Joachim Mathes, CTO Valeo, bei seinem Vortrag "Making the Software-defined Vehicle a Sustainable  Product" auf dem 28. Automobil-Elektronik Kongress

Joachim Mathes, Valeo: „Die Standardisierung von Schnittstellen, die Reduzierung der Varianten und die Wiederverwendung über OEMs hinweg sind entscheidend, um Kosten zu senken und Fahrzeuge erschwinglich zu halten.“ (Bild: Matthias Baumgartner)

Joachim Mathes, CTO bei Valeo, stellte auf dem 28. Automobil-Elektronik Kongress eine entscheidende Frage: Wie schaffen wir es, dass Autos auch in 20 Jahren noch relevant und nachhaltig sind? Unter dem Motto „Making the Software-defined Vehicle a Sustainable Product“ forderte er einen Wandel in der Automobilindustrie.

Vortrag von Joachim Mathes, Valeo, im Video

Wohin entwickelt sich das Auto der Zukunft?

Auf dem 28. Automobil-Elektronik Kongress in Ludwigsburg teilte Joachim Mathes, Chief Technology Officer bei Valeo, seine Vision über die Zukunft des Autos. In seinem Vortrag betonte er die zentrale Rolle von software-definierten Fahrzeugen (Software Defined Vehicles, SDV) und erklärte, warum die Automobilbranche über den Begriff „Smartphone auf Rädern“ hinausdenken muss. „Es ist viel einfacher, wenn man Dinge zusammen macht“, begann Mathes, und legte damit den Grundstein für eine Diskussion, die die Branche wachrütteln sollte.

Save the date: 29. Automobil-Elektronik Kongress

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Am 24. und 25. Juni 2025 findet zum 29. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) in Ludwigsburg statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

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Warum ist das Konzept des „Smartphones auf Rädern“ problematisch?

Joachim Mathes kritisierte das häufig verwendete Konzept des „Smartphones auf Rädern“ und erklärte, warum diese Analogie der Komplexität und Bedeutung moderner Fahrzeuge nicht gerecht wird. Er hob hervor, dass ein Auto weit mehr ist als nur ein technisches Gerät, das nach wenigen Jahren ausgetauscht wird. Ein Fahrzeug enthält immense natürliche Ressourcen und ist das Ergebnis der Arbeit vieler Menschen. Mathes erklärte, dass Autos nicht wie Einwegprodukte behandelt werden dürfen, da sie einen erheblichen materiellen und kulturellen Wert darstellen. „Viele betrachten ein Smartphone als ein Wegwerfprodukt, aber ein Auto kann nicht einfach so entsorgt werden,“ betonte er. Ein Auto hat eine viel längere Lebensdauer als ein Smartphone, und die Vorstellung, es wie ein kurzlebiges Gadget zu behandeln, sei nicht nur ungenau, sondern auch gefährlich für die Nachhaltigkeitsziele der Industrie.

Zitat

Ein Auto ist mehr als nur ein technisches Gerät. Es enthält immense natürliche Ressourcen und die Arbeit vieler Menschen. Es darf nicht wie ein Wegwerfprodukt behandelt werden.

Joachim Mathes über die Nachhaltigkeit des Autos

Wie lange wird ein modernes Fahrzeug tatsächlich genutzt?

Mathes verdeutlichte, dass die Lebensdauer eines Autos in Europa im Durchschnitt über zwölf Jahre beträgt und weltweit weiter ansteigt. Er machte diesen Punkt anschaulich, indem er fragte: „Wer von Ihnen benutzt noch ein iPhone 5?“ Als niemand die Hand hob, nutzte er diese Tatsache, um zu verdeutlichen, dass die Lebensdauer eines Autos deutlich länger ist als die eines Smartphones. Diese Langlebigkeit bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Wartung und den Austausch von Komponenten, die oft nicht für eine so lange Lebensdauer ausgelegt sind. Mathes betonte, dass die Industrie Wege finden muss, um sicherzustellen, dass Autos auch nach vielen Jahren noch zuverlässig funktionieren und nicht vorzeitig entsorgt werden müssen.

Welche Herausforderungen bringt die Modularität und Standardisierung in der Fahrzeugproduktion mit sich?

Mathes sprach ausführlich über die Notwendigkeit von Modularität und Standardisierung in der Automobilproduktion, um die Lebensdauer von Fahrzeugen zu verlängern und die Kosten zu senken. Er erklärte, dass die derzeitige Praxis, Fahrzeuge mit einer Vielzahl unterschiedlicher Konfigurationen zu produzieren, ineffizient ist und zu hohen Kosten führt. Eine Standardisierung der Hardware- und Softwarekomponenten würde nicht nur die Produktion vereinfachen, sondern auch die Wartung und den Austausch von Teilen im Laufe der Zeit erleichtern. Diese Modularität würde es ermöglichen, einzelne Komponenten auszutauschen oder aufzurüsten, ohne das gesamte Fahrzeug ersetzen zu müssen. Dies sei nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

Zitat

Viele betrachten ein Smartphone als ein Wegwerfprodukt, aber ein Auto kann nicht einfach so entsorgt werden.

Joachim Mathes zum "Smart Phone auf Rädern"

Welche Rolle spielen Elektronik und Software im Auto der Zukunft?

Elektronik und Software werden laut Mathes eine immer zentralere Rolle in der Entwicklung und Nutzung von Fahrzeugen spielen. Er betonte, dass die zunehmende Integration von Sensoren und computergestützten Systemen in Fahrzeugen neue Herausforderungen in Bezug auf die Datenverarbeitung und Verkabelung mit sich bringt. „Wenn Sie alle Rohdaten von allen Sensoren in Ihren leistungsstarken Zentralcomputer einspeisen, werden Sie nicht nur ein Verkabelungsproblem haben, sondern auch ein Verbindungsproblem,“ warnte Mathes. Er plädierte für eine verteilte Architektur, bei der Daten vorab aggregiert und verarbeitet werden, bevor sie an zentrale Systeme weitergeleitet werden. Diese Herangehensweise würde nicht nur die Effizienz erhöhen, sondern auch die Komplexität und die Kosten der Verkabelung reduzieren.

Wie sieht die Zukunft der Automobilindustrie aus?

Abschließend skizzierte Joachim Mathes eine Zukunft, in der Fahrzeuge nachhaltiger, langlebiger und technisch fortschrittlicher sind. Er betonte die Notwendigkeit, alte Konventionen in der Automobilproduktion aufzubrechen und neue Wege zu gehen, um den wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Digitalisierung gerecht zu werden. Mathes rief dazu auf, die Fahrzeugentwicklung so zu gestalten, dass Autos nicht nur funktional und ökologisch sinnvoll, sondern auch attraktiv und begehrenswert sind. „Das Auto als digitaler Begleiter, den die Menschen gerne haben möchten,“ fasste er zusammen und unterstrich damit, dass die Zukunft der Mobilität nicht nur von technischen Innovationen, sondern auch von der Fähigkeit abhängt, Fahrzeuge zu entwickeln, die den Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer entsprechen.

FAQ: Die wichtigsten Erkenntnisse des Vortrags

Was ist das zentrale Thema von Joachim Mathes' Vortrag?

Mathes betonte die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Automobilindustrie hin zu software-definierten Fahrzeugen und einer nachhaltigen Produktion.

Warum ist das „Smartphone auf Rädern“-Konzept problematisch?

Dieses Konzept unterschätzt die Komplexität und Langlebigkeit moderner Fahrzeuge, die weit über die eines Smartphones hinausgeht.

Wie lange werden Fahrzeuge im Durchschnitt genutzt?

Die Lebensdauer von Fahrzeugen beträgt in Europa im Durchschnitt über zwölf Jahre, und diese Tendenz nimmt weltweit zu.

Was sind die Herausforderungen der Modularität in der Fahrzeugproduktion?

Modularität erfordert Standardisierung, bringt jedoch auch wirtschaftliche Herausforderungen mit sich, da traditionelle Geschäftsmodelle neu gedacht werden müssen.

Welche Vision hat Mathes für die Zukunft der Automobilindustrie?

Mathes sieht die Zukunft in einer Kombination aus Nachhaltigkeit und Innovation, bei der das Auto nicht nur umweltfreundlich, sondern auch attraktiv und begehrenswert ist.

Über Joachim Mathes

Joachim Mathes ist Chief Technology Officer bei Valeo Comfort and Driving Assistance Systems. Er studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der Dualen Hochschule Stuttgart. 1989 begann er seine Karriere als Entwicklungsingenieur im Bereich Sensortechnik bei SWF/ITT und übernahm später verschiedene Projektleitungsaufgaben für internationale Kunden. Nach der Übernahme durch Valeo 1998 wurde er Entwicklungsleiter für Schalter und Detektionssysteme, baute ein globales Entwicklungsnetzwerk auf und positionierte Valeo als ADAS-Systemanbieter. Seit Juli 2019 verantwortet er als CTO die Bereiche Automatisiertes und Vernetztes Fahren, Nutzererlebnis und Digitale Dienste.

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