
John J. Hopfield und Geoffrey E. Hinton werden mit dem Physik-Nobelpreis 2024 für ihren Beitrag zum maschinellen Lernen ausgezeichnet. Aber ist das angesichts des Themas angemessen? (Bild: Nobel Prize Outreach)
Wie vermutlich viele andere Physiker war ich überrascht, als ich die Entscheidung des Nobelpreiskomitees erfahren habe: der Physik-Nobelpreis geht 2024 an John J. Hopfield, Princeton University, und Geoffrey E. Hinton, University of Toronto „für bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen“. Zugegeben, Hopfields Netzwerk nutzt physikalische Konzepte, wie die Spin-Eigenschaften von Atomen, um Muster zu speichern; trotzdem würde ich persönlich die Arbeit nicht der Physik zuschreiben. Und wie vermutlich viele andere auch, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der allgemein aktuelle Hype um maschinelles Lernen bei der Vergabe durchaus eine Rolle gespielt hat.
Dennoch: die herausragende wissenschaftliche Arbeit von Hopfield und Hinton hat einen Preis vom Rang eines Nobelpreises verdient (ob mehr oder weniger, als andere Nominierte, deren Arbeit mehr in den Bereich der Physik passt, will ich nicht beurteilen). Mit Sicherheit gibt es hier Preise in passenderen Kategorien, die in Fachkreisen genauso angesehen sind wie der Nobelpreis, aber eben nur in Fachkreisen. Mir als Physikerin ist hier zum Beispiel keiner bekannt. Der Nobelpreis aber ist so gut wie jedem ein Begriff und gilt wohl allgemein als der wissenschaftliche Preis schlechthin. Und ich denke, dass es bei der Tradition des Nobelpreises noch sehr lange keinen ähnlich angesehenen Preis geben wird.
Was also tun? Sollen Arbeiten, wie die von Hopfield und Hinton, nicht mit dem Nobelpreis bedacht werden, weil sie nicht richtig in die Kategorien passt, die Nobel in seinem Testament vermerkt hat? Allerdings wusste Nobel vor ca. 120 Jahren noch nichts von künstlichen neuronalen Netzen. Vielleicht würde er heute ganz andere Kategorien aufstellen. Wenn ich mir einen Satz aus Nobels Testament anschaue, nämlich, der Preis solle an die gehen, „die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“, bin ich mir zumindest sicher: der diesjährige Physiknobelpreis ist vielleicht nicht im Sinne aller Physiker, aber durchaus im Sinne Nobels.
Die Autorin: Sabine Synkule

Durch ihr Elternhaus schon von Kindesbeinen an naturwissenschaftlich geprägt, war früh klar, dass Sabine Synkule auch beruflich einmal diese Richtung einschlagen würde. Nach einem Physikstudium und einer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin entschied sie sich schließlich dafür, nicht mehr selbst zu forschen, sondern über die Ergebnisse der Forschung anderer zu berichten. So ist sie schließlich im Fachjournalismus gelandet und dort für die Bereich Messtechnik, Sensoren und Stromversorgung zuständig. Deshalb – und weil sowieso niemand ihren Nachnamen richtig ausspricht – wird sie auch gerne als die Power-Frau von Hüthig vorgestellt. Privat würde niemand auf die Idee kommen, dass ihr Beruf etwas mit Technik zu tun hat. So fragt sie keiner ihrer Bekannten jemals um Rat, wenn einmal ein Fernseher oder Computer kaputt ist. Ihre Expertise wird nur bei der Umsetzung aufwändiger Kochrezepte oder dem Erstellen neuer Strick- und Stickmuster eingeholt.