Der Traum der mobilen Erreichbarkeit nahm 1952 konkrete Formen an, als in Bremen zum ersten dokumentierten Mal ein Telefon in ein Taxi verbaut wurde. Unsere Bildergalerie nimmt Sie mit auf eine Spritztour durch über 70 Jahre Autotelefon.
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Autotelefone, einst in den 1980er und frühen 1990er Jahren ein Symbol für Status und Luxus, waren fest im Fahrzeug installierte Telefone, mit denen die Insassen während der Fahrt telefonieren konnten. Mir persönlich war ein solches Vergnügen nie vergönnt. Zugegeben, mein Drang beim Autofahren zu telefonieren – bzw. generell telefonieren – ist nicht besonders ausgeprägt. Aber von Bildern und Erzählungen weiß ich, dass diese Geräte in der Regel wesentlich größer waren als das, was wir heute mit uns herantragen. Zudem waren für ihren Einbau häufig umfangreiche Anpassungen am Fahrzeug erforderlich, einschließlich einer festen Verkabelung und einer externen Antenne.
Mit der raschen Entwicklung und Miniaturisierung der Mobiltelefontechnologie in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren ging die Ära der Autotelefone jedoch zu Ende. Der Übergang zu tragbaren Mobiltelefonen, die leicht aus dem Auto mitgenommen werden können, hast fest eingebaute Autotelefone weitgehend überflüssig gemacht. Heute sind Autotelefone in ihrer ursprünglichen Form nahezu vollständig von der Bildfläche verschwunden. Kein Wunder, wenn man an Smartphones, Bluetooth und entsprechende Infotainmentsysteme denkt.
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Das Jahr 1952 gilt als die Geburtsstunde des Autotelefons. Damals wurde zum ersten Mal in ein Taxi ein Telefon verbaut, das mit 15.000 D-Mark fast dreimal so viel kostete wie ein VW. Nur das Bedienteil samt Hörer war im Fahrzeuginnenraum untergebracht, das klobige Sende-/Empfangsteil musste, wie auch diese Empfangseinheit von Siemens 1955, im Kofferraum untergebracht werden.(Bild: Siemens)
Die ersten Autotelefone konnten noch verhältnismäßig wenig: Die regionalen Netze, die sich ab 1952 entwickelten, blieben zunächst auf die Stadtgrenzen beschränkt.(Bild: Siemens)
Das erste Ericsson Mobiltelefon wog 1956 über 40 Kilogramm. Heute telefonieren bereits über 2 Milliarden Menschen mobil.(Bild: Ericsson)
Das B-Netz für Autotelefone brachte ab 1972 einige Verbesserungen. Eine Vermittlung wurde nun nicht mehr gebraucht, die Fahrer wählten sich direkt ins Netz. Auch nach Luxemburg, Österreich und die Niederlande konnten Teilnehmer telefonieren. Wechselte während der Fahrt jedoch der Sendemast, brach die Verbindung auch im schicken 70er-Jahre-Mercedes ab und musste neu hergestellt werden. Jeder der 158 Funkbereiche des Netz hatte schließlich eine eigene Vorwahl.(Bild: Screenshot / Mercedes)
Klobige Kästen blieben Autotelefone auch mit dem C-Netz, das 1985 eingeführt wurde. Doch immerhin bekamen alle Teilnehmer nun eine einheitliche Vorwahl, mit der sie im ganzen Bundesgebiet erreichbar waren. Faxe und Daten ließen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 14.000 Bit pro Sekunde übertragen.(Bild: Siemens)
Für das C-Netz wurden bereits tragbare Autotelefon-Varianten entwickelt, die sich wie dieses Modell von 1990 komplett aus dem Fahrzeug nehmen und mithilfe eines Schultergurts frei bewegen ließen. Bei mehreren Kilo Gewicht und einer notorisch schwachen Akkuleistung jedoch ein begrenztes Vergnügen.(Bild: Siemens)
Auch dieses Motorola-Modell ist wahrlich kein Leichtgewicht. Unter welchen Umständen es in das Londoner Fundbüro gelangte, in dem es aktuell aufbewahrt wird, ist rätselhaft. Dass es wie moderne Smartphones beim Toilettengang aus der Jeanstasche rutschte, darf ausgeschlossen werden.(Bild: Garry Knight / Wikipedia)
Mit dem deutschen C-Netz und vergleichbaren Infrastrukturen kamen auch die ersten Mobiltelefone. Modelle wie das Motorola Dyna TAC 8000X von 1984 trugen den Beinamen „Knochen“ oder „Brikett“ zu Recht. Trotzdem entwickelten sie sich zur ernstzunehmenden Konkurrenz der fest verbauten Autotelefone. Die in den 90er-Jahren in Betrieb genommenen D-Netze wandten sich schon in erster Linie an mobile Telefonierer.(Bild: Redrum0486 /Wikipedia)
Die Erfolgsgeschichte der Handys im Lauf der 90er-Jahre warf die Frage auf, ob Autotelefone nicht obsolet werden. Mobiltelefone verbreiteten sich so schnell, dass das Telefonieren mit ihnen auch im Auto zum Normalfall wurde. Dass Fahrer dabei nur mehr mit einer Hand lenkten, stieß jedoch auf Kritik. Schließlich schritt der Gesetzgeber ein und schrieb die Verwendung einer Freisprechanlage vor.(Bild: Ballista / Wikipedia)
Die Kopplung von Smartphones per Bluetooth hat heute nahezu alle Autotelefone verschwinden lassen.(Bild: Gemeinfrei)
Auch heute entscheiden sich einige Firmen bewusst dafür, fest verbaute Autotelefone wie die des Herstellers Pei-Tel zu verwenden. Neben der besseren Empfangsqualität spielt dabei das geringere Verlustrisiko eine Rolle. Ein Autotelefon lässt man eben nicht einfach so beim Essen liegen und Taschendiebe haben keinen Zugriff darauf.(Bild: Pei-Tel)
Wenn Fuhrparkbetreiber ein bestimmtes Auto mit einer bestimmten Ladung erreichen wollen, gelingt ihnen das mit fahrzeugbezogenen Autotelefonen in der Regel leichter als mit personenbezogenen Mobiltelefonen.(Bild: Pei-Tel)
Autotelefone sind heute oft Bestandteil integrierter Telekommunikations- und Informationssysteme, sogenannter Telematiksysteme. Mit ihnen können Fuhrparkbetrieber beispielsweise der aktuelle Standort und das Beschleunigungsverhalten ermitteln oder Ankunftszeiten vorausberechnen. Das Teltower Unternehmen Pei-Tel bietet beispielsweise Geräte mit einer Vielzahl von GPS-basierten Funktionen an.(Bild: Pei-Tel)
Für die Steuerung und Verwaltung von Geräten stellt Pei-Tel Fuhrparkbetreibern künftig ein Webportal als Backoffice-Anwendung zur Verfügung. Auf diese Weise lassen sich beispielweise alle in einer Flotte verbauten Autotelefone orten.(Bild: Pei-Tel)
Aktuelle Fahrzeuge verfügen heute über Freisprecheinrichtungen und Sprachsteuerungsfunktionen, die es dem Fahrer ermöglichen, Anrufe zu tätigen und entgegenzunehmen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Die Integration von Smartphones in Fahrzeugsysteme durch Technologien wie Apple CarPlay und Android Auto hat den Bedarf an separaten Autotelefonen weiter reduziert, indem sie eine nahtlose Verbindung zwischen dem Smartphone des Benutzers und dem Fahrzeug für Telefonate, Musik, Navigation und mehr ermöglicht.
In Kürze: Geschichte der Mobilfunknetze
Netz (Deutschland)
Einführungsjahr
Hauptvorteile gegenüber dem Vorgänger
A-Netz
1958
Erstes mobiles Telefonnetz in Deutschland; ermöglichte Autofahrern mobile Anrufe, allerdings mit manueller Vermittlung und begrenzter Teilnehmerzahl.
B-Netz
1972
Automatische Vermittlung und direkte Wahl; erweiterte Abdeckung und Teilnehmerkapazität.
C-Netz
1985
Einführung digitaler Dienste, bessere Sprachqualität, Roaming innerhalb Deutschlands, automatische Handover-Funktion zwischen Funkzellen.
D-Netz (GSM)
1992
Einführung des digitalen GSM-Standards, deutlich verbesserte Sprachqualität, SMS-Funktion, internationales Roaming, höhere Sicherheit und Datenübertragung.
E-Netz (GSM 1800)
1994
Bietet zusätzliche Kapazitäten durch den Einsatz im 1800 MHz Band, verbesserte Netzabdeckung und Dienstverfügbarkeit.
3G (UMTS)
2004
Ermöglichte höhere Datenraten für mobiles Internet, Videotelefonie und verbesserte Internetservices.
4G (LTE)
2010
Brachte deutlich höhere Datenübertragungsraten, reduzierte Latenz, verbesserte Effizienz und Kapazität im Netzwerk für bessere Internetdienste und Multimedia-Streaming.
5G
2019
Führt ultrahohe Datenraten, extrem niedrige Latenz, massives IoT (Internet der Dinge), verbesserte Kapazität und Zuverlässigkeit für fortschrittliche Anwendungen wie autonomes Fahren, erweiterte Realität und smarte Städte ein. Hier geht es zur Übersicht über 5G.
6G
2030
Erweiterte globale Abdeckung, Verbesserte mobile Netzwerke, Geringerer Kohlenstoff-Fußabdruck, Effizientere drahtlose Zugangspunkte, Verbesserte Sicherheitsmaßnahmen für Regierung und Industrie, Neue Möglichkeiten für aufstrebende Technologien, Schnellere Netzwerke, Warum 6G die Erwartungen erfüllen wird, die 5G geweckt hat
Die Bildergalerie stammt von Markus Sigmund, Pei-Tel
Der Autor: Dr. Martin Large
(Bild: Hüthig)
Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.