohl in Echtzeit als auch über längere Zeiträume zu analysieren. Bei der Entwicklung von IoT-Knoten kann die genaue Strommessung des Tools in Verbindung mit den unterstützenden Software-Lösungen Otii Pro Battery Toolbox und Otii Pro Automation Toolbox dazu beitragen, dass Entwickler den Stromverbrauch von KI-basierten Prozessen quantifizieren und so die Entwicklung von KI-Modellen mit geringerem Stromverbrauch vorantreiben können.
Fazit
Die Verbreitung von KI stellt sowohl eine spannende Chance als auch eine große Herausforderung für Entwickler dar. Da sich KI weiter entwickelt, ist es von entscheidender Bedeutung, einen nachhaltigen Weg sowohl für Edge-Anwendungen als auch für zentralisierte Implementierungen zu finden. Durch Innovationen in Bezug auf den Wirkungsgrad der Hardware, fortschrittliche Modelloptimierungstechniken und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen kann KI jedoch weiterentwickelt werden, ohne dass die Stromnetze überlastet werden. Für Entwickler ist die Beschaffung und Integration der richtigen Bauteile, wie sie bei Mouser erhältlich sind, entscheidend für die Entwicklung von zentralen und Edge-KI-Systemen, die einen Ausgleich zwischen Leistung und Energieeffizienz schaffen. (na)
Autor:
Mark Patrick,
Director of Technical Content, EMEA, Mouser Electronics