
Varta ist in finanzieller Schieflage. (Bild: Varta)
Update, 27.01.2025: Varta-Sanierung: Porsche und Tojner sichern Zukunft
Die finanzielle Sanierung des Batterieherstellers Varta ist abgeschlossen. Das Landgericht Stuttgart hat sämtliche Beschwerden gegen den Restrukturierungsplan abgewiesen und keine weiteren Rechtsmittel zugelassen. Der Plan sieht vor, dass die bisherigen Aktionäre leer ausgehen, da ihre Anteile wertlos werden. Die Varta-Aktien sollen zeitnah vom Börsenhandel ausgesetzt werden.
Im Rahmen der Sanierung investieren der bisherige Mehrheitsaktionär Michael Tojner und Porsche gemeinsam 60 Millionen Euro in frisches Kapital. Zudem verzichten Banken und andere Gläubiger auf 255 Millionen Euro – mehr als die Hälfte ihrer Forderungen – und werden im Gegenzug wirtschaftlich am künftigen Unternehmenserfolg beteiligt.
Die Schieflage von Varta resultierte aus einer überambitionierten Expansionsstrategie. Zur Rettung des Unternehmens griff der Vorstand auf das StaRUG-Restrukturierungsgesetz zurück, das ermöglicht, bestehende Eigentümer zugunsten einer Neustrukturierung auszuschließen.
Für Porsche ist die Beteiligung an Varta von strategischer Bedeutung, da der Autobauer eine zuverlässige Versorgung mit Batterien der bisherigen Varta-Tochter V4Drive sicherstellen möchte. Diese Batterien werden in Hybrid-Sportwagen der Porsche AG eingesetzt. Im Zuge der Sanierung hat Porsche die Mehrheit an V4Drive übernommen und hält nun 70 Prozent der Anteile.
Mit der Neuausrichtung hofft Varta, wieder auf stabilen wirtschaftlichen Füßen zu stehen, während die bisherigen Aktionäre einen Totalverlust ihrer Investition hinnehmen müssen.
Stand Juli 2024: Varta kündigt finanzielle Neuaufstellung an
Der alteingesessene Batteriehersteller Varta hat entschieden, kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG) anzuzeigen. Das geplante Verfahren ist wichtig zur Implementierung eines aktualisierten Restrukturierungskonzepts des Unternehmens. Zur Diskussion stehen verschiedene Konstellationen möglicher Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen. Das StaRUG-Verfahren würde Varta einen finanziellen Neustart ermöglichen, um nachhaltig wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Die Anzeige des Verfahrens soll eine mögliche Insolvenz nachhaltig abwenden. Das Restrukturierungskonzept sichert Arbeitsplätze und schützt Gläubigerinteressen besser als mögliche Alternativszenarien. Für Varta steht dabei die Reduzierung der aktuellen Schulden im Fokus.
Den Ausweg aus dieser Situation böte ein Schuldenschnitt im Rahmen des Verfahrens. Der Schuldenschnitt ist eine Vereinbarung zwischen dem Schuldner und den Gläubigern, die einen Teil der Schulden erlassen, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen. Zu diesem Schritt wären die Gläubiger der Varta zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur bereit, wenn ein Kapitalschnitt auf null erfolgt (das bestehende Grundkapital wird auf null herabgesetzt) und frisches, für die Restrukturierung benötigtes Kapital (Fremdkapital oder Eigen- und Fremdkapital) eingebracht wird. Dadurch verlieren sämtliche der bestehenden Aktien ihren Wert und die Börsennotierung des Unternehmens wird zeitnah dauerhaft eingestellt (Delisting). Dieses Vorgehen ist notwendig, um die weitere Sanierung und den Neuanfang des Unternehmens zu finanzieren.
Durch Neuanfang zur alten Stärke
Laut Varta-CFO Mark Hundsdorf geht es bei dem Neuanfang nicht nur um einen jährlichen Umsatz von mehr als 800 Mio. Euro weltweit, sondern auch um den Erhalt der Geschäftsbeziehungen zu mehr als 3.000 Zulieferern sowie über 10.000 Handelspartnern, Fachhandwerksbetrieben und Kunden in über 100 Ländern. Für eine nachhaltige Perspektive ist in allen Geschäftsfeldern die Umsetzung weiterer operativer Maßnahmen nötig. Dabei geht es auch um strategische Investitionen, um von Wachstumsbereichen zu profitieren und die Marktposition nachhaltig zu stärken. Ein Beispiel dafür ist das Geschäftsfeld Energy Storage für den wachsenden Heimspeichermarkt.
Zu diesem Neuanfang gehört auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren, die einen Beitrag zur Restrukturierung leisten, um einen finanziellen Bedarf nach aktueller Schätzung im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu decken. Hierzu laufen aktuell Verhandlungen mit potenziellen Investoren, unter anderem mit Porsche, einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitseigentümer Dr. Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft.
Der Vorstand der Gesellschaft geht davon aus, zügig zu einer Einigung hinsichtlich einem der diskutierten Vorschläge zu kommen, entsprechende Vereinbarungen mit den relevanten Parteien abzuschließen und einen Restrukturierungsplan zur Abstimmung stellen zu können. Durch das über das StaRUG-Verfahren umzusetzende Sanierungskonzept und die darin vorgesehenen Maßnahmen sollen Varta Schlüsseltechnologien in Deutschland erhalten sowie Arbeitsplätze und Wertschöpfung nachhaltig sichern können.