
(Bild: Michael Schanz / SPREADFILMS GMBH)
E-Commerce hat sich im B2B-Sektor als effektivster Vertriebskanal durchgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle globale B2B-Pulse-Umfrage, die unter mehr als 3800 Entscheidungsträgern in 13 Ländern durchgeführt wurde. Laut den Befragten steht E-Commerce in Sachen Effizienz mit 35 Prozent an erster Stelle, vor persönlichem Verkauf (26 Prozent), Videokonferenz (12 Prozent), E-Mail (10 Prozent) und Telefon (8 Prozent).
Eine weitere Erkenntnis: Unternehmen, die Marktanteile gewinnen, verfügen neben Websites über umfassende E-Commerce-Angebote. Woran liegt das? Gerade im B2B-Geschäft brauchen die Kunden das richtige Produkt zur richtigen Zeit zum richtigen Preis. Gleichzeitig sind die Erwartungen bei dieser Kundengruppe so hoch wie nie. Zu diesen Erwartungen gehört eine echte One-Stop-Shop-Experience.
Mit Transformation zum Erfolg: von Conrad Business Supplies zum Online-Marktplatz
Um das zu ermöglichen, hat Conrad 2017 einen eigenen Online-Marktplatz speziell für Geschäftskunden gelauncht und befindet sich seitdem auf dem Weg zu einem von Europas führenden Beschaffungsplattformen für technischen Bedarf. In Sachen B2B-Geschäft und Plattformökonomie gehört das Unternehmen zu den Vorreitern: Bereits 1998 wurde das Geschäftsfeld Conrad Business Supplies offiziell gegründet, um verstärkt Geschäftskunden anzusprechen und ihre Bedarfe noch besser zu verstehen. Rund zwei Jahrzehnte später – genauer gesagt im Mai 2017 – launchte das Unternehmen den Conrad Marketplace.

Kuratiertes Sortiment auf Kundenbedürfnisse angepasst
Vor der Einführung seines Marktplatzes bot der Distributor ein rund 800.000 Artikel umfassendes Sortiment an. Mittlerweile sind bereits allein in Deutschland über 10 Millionen Produktangebote von verschiedenen Herstellern und Verkäufern auf der Conrad Sourcing Platform verfügbar, darunter Marken wie Molex, TE Connectivity, Tru Components, Vishay, Diotec oder Panasonic. Doch was sind die wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines B2B-Marktplatzes?

Klar ist: Die Nutzung des Marktplatzes muss einen eindeutigen Mehrwert für alle Beteiligten bieten. Aus Kundensicht bedeutet dieser Mehrwert ein gleichermaßen breites wie tiefes Sortiment und verlässliche Produktqualität – gerade im B2B-Bereich. Bei Conrad Electronic hat man sich deshalb für ein kuratiertes Marktplatzmodell entschieden und somit das Angebot möglichst ideal auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet
Das Unternehmen wählt deshalb seine Marktplatz-Partner gezielt aus und lässt ausschließlich geprüfte Hersteller und Distributoren zu.
Über Landesgrenzen hinweg
Sieben Jahre Conrad Marketplace und über 2 Millionen Geschäftskunden allein in Deutschland zeigen: Unternehmen wissen den Mehrwert einer Beschaffungsplattform mit einem Online-Marktplatz als integralen Bestandteil zu schätzen. Und auch für die Anbieter selbst bringt dieses Modell zahlreiche Vorteile mit sich, die für einen klassischen Händler nur schwer zu realisieren sind. Die dynamische Sortimentserweiterung in eine bestimmte Richtung war beispielsweise in Corona-Zeiten ein großes Plus. Dazu kommt die gute Skalierbarkeit, was unter anderem auch für die Internationalisierung eines Geschäftsmodells entscheidend ist.
Apropos Internationalisierung: Aktuell ist Conrad mit einem eigenen Marketplace bereits in Österreich, den Niederlanden, Italien und Frankreich aktiv, wo nun auch deutsche Hersteller und Distributoren ihre Ware anbieten können und umgekehrt. Weitergedacht bedeutet das, dass Cross-Border-Beschaffung über die Conrad Sourcing Platform europaweit möglich wird.

Kundenprojektevon Produktentwicklung bis zur Auslieferung unterstützen
Ein Netzwerk aus Menschen, digitalen Lösungen, Services und Partnern, das mit seinem Angebot zum Unternehmenserfolg beiträgt: Das ist der Anspruch der Conrad Sourcing Platform. Persönliche Beratung durch das Außendienst-Team sind also ebenso im Portfolio wie maßgeschneiderte Services und Dienstleistungen. Neben Services für Sonderbeschaffung, Messgeräte-Kalibrierung, 3D-Druck oder Kabelmeterware bietet Conrad deshalb auch Unterstützung bei der Umsetzung größerer Projekte an. Das Team im Bereich Product Sourcing & Development beispielsweise wird immer dann aktiv, wenn ein Unternehmen ein spezielles Produkt sucht. Conrad übernimmt in diesem Fall in enger Abstimmung mit dem Kunden Produktentwicklung, Prototyping, Serienfertigung und Auslieferung, sogar bei Volumengeschäften mit großen Stückzahlen. Basis für diese Dienstleistung ist ein erprobtes Herstellernetzwerk, ein erfahrenes international versiertes Qualitätssicherungsteam sowie Partnerschaften mit weltweit agierenden Spediteuren.
E-Procurement als Schlüssel
Als Bindeglied zwischen Hersteller und Kunde agiert Conrad als Problemlöser und liefert die Teile zum Erfolg. Dazu gehören auch elektronische Beschaffungslösungen für Unternehmen aller Branchen und Größen. Stichwort E-Procurement: Gerade im Bestellprozess von C-Teilen ist die Einführung ein Level-Up im Einkauf. Im Kern geht es darum, Prozesse und Workflows zu beschleunigen und dafür zu sorgen, dass alle am Prozess Beteiligten die jeweils notwendigen Informationen mit einem Klick parat haben.
Interview mit Rainer Prölß: E-Procurement für alle
Weltweite Konflikte und Krisen und damit verbundene Versorgungsengpässe stellen Einkaufsverantwortliche vor enorme Herausforderungen. Diese haben derzeit alle Hände voll zu tun, um den Balanceakt zwischen Qualitätssicherung, Versorgungssicherheit und Kosteneinsparung zu meistern und gleichzeitig dem Tagesgeschäft „Beschaffen” nachzukommen. Digitalisierte und automatisierte Prozesse halten ihnen den Rücken frei. Als Beschaffungsplattform hält Conrad Electronic deshalb nicht nur ein umfangreiches Produktangebot bereit, sondern ermöglicht Unternehmen außerdem elektronische Anbindungen an die Conrad Sourcing Platform. Wie genau das aussehen kann und welche Vorteile E-Procurement Einkaufsverantwortlichen bringt, darüber spricht Rainer Prölß, Senior Expert Produkt & Projektmanager bei Conrad Electronic, im Interview.
Welche Rolle spielt E-Procurement für eine starke Supply Chain?
Dass die richtigen Produkte, Services und Dienstleistungen zur richtigen Zeit und zu den bestmöglichen Konditionen beschafft werden, wird in einer Welt, die sich immer schneller dreht, immer wichtiger. Genau das kann die Digitalisierung des Beschaffungsprozesses leisten, indem Prozessschritte optimiert und damit Medienbrüche vermieden werden. Für unsere Geschäftskunden heißt das: Die gesamte Customer Journey der Beschaffung ist digital und automatisiert abbildbar.
Was sind die Wege der Materialbeschaffung?
Natürlich können Unternehmen nach wie vor ganz klassisch im Webshop einkaufen. Wenn es um Zeit und Kosteneinsparung geht, bringt E-Procurement jedoch immense Vorteile – für Unternehmen aller Größen und Branchen. Deshalb bieten wir auch in diesem Bereich die jeweils maßgeschneiderte Lösung: Unternehmen mit eigenem Bestell- oder ERP-System können sich per Open Catalog Interface (OCI) an unsere Plattform anbinden. So erhält der Kunde in seiner Systemlandschaft Zugriff auf einen webbasierten Katalog, dort kann er seinen Warenkorb erstellen und in sein ERP oder seine Procurement-Lösung übertragen (PunchOut). Per EDI, also elektronischen Datenaustausch, können zudem auch nach dem Bestellvorgang Nachrichten automatisiert ausgetauscht werden, wie etwa Bestellbestätigung, Lieferschein, Zahlungsavis oder Rechnung.
Wie lassen sich die Lösungen integrieren?
Ein eigenständiges Team arbeitet direkt mit unseren Geschäftskunden zusammen, um eine ideale Integration in deren Systeme und einen reibungslosen Prozess möglich zu machen. Interessierten Unternehmen mit eigenem ERP-System stehen also zum einen unsere Kundenbetreuer*innen zur Verfügung, welche die jeweils gegebenen Voraussetzungen prüfen und Kundenanforderungen passgenau bearbeiten. Geschäftskunden können aber auch auf unseren OCI-Selfservice zurückgreifen und sich ihren OCI-Shop eigenständig konfigurieren. Das alles ist kostenfrei und einfach zu finden unter conrad.de/oci.
Was ändert sich mit einer solchen Lösung?
Das Team im Einkauf gewinnt Zeit für wichtigere Themen, um den aktuellen Herausforderungen in der Beschaffung zu begegnen, Preis- und Konditionsverhandlung mit neuen Lieferanten zu führen und ausführliche Marktanalyse zur Beschaffung neuer Bauteile durchzuführen. Und natürlich wird durch einen verschlankten und konsolidierten Beschaffungsprozess auch Maverick Buying reduziert und somit vermieden, dass Artikel am Einkauf vorbei bestellt werden.

Für kleinere Unternehmen ohne eigenes ERP-System haben wir eine eigene Lösung entwickelt. Sie heißt Conrad Smart Procure und bietet ohne komplizierten Anbindungsprozess eine einfache Schnittstelle an den dauerhaft aktuellen Produktkatalog. Mit diesem browserbasierten und kostenfreien Tool können Teams über verschiedene Abteilungen hinweg ihren eigenen Bedarf über einen zentralen Account decken. Gleichzeitig behalten Vorgesetzte oder Einkaufsverantwortliche dank Freigabeworkflows und Analyse-Dashboard immer und überall den vollen Überblick.
Gibt es ein Praxisbeispiel?
Ein gutes Beispiel ist die Tochterfirma eines Energieversorgers, mit der wir eine E-Procurement-Anbindung an unseren Shop realisiert haben. Status quo in diesem Unternehmen waren aufwändige manuelle Bestellprozesse, die gut und gerne mal sieben bis acht Schritte erforderten: Es ging los mit der Bedarfsermittlung. Dann muss die Anfrage per Mail gestellt und bei uns erfasst werden. Wir erstellen daraufhin ein Angebot und schicken es per Mail wieder zurück. Dort wird es vom Kunden geprüft und anschließend die Bestellung erfasst. Und schließlich ist es an den Verantwortlichen der Muttergesellschaft, sich alle Bestandteile in ihrer Procurement-Lösung zusammenzusuchen und die Bestellung aufzugeben. Alles in allem also ein Riesenaufwand.
Dank Conrad Smart Procure entfällt genau dieser Zeit- und Personalaufwand beim Bestellprozess. Denn seitdem können die Einkaufsverantwortlichen die individuellen Konditionen und Live-Bestände der gewünschten Produkte direkt im System einsehen und dort ihre Bestellung vornehmen. Conrad Smart Procure bietet dabei kostenlos viele Individualisierungsmöglichkeiten wie Genehmigungsverfahren, Kostenstellenstrukturen und Lieferadressenverwaltung, um jegliche Abläufe perfekt an existierende Unternehmensstrukturen und Hierarchien anzupassen.
Fazit
Der größte Vorteil von elektronischer Beschaffung im Vergleich zu herkömmlichen Webshops ist, dass Einkaufsprozesse an die Unternehmensstruktur angepasst werden können. Durch digitale Freigabeworkflows mit dediziertem Rollenmanagement entstehen mehr Flexibilität und Geschwindigkeit. Dabei werden Daten in Echtzeit übermittelt, was eine schnelle Abwicklung der Bestellung ermöglicht und Fehler minimiert. So kann durchschnittlich mit bis zu 30 Prozent Einsparung bei den Prozesskosten gerechnet werden. (bs)