Milliardenfusion im Chipdesign- und Simulationsmarkt

Synopsys vollzieht Übernahme von Ansys für 35 Mrd. US-Dollar

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Synopsys hat die 35 Mrd. US-Dollar schwere Übernahme von Ansys erfolgreich abgeschlossen. Die Transaktion erhielt zuvor weltweite behördliche Freigaben.
Synopsys hat die 35 Mrd. US-Dollar schwere Übernahme von Ansys erfolgreich abgeschlossen. Die Transaktion erhielt zuvor weltweite behördliche Freigaben.

Eine Übernahme für 35 Milliarden Dollar macht Synopsys zum neuen Tech-Schwergewicht: Durch die Integration von Ansys entsteht eine Plattform, die vom Chip bis zum intelligenten System große Veränderungen verspricht.

Synopsys hat die Übernahme von Ansys im Gesamtwert von rund 35 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, nachdem die Transaktion bereits im Januar 2024 angekündigt worden war. Das Unternehmen hat für Ansys etwa 19 Milliarden US-Dollar in bar sowie 16 Milliarden US-Dollar in Aktien gezahlt. Nach Abschluss halten ehemalige Ansys-Aktionäre etwa 16,5 Prozent am fusionierten Unternehmen.

Welche Ziele verfolgt Synopsys mit der Übernahme?

Durch die Akquisition von Ansys strebt Synopsys an, seine Kompetenzen im Bereich der Electronic Design Automation (EDA) mit den spezialisierten Simulations- und Analysefähigkeiten von Ansys zu bündeln. Im Mittelpunkt steht der „Silicon-to-System“-Ansatz, um umfassende Innovationslösungen für komplexe digitale Systeme und KI-basierte Produkte zu ermöglichen. Damit reagiert Synopsys auf zentrale Technologietrends wie zunehmende Digitalisierung, die Entwicklung softwaredefinierter Systeme und verstärkte Automatisierung.

Auswirkungen auf die Chipdesign- und Simulationsbranche

Synopsys will durch die Übernahme seine Marktposition in den Bereichen Chipdesign, Halbleitertechnik und Simulationssoftware ausbauen und weiterentwickeln. Zudem erschließt Synopsys Märkte, die außerhalb der traditionellen Halbleiterindustrie liegen – darunter Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie Konsumgüterindustrie, in denen Ansys bereits etabliert ist. Die Integration der Lösungen beider Unternehmen soll Kunden ermöglichen, komplexe Systeme effizienter und kostengünstiger zu entwickeln.

Regulatorische Anforderungen und Genehmigungen

Vor Abschluss der Übernahme waren umfangreiche behördliche Freigaben erforderlich, darunter Genehmigungen aus den USA, Europa und zuletzt China. Die chinesischen Behörden erteilten ihre Zustimmung am 16. Juli 2025 unter der Bedingung, dass Synopsys weiterhin diskriminierungsfreien Zugang zu seinen Produkten für chinesische Kunden gewährleistet und gegebenenfalls überlappende Geschäftsbereiche veräußert. Diese regulatorischen Auflagen gelten als entscheidender Schritt für die finale Genehmigung der Transaktion.

Wie gestaltet sich die technologische Integration und was sagt die Roadmap?

Synopsys plant eine rasche technologische Integration der beiden Unternehmen. Erste gemeinsame Produkte und Lösungen sollen bereits im ersten Halbjahr 2026 verfügbar sein. Diese integrierten Lösungen umfassen unter anderem die Fusion von Multiphysik-Technologien und den Einsatz modernster Verfahren wie Multi-Die-Chip-Packaging. Ziel ist, Entwicklungsprozesse für komplexe, intelligente Systeme, etwa in der Automobiltechnik und in Rechenzentren, deutlich zu beschleunigen.

Künftige Entwicklungen in der Praxis

In einer Videobotschaft erläutert Synopsys-CEO Sassine Ghazi konkrete Zukunftsszenarien für den Einsatz der gemeinsamen Technologie. Dazu gehört etwa die Möglichkeit, die Reichweite und Leistungsfähigkeit von Elektrofahrzeugen in Simulationen exakt vorherzusagen, ohne aufwendige Praxistests durchführen zu müssen. Ebenso könnten leistungsfähigere Multi-Stack-Chips entwickelt werden, die zu kompakteren und energieeffizienteren Rechenzentren führen.

Auswirkungen auf Kunden und Vertrieb

Um den Übergang für bestehende Kunden möglichst reibungslos zu gestalten, sollen die meisten bisherigen Vertriebskontakte zunächst unverändert bleiben. Änderungen werden gezielt kommuniziert, um Unterbrechungen der Geschäftsabläufe zu vermeiden. Technischer Support bleibt unverändert bestehen, die Support-Portale beider Unternehmen bleiben weiterhin aktiv. Somit ist gewährleistet, dass Kunden von Ansys und Synopsys weiterhin umfassend betreut werden.

Veränderungen im Management und im Vorstand

Mit dem Abschluss der Übernahme wurden personelle Veränderungen bekanntgegeben: Der frühere Ansys-CEO Ajei Gopal sowie der ehemalige Ansys-Vorstand Ravi Vijayaraghavan treten unmittelbar dem Vorstand von Synopsys bei. Beide betonen die gemeinsame Unternehmenskultur sowie die Chancen, die sich aus der engen Kooperation ergeben. Gopal erwartet eine schnelle und erfolgreiche Integration, die dem gemeinsamen Ziel dient, Innovationen voranzutreiben.,

Ausblick auf den Wettbewerb

Die Fusion könnte die Wettbewerbsposition von Synopsys im Vergleich zu anderen Marktführern wie Cadence oder Siemens EDA beeinflussen. Insbesondere durch die Kombination von EDA und umfassender Simulationstechnologie entsteht eine neue Wettbewerbssituation, in der Synopsys nun besser positioniert sein könnte, komplexe und KI-basierte Anwendungen effizienter zu entwickeln. Dies könnte langfristig die Marktanteile in relevanten Industriesegmenten verschieben.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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