Geldverteilung

Vorstände tragen gegenüber Mitarbeitern (hoffentlich) Verantwortung. Das lassen sie sich natürlich auch bezahlen. (Bild: fotogestoeber – Adobe Stock)

2023 veröffentlichte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) seine Vergütungsstudie bereits zum 23. Mal, die die Vorstandsgehälter deutscher Aktiengesellschaften analysiert. Bei der Vorstellung der Zahlen für 2022 sticht zunächst ins Auge, dass die durchschnittliche Vergütung gesunken ist, insbesondere im kurzfristigen Bereich, was zunächst überrascht, da das Jahr 2022 für viele Gesellschaften sehr erfolgreich verlaufen ist. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass nicht bei allen Gesellschaften in 2022 alles rund gelaufen ist und dass die Zahlen für das Vorjahr 2021 besonders kräftig ausgefallen sind. Ein Vergleich mit den Zahlen des Jahres 2020 als weiteres Referenzjahr ist ebenfalls schwierig, da die Vergütung in dem ersten Jahr der Corona Pandemie recht stark durch außerordentliche Faktoren beeinflusst war. Die Höhe insbesondere der kurzfristigen Vergütungsbestandteile ist auch stark davon abhängig, welche Ziele dem Vorstand zu Beginn des Jahres gesetzt wurden.

Eine Folge der gesunkenen Vergütung ist, dass das Verhältnis der Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder zu den Personalaufwendungen je Mitarbeiter im Jahr 2022 deutlich auf den Faktor 38 im Durchschnitt gesunken ist. Diese "Vertikalität" der Vergütung bezieht sich auf das Verhältnis zwischen der Vergütung des Vorstands und den Gehältern der übrigen Mitarbeiter eines Unternehmens. Diese Kennzahl zeigt, wie groß die Gehaltsunterschiede zwischen Vorständen und anderen Mitarbeitern sind. Begünstigt wurde der Effekt "von der anderen Seite", da die Personalaufwendungen je Mitarbeiter gestiegen sind. In unserer Bildergalerie zeigen wir, in welchem Unternehmen die Vertikalität am größten ist, also welche Vorstände im Vergleich zur durchschnittlichen Personalaufwendungen pro Mitarbeiter am meisten verdienen.

Durchschnittliche Gesamtvergütung in 2022 (inkl. Vorstandsvorsitzende) im DAX im Vergleich zu den durchschnittlichen Personalaufwendungen pro Mitarbeiter (Top 10)

Gesellschaft Ø Gesamtvergütung [T€] Ø Personalaufwand pro MA [T€] Vertikalität
Volkswagen 5.211 73 72
Merck 6.672 103 65
Henkel 4.603 73 63
Deutsche Post 2.917 47 62
Qiagen 5.848 95 62
Vonovia 3.097 54 57
Siemens 4.951 87 57
Deutsche Bank 6.808 121 56
E.ON 4.302 79 55
Continental 2.646 51 52

Den letzten Platz im Ranking (40) belegt übrigens die Porsche Automobil Holding. Dort erhalten die Vorstände mit etwa 1,4 Millionen Euro zum Einen relativ wenig (Platz 26), Gleichzeitig liegt der durchschnittliche Personalaufwand der 38 (Stand 2022) Mitarbeiter bei stolzen 447.000 Euro. Damit beträgt die Vertikalität lediglich 3. Hauptaufgaben der Beteiligungsgesellschaft sind Unternehmensverwaltung, Investitionsstrategie und Beteiligungsmanagement

Wo stehen deutsche Vorstandsvergütungen im internationalen Vergleich?

Betrachtet man die absoluten Vergütungshöhen, so etabliert sich hierzulande nach wie vor die 10-Millionen-Euro-Marke als absolute Obergrenze. So verdient in den USA kein einziger CEO weniger als 10 Millionen Euro. Hierzulande durchbricht kein einziger CEO diese Grenze. Ein Vorstandsvorsitzender eines DAX-Konzerns verdiente im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich 5,1 Millionen Euro, ein Vorstandsmitglied durchschnittlich 2,9 Millionen Euro. Damit verdienten die Vorstandsvorsitzenden mit einem Faktor von 1,8 deutlich mehr als ihre Vorstandskollegen. Auch im weiteren internationalen Vergleich werden die DAX-Vorstandsvorsitzenden 2022 am schlechtesten vergütet. Mit einer durchschnittlichen Gesamtvergütung von 5,130 Millionen Euro liegen sie deutlich unter den Vergütungen im französischen CAC40 (6,473 Millionen Euro) und in den Schweizer SMI-Unternehmen (7,114 Millionen Euro). Wiederum deutlich höhere Vergütungen als die europäischen CEOs erhalten auch im Jahr 2022 die CEOs in den USA (24,885 Mio. Euro). Die höchste Gesamtvergütung in Europa über alle von uns untersuchten Indizes hinweg erhält der Vorstandsvorsitzende des im CAC40 gelisteten Softwareentwicklers Dassault Systèmes, Bernard Charlès, mit 32,918 Millionen Euro.

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Auch beim Verhältnis CEO/Mitarbeiter gibt es zum Beispiel in Amerika noch ganz andere Werte. Hier verdienten die CEOs 2022 etwa 344 Mal so viel wie "normale" Arbeitnehmer. Im Vergleich dazu stand das Verhältnis 1965 bei 21 zu 1. Die Analyse zeigt auch, dass seit 1978 das Einkommen von CEOs um 1209,2% gestiegen ist, während das Durchschnittseinkommen der Arbeiter lediglich um 15,3% zulegte. Hintergrund ist, dass CEO-Gehälter stark an die Aktienmärkte gekoppelt sind, und der Anstieg der Aktienkurse zu einem unverhältnismäßigen Wachstum der CEO-Vergütungen geführt hat. Dieses Wachstum spiegelt laut Studie weniger die individuelle Leistung der CEOs als vielmehr ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Unternehmensvorständen wider.

Wie sehen einzelne Beispiele für Vorstandsvergütungen aus?

Die Liste der DAX-Unternehmen mit der höchsten durchschnittlichen Gesamtvergütung für Vorstandsmitglieder im Geschäftsjahr 2022 führt die Deutsche Bank mit 6,8 Millionen Euro an. Schlusslichter sind Sartorius mit 1,4 Millionen Euro, Adidas mit 1,1 Millionen Euro und Zalando mit 0,8 Millionen Euro.

Interessant sind bei der Analyse der DAX-Vorstandsvergütungen auch die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Deutschen und Nichtdeutschen. Hier zeigt sich, dass männliche Vorstände im Durchschnitt +15,9% mehr verdienen als ihre weiblichen Kolleginnen. Nicht-deutsche Vorstände verdienen mit durchschnittlich -6% etwas weniger als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen.

Was ist der Unterschied zwischen kurzfristiger und die langfristiger Vergütung?

Die kurzfristige und die langfristige Vergütung unterscheiden sich in der Art der Anreize, die sie bieten, und in der Art und Weise, wie sie sich auf die Leistung der Vorstandsmitglieder auswirken. Die kurzfristige variable Vergütung (Short-Term Incentive Plan - STIP) bezieht sich auf erfolgsabhängige Boni, die jährlich gewährt werden und direkt an kurzfristige Ziele geknüpft sind. Die langfristige Vergütung (Long Term Incentive Plan - LTIP) beinhaltet dagegen Anreize, die auf eine langfristige und nachhaltige Unternehmensentwicklung ausgerichtet sind. Während der STIP das Erreichen von Jahreszielen honoriert, soll der LTIP die Vorstandsmitglieder langfristig motivieren und an den langfristigen Unternehmenserfolg binden. Die Vergütungssysteme berücksichtigen sowohl kurz- als auch langfristige Ziele, um eine ausgewogene Anreizstruktur zu schaffen.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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