ZVEI-Umfrage: Industrielle KI wird zur Investitionspriorität
Laut einer aktuellen ZVEI-Umfrage investieren immer mehr Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe in industrielle KI. Zugleich wachsen die Bedenken hinsichtlich regulatorischer Vorgaben – vor allem mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Europa.
Martin ProbstMartinProbstMartin ProbstOnline-Redakteur
Nur 20 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe setzen bereits industrielle KI ein – 64 Prozent verzichten bislang vollständig darauf.ZVEI
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Die industrielle Nutzung von KI gewinnt im verarbeitenden Gewerbe spürbar an Dynamik. Eine neue Civey-Umfrage im Auftrag des ZVEI zeigt: Unternehmen, die bereits KI in der Produktion einsetzen, planen in den kommenden Jahren massive Investitionen. Jeder vierte Betrieb will mehr als 20 Prozent seiner Gesamtinvestitionen in industrielle KI fließen lassen – ein deutlicher Hinweis darauf, welche Rolle datengetriebene Produktionsprozesse künftig spielen sollen.
Der Status quo bestätigt den Trend. Rund 20 Prozent der befragten Unternehmen haben KI-Anwendungen schon heute in ihre Produktions- und Wertschöpfungsketten integriert. Die Erwartungen sind hoch: Mehr als zwei Drittel rechnen damit, dass industrielle KI ihre Wettbewerbsfähigkeit innerhalb von fünf Jahren spürbar steigern wird. Für den ZVEI ist das ein positives Signal. „KI in der industriellen Anwendung ist unser Kompetenzfeld“, betont Präsident Dr. Gunther Kegel. Unternehmen würden nicht nur das Potenzial erkennen, sondern es aktiv nutzen.
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Kegel sieht dennoch Handlungsbedarf. Software, Daten und KI seien die zentralen Wertschöpfungstreiber der kommenden Industrieepoche. Um international weiter eine führende Rolle zu spielen, müssten mehr Unternehmen konsequent auf KI setzen – und dafür geeignete Rahmenbedingungen vorfinden.
Jeder vierte Betrieb plant, künftig mehr als 20 % der Gesamtinvestitionen in industrielle KI-Anwendungen zu investieren. 41 % der Befragten konnten dazu noch keine Einschätzung abgeben.ZVEI
Genau hier zeigt die Umfrage einen kritischen Punkt: Die europäische Regulierung entwickelt sich für viele Firmen zum Investitionshindernis. Ein Drittel der Unternehmen, die bereits KI einsetzen, bewertet bestehende und geplante Regelwerke wie AI Act, Data Act oder Cyber Resilience Act als starke bis sehr starke Belastung. Besonders alarmierend: 42 Prozent halten es inzwischen für wahrscheinlich, ihre zukünftigen KI-Investitionen außerhalb der EU zu tätigen. Für den ZVEI ist das ein Warnsignal an die Politik.
Kegel fordert deshalb, regulatorische Unsicherheiten abzubauen und die Industrie mit praxisnahen Vorgaben zu entlasten – insbesondere den Mittelstand. Innovation brauche Spielräume, keine frühzeitigen Hürden. Gleichzeitig müsse Europa seine Infrastruktur modernisieren, Datenschutz praktikabler gestalten und den Einsatz vertrauenswürdiger KI-Systeme fördern. Nur so könne der Standort seine gute Ausgangsposition halten. Denn die Entwicklung industrieller KI schreitet auch weltweit schnell voran.
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Die Daten basieren auf Aussagen von 1.000 Entscheidern im verarbeitenden Gewerbe, erhoben zwischen Ende August und Ende Oktober 2025. Für die Detailanalyse wurden 200 Entscheider aus Unternehmen befragt, die bereits industrielle KI in der Produktion nutzen.
Zwei Drittel der Unternehmen erwarten durch den Einsatz industrieller KI einen positiven Einfluss auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Nur 4 % gehen von negativen Effekten aus.ZVEI