Gibt es eine Strategie zur Internationalisierung des Versandhändlers Reichelt Elektronik? Wie ist der Status bei den Eigenmarken? Wie ist die Positionierung innerhalb der Konzernmutter Dätwyler, die jüngst zwei Distributoren-Schwesterfirmen verkauft hatte? Antworten bietet dieses Video-Interview auf all-electronics.de.
Hans Jaschinski auf der Embedded World 2020 im Gespräch mit Ulf Timmermann, Geschäftsführer der Firma Reichelt
Das Interview in voller Länge
Hans Jaschinski: Seit über 50 Jahren agieren Sie von Niedersachsen aus in die Welt hinein als Versandhändler. Wie sieht Ihre Strategie in der Internationalisierung aus? Wollen Sie sich und Ihr Vetriebsgebiet ausweiten?
Ulf Timmermann: Wir sind natürlich schwerpunktmäßig in Deutschland unterwegs – das ist unser Hauptmarkt. Wir haben bis 2010 nicht wirklich etwas daran geändert. Mit der Übernahme durch die Dätwyler Holding haben wir viele Möglichkeiten bekommen. Eben auch die der Expansion und wir machen das Cherry Picking. Das heißt, wir gucken, wo wir schnell zum Erfolg kommen und haben mit den deutschsprachigen Ländern angefangen. Das heißt, wir haben uns Österreich vorgenommen, wir haben in die Schweiz und in Teile Liechtensteins geliefert und eben alles, was wir auch in Englisch erschlagen konnten. Heute ist der Status Quo, dass wir sechs Sprachen anbieten. Wir haben vier verschiedene Werbungen und supporten 16 lokale Mehrwertsteuern, sodass die Frage schon erklärt ist, dass wir auf jeden Fall expandieren und ins Ausland gehen werden. Wir nehmen dabei einen etwas anderen Approach als der Wettbewerb, der strategisch ein ganzes Land entwickelt. Wir fokussieren uns auf die Kunden, zum Beispiel aus dem Single Board Computerbereich, die wir wesentlich leichter über die Sprache elektronisch adressieren können.
Jaschinski: Bei einigen Marktbegleitern befinden sich sogenannte Eigenmarken im Programm. Gibt es bei Reichelt Eigenmarken und wenn ja, welche?
Timmermann: Wir haben tatsächlich eine Eigenmarke rausgebracht. Das ist die Marke „RND“ mit unserer Schwesterfirma Distrelec. Wir mussten aber feststellen, dass diese Marke sehr viel von unseren C-Customern angenommen wurde, anstelle der Businesskunden. Über 70% unserer Kunden kommen aus dem professionellen Bereich und durch die Art, wie wir arbeiten, managen wir die A-Brands so gut, dass der Abstand zu dem eigenen Home-Brand nicht mehr gegeben ist. Wir werden für die Zukunft die Eigenmarke ein bisschen runterfahren und weiterhin auf die A-Brands setzen, weil wir festgestellt haben, dass der professionelle Nutzer Dinge wie die Eckdaten und die Qualität zu schätzen weiß, und das zu einem moderaten Preis kriegen kann, dann entscheidet er sich auch in Zukunft eher für den A-Brand.
Jaschinski: Ihre ehemalige Schwesterfirma Distrelec ist verkauft. Wie sieht die Zukunft von Reichelt im Dätwyler Konzern aus?
Timmermann: Die Firmen Distrelec und Nedis sind verkauft – das sind die beiden Schwesterunternehmen gewesen. Stand der Dinge heute: Wir bleiben in der Dätwyler Holding. Wir haben dort unseren Platz gefunden und operieren schon die letzten 10 Jahre – so lange sind wir schon in der Holding – relativ autark, sodass sich das operative Geschäft nicht viel ändert. Die Nähe zu der Konzernleitung hat schon immer bestanden. Von daher sind da gar keine Probleme zu erwarten.
(jj)