Was motiviert zu CO₂-neutralen Bordnetzen?
Auf dem 12. Kongress "Bordnetze im Automobil", der am 7. und 8. Mai 2024 in Ludwigsburg stattgefunden hat, präsentierte Stefan Trippler von SEI Automotive Europe GmbH seine Vision für CO₂-neutrale Bordnetze. „Der EU Green Deal und die CSRD-Berichte erfordern eine vollständige Dokumentation der CO₂-Emissionen und Maßnahmenpläne zur Reduktion. Dies zwingt uns dazu, innovativ zu denken und neue Wege zu gehen,“ erklärte Trippler. Welche Wege er damit meint, was ein Tool damit zu tun hat und auf welche Materialien er setzt, lesen Sie in dieser Zusammenfassung.
Was ist das LCA Tool und wie funktioniert es?
Ein zentrales Thema des Vortrags war das Lebenszyklusanalyse-Tool (LCA), das die CO₂-Emissionen von der Produktion über die Nutzung bis hin zum Recycling abdeckt. Durch die Nutzung von Stücklisten (BOM) und IMDS-Daten werden die CO₂-Emissionen jedes Materials und Prozesses genau berechnet. Trippler verdeutlichte beispielsweise anhand der CO₂-Berechnung für 1 kg Kupferdraht und PVC-Isolierung den Beitrag jedes Elements zur Gesamtemission.
Mit dem LCA Tool können wir die CO₂-Emissionen detailliert nachverfolgen und Maßnahmen zur Reduktion identifizieren
Die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Vortrag von Stefan Trippler
Was treibt die Entwicklung von CO₂-neutralen Bordnetzen an?
Alle großen Automobilhersteller streben bis 2050 CO₂-Neutralität an, unterstützt durch den EU Green Deal und die CSRD-Berichte.
Wie hilft das LCA Tool bei der CO₂-Reduktion?
Das LCA Tool berechnet die CO₂-Emissionen für jedes Material und jeden Prozess in der Produktion, Nutzung und im Recycling.
Welche Materialien sind Hauptverursacher von CO₂-Emissionen in Bordnetzen?
Kupfer und PVC-Isolierungen machen etwa 70% der gesamten CO₂-Emissionen aus.
Welche Einsparpotenziale wurden identifiziert?
Einsparpotenziale liegen in der Logistik (bis zu 80%), Produktion (bis zu 50%) und beim Einsatz von Recyclingmaterialien (bis zu 65%).
Welche Rolle spielen biobasierte Kunststoffe?
Biobasierte Kunststoffe können die Lücke zwischen Nachfrage und Verfügbarkeit grüner Materialien füllen und den CO₂-Fußabdruck senken.
Welche Ergebnisse und Reduktionspotenziale wurden identifiziert?
Die Untersuchung ergab, dass Kupfer und PVC-Isolierungen etwa 70% der CO₂-Emissionen ausmachen. Durch die Umstellung auf E-Lkw in der Logistik können bis zu 80% der Emissionen eingespart werden. Weitere Einsparpotenziale ergeben sich durch den Einsatz von Recyclingmaterialien und grünem Strom in der Produktion (bis zu 50%) sowie durch den Wechsel zu recycelten Materialien (bis zu 65%). „Kupfer und PVC sind die Hauptverursacher der CO₂-Emissionen in Bordnetzen. Durch den Einsatz von Recyclingmaterialien können wir signifikante Reduktionen erzielen,“ betonte Trippler.
Welche Rolle spielen grüne Materialien bei der Reduktion von CO₂-Emissionen?
Der Vergleich von Primär- und Sekundärmaterialien zeigte, dass die Verwendung von reinem Kupferschrott die CO₂-Emissionen erheblich reduzieren kann. Allerdings können nur etwa 15% eines End-of-Life (EoL) Fahrzeugs als Recyclingmaterial genutzt werden. Biobasierte Kunststoffe bieten eine vielversprechende Alternative, um die Lücke zwischen Nachfrage und Verfügbarkeit zu schließen und den CO₂-Fußabdruck zu senken.
Zum Abschluss betonte Stefan Trippler folgende Schlüsselpunkte
- Die materialbasierte PCF-Berechnung ist derzeit die zuverlässigste Methode, die sowohl von OEMs als auch von der Gesetzgebung akzeptiert wird.
- Kupfer und PVC sind die Hauptverursacher der CO₂-Emissionen in Bordnetzen.
- Die Nachfrage nach grünen Materialien übersteigt die Verfügbarkeit von Recyclingmaterialien, wobei biobasierte Kunststoffe eine wichtige Lösung bieten.
„Dieser Vortrag unterstreicht die Herausforderungen und die Notwendigkeit innovativer und nachhaltiger Materialstrategien zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei der Herstellung von Bordnetzen,“ resümierte Trippler.
Biobasierte Kunststoffe und recycelte Materialien sind essenziell, um die CO₂-Emissionen nachhaltig zu senken. Doch die Verfügbarkeit dieser Materialien ist derzeit noch begrenzt.
Alle Infos zum Bordnetze im Automobil Kongress
Der 13. Kongress "Bordnetze im Automobil" wird am 6. bis 7. Mai 2025 in Ludwigsburg, stattfinden. Die Vorbereitungen sind bereits im Gange. Sind Sie gespannt? Registrieren Sie sich jetzt und sichern Sie sich Ihr Ticket.
Weitere Informationen zum Bordnetze im Automobil Kongress finden Sie hier.
Über Stefan Tripper, SEI Automotive Europe
Stefan Trippler ist als Koordinator für Umwelt und Nachhaltigkeit bei SEI Automotive Europe GmbH tätig. In dieser Funktion beschäftigt er sich mit der Entwicklung und Implementierung nachhaltiger Praktiken in der Automobilindustrie, insbesondere in Bezug auf Kabelbaumsysteme. Trippler hat an der Entwicklung eines Tools zur Lebenszyklusanalyse (LCA) gearbeitet, das auf dem Internationalen Materialdatensystem (IMDS) und Sekundärdaten basiert, um die CO2-Emissionen von typischen Kabelbaum-Systemen zu analysieren und das Potenzial für Reduktionen zu identifizieren.
Für weitere Informationen über seine Arbeit und Beiträge kann man seine Präsentationen und Veröffentlichungen auf Fachkonferenzen sowie die Unternehmenswebseite von SEI Automotive Europe besuchen, wo regelmäßig Updates zu Innovationen und technologischen Fortschritten geteilt werden. Weitere Details finden sich auf der Konferenzwebseite "Bordnetze im Automobil" und auf SEI Automotive Europe.